Dienstag, August 06, 2002
ZDF über Counterstrike-Spieler: Da isse ja...
...die Reportage über die blutrünstigen und abstumpfenden Ballerspiele. Im Moment (23.00h) im Zweiten. "Steinhäuser war Counterstrike-Spieler", höre ich grade. Soso. Und das bedeutet jetzt was? Natürlich den Umkehrschluß: Counterstrike-Spieler sind Steinhäusers. Gell?
Interessant jedenfalls ist die "Diskussion" jetzt nach der Sendung. Da ist ein Mensch dabei, der möchte, daß Jugendliche Halma und Mensch ärgere Dich nicht spielen und wirft mit Klischees nur so um sich. Wobei der natürlich schon lange den Bezug zu der kritisierten Generation verloren hat. Er macht denn auch das, was jeder tut, der seine Extremposition als "Normal" ansieht: Er fährt mit völlig überzogenen Beispielen auf ("in Amerika spielen Kinder mit acht Jahren schon Ballerspiele!" usw.) um gegen eine Standardsituation zu protestieren. Diese Standardsituation allerdings betrifft eben keine Achtjährigen. Auch für Jugendliche Counterstrikespieler ist es undekbar, daß Achtjährige Counterstrike spielen.
Das lustige dabei ist, daß der Mann genau das tut, was er den Jugendlichen vorwirft. Er unterscheidet nicht zwischen dem, was im Spiel vor sich geht (Leute werden "erschossen") und dem was tatsächlich geschieht (Mäuse zielen auf Pixelgestalten um ein Teamziel zu erreichen). Die offenbar sehr gut vorbereitete Psychologin führte ihn dann in folgenden Dialog: Sie sagte, daß der Sinn des Spieles dem eines Fußballspieles ähnelt. Der ältere Knabe fiel prompt drauf rein und sagte "Nein! Fußball ist etwas völlig anderes, da kommt ja niemand zu Schaden" worauf die völlig korrekte Antwort folgte: "Auch bei Computerspielen kommt niemand zu Schaden". Wahrscheinlich hat er gar nicht verstanden, was da lief, aber ich hoffe doch, daß die Zuschauer das zumindest zum Teil kapiert haben.
Er versucht übrigens immer noch (viertel Stunde Sendezeit noch), die Gesprächspartner davon zu überzeugen, daß da irgendwie Personen erschossen werden. Find ich lustig, denn er versucht damit Leuten, die das Spiel besser kennen und öfter (bzw. im Gegensatz zu ihm überhaupt) spielen seine eigene Vorstellung, warum er so ein Spiel spielen würde, zu erkären und ihnen als ihre Intention unterzuschieben.
Ansonsten ist es ziemlich müßig, sich mit solchen Leuten zu befassen. Jemandem zuzuhören, der klare und sachlichen Argumente mit engstirnigen Verbotsgeschrei, mit der Wiederholung von Allgemeinplätzen ("Sie können doch nicht ernsthaft annehmen...") oder dem Rennen in Extrembeispiele beantwortet und das Wort "Medienkompetenz" nicht kennt ("Ach, erzählen Sie doch nichts über Medienkompetenz" Früher gab es...") ist letztlich langweilig und unergiebig. von Jens Scholz direct link
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