Donnerstag, September 05, 2002
Was das Öde...
Der Film Virtuelle Welten, der gestern auf 3Sat lief, war so ziemlich die oberflächlichste und platteste Behandlung des Themas Computerspiele in den letzten Wochen (und was sollte das eigentlich mit virtuellen Welten zu tun haben?). Da sagt z.B. die Erzählerin brav auf, daß Computerspiele eine einsame Beschäftigung ist und der Film zeigt, wie grad jemand auf ne LAN-Party stiefelt und andere Gamer begrüßt, natürlich mit komischer Spannungsmusik unterlegt, die irgendwie nicht so recht zu den Bildern von jemandem passt, der grad gemütlich eine Pizza mampft.
Dann gabs einen Opa (irgendwie Historiker), der die olle Leier abließ, daß ja die Entwicklung der Computertechnologie in den Achtzigern abgeschlossen sei und es nun nur noch mehr RAM und bessere Grafik gäbe und überhaupt Computerspiele für Kinder schädlich sind, weil Computerspiele bekanntlich lediglich Reaktionen auf vorgegebene Situationen verlangen würden und das seie ja nicht spielen. Was mir schlicht sagt, daß er erstens keine Ahnung von Computerspielen hat, wenn er noch in Konzepten denkt, die "Defender" oder "Donkey Kong" zum tragen kamen, zweitens von Onlinespielen nie gehört hat (die widersprechen beiden Thesen) und zweitens wohl einfach schon in den Achtzigern zur "Früher war alles Besser"-Generation gewechselt ist ohne es zu merken.
Natürlich war auch der Langeweiler "Americas Army" Thema und wurde flugs der Beweis dafür, wie manipulativ und böse Shooter-Games sind, weil das Spiel ja perfide Kids spielerisch auf Militär drillt. Vergessen hat sie dabe aber wohl, daß das Spiel bei weitem nicht so erfolgreich ist, wie man dachte, da genau der Realismus den typischen Spieler nervt: Der will nämlich wirklich "nur" spielen, also der Realität eine Weile entkommen, und eben nicht eine anstrengende Simulation einer militärischen Ausbildung absolvieren. Insoweit ist die Ablehnung des kostenlosen AA zu Gunsten von eher an "Kinorealität" angelehnten Kaufspielen (GTA3, Counterstrike usw.) sogar ein Beweis gegen diese These.
Letztlich war die Hauptaussage natürlich, daß Computer gefälligst für "sinnvolle" Dinge benutzt werden sollten, also Autocrashsimulationen oder Medizin, Spieleentwickler weltfremde hirnweiche Idioten sind die Spiele eigentlich nur für sich programmieren und nicht aus pädagogischen oder ähnlich sinnvollen Gründen. Der einzige Mensch übrigens, der wirklich erläutern konnte, warum man Computerspiele spielt (und daß übrigens jedwede technische Erfindungen schon immer auch zum Spielen genutzt wurden und werden) wurde von den längeren polemischen Strecken so weit entfernt platziert, daß seine Aussagen ziemlich zusammenhanglos daher kamen. Insgesamt war die gesamte Sendung aber so oberflächlich und belanglos, daß sich da wahrscheinlich eh schon eine Stunde später keiner mehr dran erinnert. Das ist dann auch ganz ok so. von Jens Scholz direct link
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