Stoppt die Vorratsdatenspeicherung! Jetzt klicken && handeln!Willst du auch bei der Aktion teilnehmen? Hier findest du alle relevanten Infos und Materialien:

Dienstag, Oktober 07, 2003

League of Extraordinary Gentlemen
LXG ist wieder mal eine Comicverfilmung und dadurch prädestiniert für zwei dafür typische Hauptkritikpunkte.
Erstens (und der kommt immer von den Fans der Vorlage): Er gibt den Comic nicht wieder.
Zweitens (der kommt von den Leuten, die die Comics und die literarischen Vorlagen der Charaktere nicht kennen): Wenn man nicht vorher weiss, worum es geht, kapiert man nicht viel und sieht einen Actionfilm mit klassischer James Bond-Dramaturgie, in dem ein Haufen seltsamer Leute sehr umständlich die Welt retten.
Beide Kritiken sind richtig, und der Film ist folgerichtig in den USA ordentlich gefloppt, denn dort gibt es, mal blöd pauschalisiert gesagt, eben ausschliesslich Comicfans oder literarisch unbeleckte Menschen. Zumindestens würde ich annehmen, dass die wenigsten sich mit den Romanhelden des 19.Jahrhunderts auskennen. Ohne das Vorwissen also um die Idee des Ganzen und wenn man die literarischen Gestalten nicht kennt, wird man die ständigen Anspielungen nicht verstehen oder erst gar nicht bemerken und von den Dialogen daher entweder verwirrt oder gelangweilt sein.
Mir hat der Film jedoch sehr gut gefallen, wobei - mal wieder - die eigentliche Handlung das uninteressanteste war. Dass sich der Film von der Vorlage zum Teil weit entfernte fand ich auch nicht schlimm: Immerhin wurde die Figur der Mina dadurch wesentlich aufgewertet, im Comic hat sie im Prinzip keine nennenswerte Actionszene, im Film dagegen ist sie so ziemlich die mächtigste Figur der Gruppe, was die Unterrepräsentanz von Frauenfiguren gut auffängt. Dass Quartermain nicht erst als opiumsüchtiger, abgehalfterter Opa mühselig rekrutiert werden musste finde ich ebenfalls nicht schlimm, die gewählte Alternative ist für die literarische Vorlage durchaus ebenso passend. Schön finde ich, dass die Figur des Kapitän Nemo dagegen ganz genau aus der Comicvorlage übernommen wurde (sogar mitsamt dem komischen viereckigen Bart).
Da ich den schwülstigen, übertrieben morbiden Stil der viktorianischen Ära ohnehin sehr mag, fand ich die Ausstattung ebenfalls sehr gelungen. Die Sets sahen zum Teil aus wie lebendig gewordene Illustrationen aus Oscar Wildes und Jules Vernes Romanen. Den sehr sichbaren Einsatz von Computersequenzen und gemalten Mattehintergründen empfand ich auch nicht als störend, da beides ganz gut in den ohnehin unwirklichen und übertriebenen Comicstil passte. Lediglich das Dante-Monster am Ende hat mir gar nicht gefallen.
Das schönste aber waren natürlich die Charaktere der Liga. ZWar hat man sich selbst hier nicht an die Vorlage gehalten und dem US-Publikum zuliebe den jungen CIA-Agenten Thomas Sawyer dazu erfunden, sowie den dicken, Hercule Poirot sehr ähnlichen Grossvater von James Bond rausgeschmissen, in sich war das aber wiederum stimmig. Mir gefiel, dass die Helden keine idealistischen, jungen Herzensbrecher mit Flaumbärtchen sind, die mit knapp 20 Jahren mindestens fünf Studiengänge und vier militärische Ausbildungen absolviert, zehn Kampfsportarten und dreizehn Sprachen beherrschen, Flugzeuge, Hubschrauber, Autos und Schiffe lenken können und abends in einer picobello aufgeräumten Zehn-Zimmerwohnung der Dame ihres Herzens ein Vier-Gänge Menu bei Kerzenschein kochen, bevor sie diese sieben Stunden ununterbrochen zu befriedigen beginnen.
Nein, hier sind alte, zum Teil mächtig vom Leben (oder vom Tod) angepisste Egozentriker, die alle ganz eigene, eigennützige Motive haben, sich an der Liga zu beteiligen. Klar ist da auch Idealismus dabei, aber der entsteht glaubwürdig - wie z.B. bei Nemo - aus der Erfahrung vieler schwerer Fehler der Vergangenheit.
Beeindruckend fand ich die Präsenz von Peta Wilson als Mina Harker, vielleicht auch deswegen, weil es doch eher selten ist, dass eine weibliche Hauptrolle von jemandem gespielt wird, die in meinem Alter ist und eventuell auch, weil ich nicht allzuviel von ihr erwartete, da ich sie in der Serie Nikita völlig öde fand. Connery würde auch dann gut sein, wenn er ein Stück Holz spielen müsste. Stuart Townsends Interpretation von Dorian Gray fand ich auch schön, er kann den gelangweilten, egomanischen Snob einfach gut rüberbringen (Hat er in der Gurke "Queen of The Damned" ja schon bewiesen), die Subtilität des Charakters dürfte aber gerade bei ihm völlig untergehen, wenn man Oscar Wildes Buch nie gelesen hat.
Jedenfalls: LXG ist ein ziemlich europäischer Film, er hat europäische Charaktere, spielt zum grössten Teil in europäischen Städten (London, Paris, Venedig) und zitiert ständig alte europäische Literatur. Insoweit denke ich, dass man sich ihn trotz aller Vorschussverrisse aus dem Staaten sehr wohl ansehen und sich von ihm faszinieren lassen kann.
von Jens Scholz   direct link     
 
