Montag, August 19, 2002
DVD-Tip: Das Schwarze Loch
Das Schwarze Loch ist einer der Filme, die auf dem ersten Blick nicht so gefallen können sondern erst beim zweiten oder dritten ansehen beginnen, im Hirn festzukleben. Es entwirft ein düsteres Bild der Menschheit in der Zukunft, in der allein die Roboter noch Werte wie Loyalität und Freundschaft hochhalten. Es verstört Kinder, für die der Film eigentlich gemacht wurde, durch die ungeheure Präsenz und Aura von Maximilian Schell: Er spielt ausgerechnet in einem "Unterhaltungsfilm für die ganze Familie" seine für mich bis heute beste Leistung aus. Er muß sich mit der Figur so identifiziert haben, daß er die Motive dafür, die Besatzung eines ganzes Raumschiffes zu hirnlosen Arbeitszombies zu verwandeln, in seiner Rolle schon fast zu verständlich rüberbringen konnte.
Demgegenüber waren die Roboter wie blechgewordene Zeichentrickfiguren. Sie konnten aber nicht hinwegtäuschen, daß die Geschichte in Wirklichkeit eine ganz ganz böse und für Kinder nicht wirklich verständliche Fabel über Menschlichkeit und wann sie versagen kann, ist. Den Robotern ist dabei "positives menschliches Verhalten" einprogrammiert und so sind sie es, die letztlich immer wieder mutig und selbstlos in die Bresche springen.
Auch der Schluß, die Reise durchs schwarze Loch, als man sogar bewiesen bekommt, daß der verrückte Wissenschaftler gar nicht so verrückt war sondern tatsächlich geschafft hatte, was ihm keiner glauben wollte, ist für Kinder nicht mehr nachvollziehbar. Ist das ein Traum? Warum ist Schell im Roboter gefangen? Haben die beiden dadurch überlebt um einen eventuellen zweiten Teil zu ermöglichen? Ist es eine Metaphersammlung? So offene Fragen kann man in einem Kinderfilm nicht stellen und es scheint der Beweis zu sein, daß es sich hier um ein Drehbuch handelte, das ursprünglich gar nicht an Kinder gerichtet war.
Der Film ist ein Werk mit ungewöhnlich hohen Ansprüchen, die damals nicht alle eingehalten werden konnten. Dennoch ist er auch heute noch ein visuelles Fest (das riesige Glasraumschiff in seiner jugendstilhaften Schönheit ist ungeheuer beindruckend) und der Soundtrack ist so ein Wechselspiel zwischen schaurig schön und hoffnungslos grimmig und unterstützt die Grundstimmung des Streifens damit perfekt. Damals gab es übrigens auch ein schönes Making Of, das ich in der Beschreibung der DVD leider nicht gefunden habe... von Jens Scholz direct link
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