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Montag, Juni 09, 2003

Fearless
Peter Weir, den ich ja sehr mag, auch wenn er mich mit der öden Truman Story ziemlich enttäuschte, drehte mit "Fearless" auch einen Film mit Jeff Bridges. Ich studierte damals in Heidelberg und ein Kommilitone von mir ging öfter mal mit mir ins Kino. Ich weiss gar nicht, warum er immer wieder mit ging, es gefiel ihn - glaube ich - kein einziger Film, in dem wir waren. Von Naked Lunch bis Army of Darkness war die ganze Bandbreite dabei. Und eben auch Fearless. Er schlief recht schnell ein und ich versank in diesem Film, weil ich, wie so oft bei Jeff Bridges Charakteren, mich völlig in seiner Figur wiederfand.
Er spielte diesen Typen, der Angst und Krisen dadurch übersteht, indem er sich in seiner Selbstwahrnehmung völlig aus der Situation ausklinkt, er "steht neben sich", die Welt verlangsamt sich und die Ereignisse geschehen in gedämpftem Ton wie von weitem, in einer Zeitlupe, die ihn ruhig und hochgradig bewusst agieren lassen. Ich war baff, denn Weir zeigte hier filmisch genau denselben Effekt, den ich schon so oft selbst erlebt hatte. Zum ersten Mal, als mich ein Autofahrer mit über hundert in der Innenstadt von Fahrrad holte und ich mir dabei nicht mal einen Kratzer holte (nur das Rad war völlig demoliert), danach immer wieder, wenn Notfälle passierten und schnelles und bedachtes Handeln erforderlich war, oder um aus einer Krisensituation herauszukommen.
Das Problem von Bridges in dem Film ist, dass er zwar auf diese Weise völlig unverletzt einen schweren Flugzeugabsturz überlebt, jede Menge Leute aus der Absturzstelle holt und selbst hinterher noch ein traumatisiertes Mitopfer von ihren Schuldgefühlen ihrem Baby gegenüber, das sie nicht hatte festhalten können, befreit, aber dass er selbst dadurch, dass er so überbewusst aus der normalen Erlebniswelt abgeschnitten ist, die Krise nicht als solche verarbeitet hat. Seine Umgebung erkennt dies erst nicht. Wie auch, ihm ist ja nichts passiert. Und man kann ihm ja auch nichts erzählen, denn er selbst hat die Situation hundert mal schärfer wahrnehmen können als jeder andere, lediglich den persönlichen Bezug hat er verloren - und damit fatalerweise den Bezug zum Rest der Welt.
Der Flugzeugabsturz war letztlich eine derartige Extremsituation, dass er aus seiner rettenden Entrückung nicht mehr zurückfindet. Er läuft wie ein hochgradig wacher Schlafwandler durch das seltsam an ihm vorbeilaufende Leben um ihn herum und versucht unbewusst dadurch, dass er sich selbst ständig wieder in Gefahr begibt, diese Grenze wiederzufinden, die er überschritten hatte, um sich zuvor auszuklinken. Ich erkannte bei Bridges Figur vertraute Verhaltensweisen, etwa, wenn Gespräche und Therapiesitzungen kontraproduktiv sind, weil er sie sofort durchschaut und sie ihm lediglich zeigen, dass ihn seine Umwelt nicht versteht:
Das Leben ist für alle auf derselben Schiene weitergelaufen, er selbst aber fährt inzwischen im Zug parallel und die Aufforderung, einfach wieder umzusteigen ärgert einen und sorgt für weitere Entfremdung und Getrenntheit statt zu helfen (daher kontraproduktiv).
Man ist, je mehr Trubel um einen entsteht, isolierter als zuvor und der Verlust des persönlichen Bezuges lässt irgendwann alles mit einer sehr neugierigen Gleichgültigkeit geschehen. Das spielt Bridges in diesem Film derart eindringlich, dass ich damals wie hypnotisiert völlig unbeweglich im Kinosessel verharrte. Die Lösung des Problems ist im Film übrigens, dass er seine Isolation fast vervollkommnet, indem er eine Erdbeere, gegen die er eigentlich allergisch ist, verspeist und dabei fast stirbt. Dabei kann er die Todesnähe und die Ereignisse des Absturzes wiederholen (m.E. übrigens die beste Verfilmung eines Absturzes aus dem Inneren eines Flugzeuges überhaupt) und wird endlich - von seiner Frau, die ihn per Mund zu Mind Beatmung wiederbelebt - selbst gerettet. Kein Gespräch ist es, das ihn zurückbringt, sondern seine Frau, die ihm im dadurch diesmal auf sein Gleis folgt und ihn dort herausholt (Das grandiose Musikstück, das dabei läuft ist der erste Satz der Symphonie No. 3 von Henryk Górecki). Der Film lief heute im hessischen dritten Programm.
von Jens Scholz   direct link     
 
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