.. jens scholz ..

personal news in undefinierter dringlichkeit, wichtigkeit oder thematik .. ein subjektives log als experiment, wie lange dinge, die wichtig erscheinen, es in wirklichkeit bleiben ..


.. archiv ..
  .. zum archivindex
  .. aktuell

.. mehr futter ..
  .. über.mich
  .. mein.twitter
  .. meine.videos
  .. meine.musik
  .. meine.fotos
  .. mein.galaxies.blog
  .. kein.halma.blog
  .. mein.xing
  .. mein.facebook
  .. mein.delicious
  .. mein.soup.io
  .. mein.posterous
  .. mein.qype
  .. mein.renderosity
  .. mein.myspace
  .. meine.webcam
  .. meine.mailadresse
  .. seite drucken
  .. disclaimer

.. lesbare logs ..
  .. juggernaut invasion
  .. doc rollinger
  .. hirnschmelze
  .. ulrich janus
  .. isablog
  .. herr frick
  .. thomas thayer
  .. wetterdistel
  .. sven
  .. axonas
  .. habitsoftheheart
  .. larissa
  .. schicksen
  .. udo
  .. stephan
  .. homomagi
  .. marrak

  .. one take tapes
  .. valerie
  .. annalist
  .. nilz
  .. ukkult
  .. alarmschrei
  .. udos lawblog
  .. mediaclinique
  .. van vanity
  .. vasili
  .. merlix horoskop
  .. termo
  .. das nuf
  .. frapp.antville
  .. pepa
  .. ronsens
  .. lisa neun
  .. dekaf
  .. new joerg times
  .. anke gröner
  .. don dahlmann
  .. batzlog
  .. jaqueline godany
  .. miss caro
  .. thomas knüwer
  .. kaltmamsell
  .. rushme
  .. cynx
  .. fabi
  .. hinterding
  .. ntropie
  .. schmitzchen
  .. wirres
  .. schwadroneuse
  .. lila
  .. nerdcore
  .. b.l.u.b.
  .. sebas
  .. boris schneider
  .. titania carthaga
  .. bov
  .. nice bastard
  .. e-script
  .. blogpiloten
  .. fireball
  .. sixtus
  .. miagolare
  .. spreeblick
  .. mc winkel
  .. svenk
  .. toomuchcookies
  .. haltungsturner
  .. kaliban
  .. spiegelfechter
  .. djundee
  .. bernd
  .. zenzizenzizenzic

  .. stranger
  .. thomas nephew
  .. miss wurzel tod
  .. vowe dot net
  .. bruce schneier
  .. neil gaiman
  .. warren ellis
  .. boing boing
  .. wil wheaton
  .. ron gilbert
  .. silent bob speaks
  .. mobys journal
  .. cats and dogs

.. desktop ..

.. del.icio.us links ..
.. shop ..

Site Feed

how not2bseen: wie man seine privatsphäre schützen kann