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Montag, Juli 22, 2002

Kleine Bibelstunde: Alttestamentarische Rethorik
Eine der Lieblingszitate aus dem alten Testament, das gerne zur Beschreibung von harten Vergeltungsmaßnahmen gebraucht wird ist das Talionsgesetz in Ex 21,24. Luther übersetzte diesen Part mit "Auge um Auge, Zahn um Zahn" und er wird als Rumpfzitat immer wieder zum Beweis eines "jüdischen Gesetz(es) der Wiedervergeltung" (Jerusal. Bibel Freiburg, Fußnote) herangezogen.
Im Moment wird dieser Begriff wieder einmal inflationär bemüht, um den Vorgang einer Blutrache zu beschreiben, die Herr Bush jr. exempelhaft an all den Bösen Schurkenstaaten dieser Welt zu statuieren gedenkt. Auch im Zusammenhang mit dem Vorgehen der israelischen Exekutive gegen die Palästinensische Bevölkerung taucht es immer wieder auf.
Gemeint ist mit dieser Thora-Stelle aber eigentlich etwas völlig anderes: Der Schädiger muß dem Geschädigten einen Ersatz für das Organ geben, das seine Funktion ersetzt. Dies ist die Einführung des Prinzips Wiedergutmachung statt Vergeltung und entsprechend ungeheuerlich ist es, daß diese Bibelstelle ständig zum Beweis genau des Gegenteils herangezogen wird. Der Fehler liegt rein linguistisch in der Übersetzung des Wortes "tachat": es heißt nicht "um", sondern "an Stelle von", es ist somit überhaupt nicht vom Geschädigten die Rede, der Rache nehmen soll sondern der Schädiger wird zur Wiedergutmachung aufgefordert. Die Abgeltung durch Schadensersatz ist nämlich schon lange vor Jesus Rechtsprinzip (Talmud BQ 83b-84a; Ketubot 38a). Die Stelle heißt also eigentlich "Gib ein Auge für ein Auge und einen Zahn für einen Zahn".
Die den alten Juden zugeschriebene Lust auf Rache wird im AT explizit verdammt: Lev 19,18 sagt "Sei nicht rachsüchtig, (...) sondern liebe deinen Nächsten wie dich selbst" und genau diese Bibelstelle ist es, die Jesus im NT zitiert und nicht etwa als neues Prinzip erfindet. Jesus war gläubiger Jude und hat nichts anderes verbreiten wollen, als jüdischen Glauben.
Eine andere Stelle, die als Beweis für den Rachegott herhalten muß ist Dt 32,35: "Mein ist die Ahndung" (nicht die Rache, j.) "spricht der Herr". Der Sinn dieser Mahnung wird komplett verdreht, denn eigentlich will hier nur gesagt sein, daß Rache verboten und dem Menschen Gerechtigkeit von Gott widerfahren wird. Lev. 19,18 sagt folgerichtig "Du sollst nicht vergelten!".
Dies ist der aktuellen christlichen Theologie eigentlich wohlbekannt, dennoch wird im Religionsunterricht das Talionsgesetz in bekannt falscher Form zur bekannt unkorrekten Argumentation genutzt. Welche Motivation dahinter steckt muß man sich fragen und ob vor diesem Hintergrund die kläglich ausgefallene päpstliche Entschuldigung letzten Jahres bei den Juden für die Entstellung ihrer religiösen Inhalte durch die katholische Kirche das Papier Wert ist, auf das sie gedruckt ist.
von Jens Scholz   direct link     
 
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