Dienstag, Januar 21, 2003
Life two: Warum ich der Musikindustrie kein Wort glaube
Ich wollte ja mal Musiker werden. Ich war sogar schon Musiker: Mit Sven am Schlagzeug und Mario am Zupfwerk und immer mal wechselnden weiteren Besetzungen waren wir live schon ziemlich groovig, auch wenn ich immer die Bassläufe auf dem Keyboard spielen musste, weil wir fast nie einen richtigen Basser hatten. Allerdings kann ich das dadurch ziemlich gut, Bassläufe spielen.
Ich hatte damals den Yamaha-Sampler bei der "Keyboards"-Zeitschrift gewonnen, den die unter den Neuabonnenten verlost hatten. Hab mit dem Abo gewartet, bis da mal was gescheites dabei war und zu irgend einem Jubiläum haben die dann diesen Sample-Expander rausgelassen. Zugeschlagen. Gewonnen. Zack!
Das brachte mich in die Lage, ein paar sehr gute Pianosounds zu haben und war dann auch entsprechend gut in Übung, als mich irgendwann Mal einige Zeit später jemand fragte, ob ich ihm für sein "Ambientprojekt", das er grad "produziere" (die reden ja alle so, die Techno-DJs), mal ein paar Klavierläufe einspielen könnte, weil er sich vorstellte, dass sich das bestimmt toll anhört, wenn ein warmer Klaviersound auf coolen Ambience-Rythmen liegt (ja, diese Idee war damals ziemlich neu). Klar machte ich das. Er war begeistert, es hörte sich alle ziemlich geil an und er meinte, wenn das nicht reinhaut, dann hat er den falschen Job.
Und dann rief er irgendwann an und erzählte, dass seine DAT-Bänder geklaut wurden, direkt aus dem Studio seiner Plattenfirma, einem kleinen, aber bekannten Technolabel. Er war ausser sich, denn er vermutete, dass es die Firma selbst war, die die Bänder abgegriffen hatte.
Ich machs jetzt kurz: Einer der drei geklauten Titel war nach drei Wochen als angebliche italienische Produktion in den Charts. Weit oben in den Charts.
Der DJ von damals wollte, weil er ja in seinem Homestudio noch die Midifiles hatte, einen Aufstand machen. Machte er aber nie, stattdessen ist er plötzlich in ein Label aufgestiegen, das kommerzieller vermarktet wurde und durfte mit seinem Zeug in die Sampler, die in der Werbung auf Pro7 und RTL2 rauf und runter beworben werden. Das Thema war gegessen, ich habe nie wieder was von ihm gehört. Ich nehme an, sie ham ihn gekauft und er hat die Schnauze gehalten. Ich war wieder um eine Erfahrung reicher und lasse sämtliche Finger aus diesem Business, das den Kampf gegen Tauschbörsen mit dem Schutz der kreativen Leistung von Künstlern begründet. Ha! Das nenn ich mal zynisch. Was soll ich sagen? Musik mach ich dann doch lieber einfach nur für mich, einen Beruf in einer solchen Umgebung brauch ich dann doch nicht. One more down, seven to go.
Lied: (sorry, sag ich nicht) von Jens Scholz direct link
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