Donnerstag, Mai 08, 2003
X-Men 2
Bei Telepolis lobt man die implizierten Botschaften des Filmes ja ein wenig überenthusiastisch und interpretiert einen Haufen Zeug rein, der sicher nicht so gedacht war: Anspielungen auf den von den USA als unvermeidlich verkauften Irak-Krieg zum Beispiel gibt es dort nun wirklich nicht - der Film war letzten Herbst längst abgedreht, das Script ist 2 Jahre alt. Das zentrale Thema der X-Men ist wie schon in den Comics und im ersten Teil Rassismus und Xenophobie.
Überhaupt muss man für den zweiten Teil der Mutantensaga einiges an Vorwissen haben, gerade für die Sub-Story von Jean Grey, die über den gesamten Film eine Veränderung durchlebt, die am Schluss nur von denen verstanden werden kann, die wissen, dass sie zu einer der mächtigsten Mutantinnen wird, die die X-Men kennen. Der Hinweis darauf, dass das auch so beabsichtigt ist und wir Jean somit in Teil 3 wiedersehen werden findet sich im Abspann, wo das CGI-Team für die "Phoenix-Effects" aufgelistet wird.
Aber fangen wir globaler an: Mir hat der Film sehr gut gefallen. Er ist unterhaltsam und hat wesentlich mehr von dem gezeigt, was ich schon im ersten Teil erwartet hatte. Die vielen völlig unterschiedlichen Mutanten und ihre Kräfte im Einsatz. Das Intro, in dem sich Nightcrawler durchs weisse Haus prügelt (zu Dies Irae - so klasse!) ist phantastisch. Pyros Amoklauf ebenfalls. Magnetos Ausbruch ist gut, mich störte allerdings diese zu billig umgesetzte Flugszene darin. Absolut begeistert war ich von Mystiques Auftritten: Ihr Szenenapplaus für den Stinkefinger ist völlig verdient.
Zur Story und vor allem zur Charakterdarstellung gilt die schon erwähnte Einschränkung, dass man wesentlich mehr sieht, wenn man die Comics kennt. Es wird zu Gunsten der Handlung sehr oft auf Hintergrundinfos verzichtet, bei den aus Teil eins bekannten Figuren zum grossen Teil ganz (wie z.B. bei Rogue und ihrem Verhältnis zu Wolverine). Zuschauer, die Teil Eins nicht kennen haben es somit etwas schwer, den nicht ganz so im Mittelpunkt stehenden Personen irgendetwas abzugewinnen; wenn man die Comics und Teil eins nicht kennt dann - siehe Telepolis - führt das sogar in sehr wichtigen Aspekten zu Fehlschlüssen.
Ein wenig genervt hat mich, dass die geheime Militärbasis schon wieder mal an einen dafür völlig ungeeigneten Ort gebaut wurde. Man baut ja als Bösewicht seine geheimen Basen an lawinengefährdeten Hängen, ausbruchgefährdeten Vulkanen, auf und aus Eis oder eben wie hier geschehen unter einen Stausee, der natürlich dann alles überfluten wird und für die superknappe Flucht der Helden sorgen wird. Gähn. Erfrischend dagegen und die absolute Stärke des Films waren die völlig nachvollziehbaren Motivationen der Protagonisten. Wie schon in Teil eins, vielleicht sogar noch mehr, sind Magnetos (der "böse" Mutant) Gewaltakte im Rahmen seines Charakters dadurch immer nachvollziehbar, denn er und Mystique führen nunmal einen Guerillakrieg mit dem Ziel, ihr Überleben zu sichern, da ist eben jeder tote Gegner ein guter Gegner. Der schwere Weg der X-Men, die nie endende Aufgabe, die sich Professor Xavier stellt, ist der, ein Zusammenleben zu erreichen. Ein Ziel, das, wie die Geschichte des Rassismus zeigt, nie erreicht werden wird. von Jens Scholz direct link
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