Montag, Mai 13, 2002
Kein Krieg, nirgends: Die Deutschen und der Terror.
So gern ich Polemik habe, und so lieb mir die klare Sprache eines Broder ist, hier ist er schlicht zu Platt, wenn er versucht, eine wichtige Diskussion ins Lächerliche zu ziehen, die nach dem 11.9. erfreulich breit und mit erstaunlicher Detailliertheit in Medien, Kultur und Gesellschaft geführt wurde.
Diese Diskussion um die Attentate, in denen die Rolle der USA als Weltpolizist und dem ungehemmten Einsatz ihrer Machtmittel erfreulicherweise auch mal zum Thema wurde statt in ergebener Erschütterung kritiklos und brav die "uneingeschränkte Solidarität" zu demonstrieren war enorm wichtig. Sicher gab es die seltsamsten Positionen dabei in der die Dämonisierung der USA in schauerlichsten Bildern zelebriert wird oder auch eine fiese Schadenfreude zum Vorschein kommt und die Broder auch süffisant und oft zornig zerpflückt, aber er mißbraucht diese Extremwerte meines Erachtens, um die nachdenklicheren und differenzierenden Töne z.B. eines Grass zu diffamieren und nur noch seine ganz unglückliche Hurra-Amerikanische Nur-So-Darf-Gedacht-Werden Sichtweise übrigzulassen.
Gerade weils Broder ist ist das sehr schmerzhaft zu lesen und wo ich seine SPIEGEL-Artikel noch gut nachvollziehen und akzeptieren konnte, jedoch durchaus nicht seiner Meinung war und ihn auch nicht so verstand, daß er dies gerne hätte, so lese ich hier eine inhaltlich reaktionäre und demagogisch sehr fragwürdige Geisteshaltung heraus, der ich mich anzuschließen habe oder ich gehöre automatisch zu den antiamerikanischen revanchistischen hämischen Amerikahassern, als die er alle jene zeichnet, die der Meinung sind, die Attentate könnten durchaus Ursachen haben, die auch dem Handeln und dem Auftreten der USA in der Vergangenheit entspringen können.
Das Buch ist dennoch sehr unterhaltsam und als eine Dokumentation der unterschiedlichen Meinungen und auch der Meinungsverirrungen hervorragend zusammengestellt...nur daß eine Verirrung sich durch das Buch wie ein Broder Faden hindurchzieht. von Jens Scholz direct link
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