Mittwoch, Juli 23, 2003
Warschau
Das passt jetzt zwar weder zum Wetter noch zur Stimmung, aber Erinnerungen haben die etwas unangenehme Eigenschaft, sich auch dann zu melden, wenn der Anlass ganz banal ist. In diesem Falle war der banale Anlass die Frage: "Was war der billigste echte eigene Urlaub, den Du jemals gemacht hast?"
Bei mir war das ganz schnell zu beantworten. Es war im Herbst 1988, als Astrid und ich als Mitglieder einer 'Delegation' des Pforzheimer Stadtjugendringes nach Warschau gefahren sind. '88 war das richtig abenteuerlich und der Ostblock auch noch richtig ostblockig. Ich weiss nicht genau wieviel das ganze gekostet hat, aber wir waren acht Tage dort und die Bahnfahrt war mit achtzig Mark für die Gruppenkarte das teuerste. Einmal in Polen genossen wir einerseits die Gastfreundschaft der dortigen Studenten, die natürlich jeden abend heftige Wodkagelage beinhaltete (und für die wir zur dritten Nacht begannen, den Wodka in Intershops selbst zu besorgen, weil wir uns dachten, der übliche polnische mit den 64% vol. könnte uns eventuell arg in Schwierigkeiten bringen) und andererseits einen Wechselkurs, der so hoch war, dass ich, obwohl ich nur dreissig Mark getauscht hatte, am Ende trotz kilos von Einkäufen immer noch Geld übrig hatte.
Die Reise war wunderschön, es gab einen Park, der sich uns geradezu im Überfluss mit Romantik zugeschmissen hatte. Wir wollten da gar nicht mehr raus und die Wirkung der melancholischen Stadt war atemberaubend. Ein Tag in Krakau war auch im Programm: Die Stadt zeigte sich uns nochmal in einer völlig anderen Stimmung, weil wir dort einen unglaublich schönen, sonnigen Herbsttag hatten.
Ich hatte schon öfter mit dem Gedanken gespielt, dort nochmal hinzufahren. Aber ich glaube nicht, dass ich dastun werde. Das Warschau in meinem Kopf ist wahrscheinlich das wesentlich schönere. Oh Mann, ich glaube, das ist grad auch gar kein guter Zeitpunkt um ausgerechnet über diesen Urlaub zu schreiben. von Jens Scholz direct link
Kommentare:
Kommentar veröffentlichen