Montag, April 28, 2003
The One And Only
Was ich ja liebe sind Leute, die derart überzeugt von ihrer eigenen Wahrnehmung sind, dass sie sie nicht mehr mit ihrer Umgebung abstimmen müssen. Die stören mich auch gar nicht, so lange sie das mit sich selbst abwickeln, ich werde daher niemanden versuchen, aus seiner Traumwelt zu reissen, wenn er nicht möchte. Ich kenne ja inzwischen genügend "Szenen", in denen die Lebensumstände nicht in Deckung mit dem Selbstbild sind, man gewöhnt sich ab, diese Leute darauf aufmerksam zu machen.
Leider nun gibt es aber auch Zeitgenossen, deren Wahrnehmung von mir, meiner Meinung und den Motiven, Dinge auf eine bestimmte Art zu tun oder zu sagen, schon im Vorraus festzuliegen scheint. Deren offenbar völlig absolute Weltsicht nicht einmal mehr den Gedanken zulässt, dass es eventuell neben ihrer eigenen Sichtweise auch noch andere, möglicherweise gleichberechtigte gibt und so im Geisterfahrerprinzip ("Ein Geisterfahrer? Das sind Hunderte!") durchs Leben steuern. Klar, das macht das Leben spannender und gefährlicher, aber eben auch für die Anderen. Oder mich. Und ich brauche das nicht, meine Wirklichkeit ist interessant genug, ich brauche nicht auch noch mangels realer Bedrohungen für Verschwörungstheorien herhalten und auch noch als Dummkopf angepisst zu werden, zumal ja, wie es bei solchen Leuten ja auch grundsätzlich üblich ist, nicht einmal mit mir persönlich kommuniziert wird - die vorzeitige Auflösung wäre wahrscheinlich aber auch zu unspannend.
Ein Erkennungsmerkmal für solche Menschen ist übrigens, dass sie genau das tun, was sie offenbar anprangern. Hat man eine andere Sicht der Dinge, landet man automatisch in der Achse des Bösen, selbst wenn man in der Sache das selbe Ziel verfolgt und ziemlich ähnliche Ansichten hat. Aber auch diese Reduktion der Welt ins christliche Gut und Böse Schema ist ja nicht neu, sondern gerade im Moment wieder so richtig modern. Demokratie und Sachdebatten werden ja selbst in unserer Regierung als Gefahr wahrgenommen. von Jens Scholz direct link
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