Dienstag, März 12, 2002
Intern.de meldet: Seltsame Beweise für die Gefährlichkeit
von Musiktauschbörsen
Michael Green, Präsident der "National Academy of Recording Arts and Sciences" wollte bei der Verleihung der Grammy Awards demonstrieren, wie groß die Gefahr ist, die vom Musiktausch im Internet ausgeht. Dazu zeigte er Filmaufnahmen von drei Jugendlichen, die er für diesen Zweck angeheuert hatte und die innerhalb von zwei Tagen mehr als 6.000 Musiktitel von frei zugänglichen Web-Sites geladen hatten. Etwas befremdlich erschien schon, dass ein Vertreter der Musikindustrie drei junge Männer, darunter einen Jugendlichen von 17 Jahren, für einen Stundenlohn von 12 Dollar zu einer Aktivität verpflichtete, die von seiner Branche als illegal bezeichnet wird. Noch befremdlicher: Einer der Zeugen, der Jugendliche, stellte sich der Öffentlichkeit und gab an, dass die Aussagen Greens falsch seien. Zunächst einmal sei man nicht für zwei, sondern für drei Tage angeworben worden, die Rechner - sofern nicht abgestürzt - liefen jede Nacht. Er habe als einziger der drei Probanden Tauschbörsen "extensiv" genutzt. Seine Kollegen hätten dagegen Freunde mobilisiert, die ihre Musikstücke via Instant Messenger geschickt haben. Bei seinen eigenen Tauschversuchen seien mindestens die Hälfte der Downloads fehlgeschlagen. Außer einigen (legalen) Downloads von MP3.com stammte keiner der 6.000 Titel von frei zugänglichen Web-Sites.
Mehr davon, liebe Musikindustrie: Wenn der Popanz "der böse Musikkopierer" unter den Bedingungen der Realität immer wieder zusammenbricht, generiert sie nach und nach immer mehr Ablehnung ihrer seltsamen Geschäftspraktiken. Das kann letztlich nur zur einzig möglichen Erkenntnis führen: Musik wird billig hergestellt und völlig überteuert verkauft. Solange das so ist, werden immer mehr Konsumenten von CDs die Finger lassen. Es wird für die Musikindustrie sicher ein schwer zu schluckender (wie man an Hand der beleidigten Art und Weise, den Konsumenten zu Kriminellen zu machen, weil sie nichts mehr kaufen), aber notwendiger Lernprozess sein: Zu akzeptieren, daß die Nachfrage das Angebot bestimmt und nicht umgekehrt - der Kunde sitzt am längeren Hebel, denn der gibt das Geld aus... oder eben nicht. von Jens Scholz direct link
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