Montag, August 05, 2002
Wenn man Opfer von Kampagnen wird...
...hat mans ganz schön schwer. Schön, daß es dann auch mal die erwischt, die im Frühling noch Computerspieler dämonisiert haben, um von der Ohnmacht über den Ausraster eines vom Druck der Leistungsgesellschaft zerstörten Jugendlichen abzulenken.
Nun hat die SPD Strafanzeige gegen "Bild", BdS und den FDP-Mann Müller gestellt, worauf am Wochenende Chefredakteure und Herausgeber von elf namhaften Zeitungen, Magazinen und Fernsehsendern gegen die Anzeige von SPD-Generalsekretär Franz Müntefering protestiert haben.
Der Protest wiederum ist freilich genauso dämlich, denn er zeigt, daß die Presse offenbar keine Skrupel hat, für eine gute Story den Datenschutz zu mißachten oder durch Kampagnenstil Grundsätze des Journalismus wie Sachlichkeit und Unparteilichkeit völlig zu vergessen. Ich hätte damals gerne gewußt, wie die Presse darauf gekommen sein will, für "die Deutschen" zu sprechen, Verbote und Zensur von Computerspielen mit geradezu sabbernd blutrünstigem Hetzvokabular in deren Namen einzufordern. Insoweit bin ich völlig aus Münteferings Seite.
Die Presse spielt Gott und Volkes Stimme, probiert die Geschicke zu lenken statt zu beschreiben, und das ist nicht ihre Aufgabe. Glaubt sie, daß sie das ist, gehört ihr mal gehörig eins hinter die Ohren. Ich kann mit Journalismus nichts anfangen, wenn er mich für dumm verkauft und bedrängt statt berichtet. von Jens Scholz direct link
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