Freitag, Juni 20, 2003
Spirited Away
Gestern im Kino gesehen. Nicht nur handwerklich ein wunderbarer Zeichentrickfilm, auch die Geschichte ist grandios und fesselnd. Das schöne an Animes ist ja das Spiel mit dem Ungesagten. So viele Details werden nicht erklärt, tragen aber dazu bei, die Atmosphäre so dicht und glaubwürdig zu machen weil man bei jeder Figur und jedem Ereignis, das neben der eigentlichen Handlung auftaucht merkt, dass da so viele weitere - im Moment aber unerzählte - Geschichten dahinterstecken.
Ganz besonders gefallen hat mir, dass Spirited Away als Kinderfilm funktioniert, ohne ein Gut und Böse-Schema aufzubauen. Die Charaktere, auch die gefährlichen, haben alle Bedürfnisse, Regeln, Gründe, die sie zu dem treiben, was sie tun. Auch wenn mal einer der kleine Heldin Chihiro scheinbar absichtlich schadet kommt doch immer heraus, dass die Figuren eigentlich nur ihr eigenes Leben führen und ihre eigenen Ziele verfolgen. Chihiro steht dabei eventuell einfach auch im Weg, ist sie doch die Aussenseiterin in der Geisterwelt, in die es sie verschlagen hat.
Wer sich mit japanischen Mythen auskennt, wird seine helle Freude haben, da jede Menge japanische "Kleingötter" auftauchen, die aber auch den unbedarften Zuschauer faszinieren werden, weil sie eine unüberschaubare Menge von skurrilen und fantastischen gestalten darstellen.
Auch Leute, die sich mit den keltischen Feenwelten auskennen, werden hier interessante Paralellen feststellen. Die japanische Götterwelten sind ihnen in ihrer Funktionsweise und mit ihren Regeln (Du musst etwas aus dieser Welt essen, um dort leben zu können, wirst aber sofort den grossten Teil deiner Erinnerungen verlieren. Wenn Du Deinen Namen vergisst, wirst Du nie mehr zurückfinden usw.) geradezu erstaunlich ähnlich. von Jens Scholz direct link
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