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Montag, Mai 31, 2004

Glasknochen
Schade, es gibt irgendwie kein einziges Foto von mir aus der Zeit, in der ich in Langensteinbach in der Reha-Klinik gearbeitet habe. Es war eigentlich eine schöne Zeit, vor allem, weil ich zum ersten Mal ein "normales" Gehalt hatte, aber noch keinerlei Verpflichtungen. Das änderte sich zwar schnell, nachdem ich begonnen hatte zu studieren, aber das erste halbe Jahr dort hab ich im Prinzip die ganze Kohle für mich gehabt.
Arbeitstechnisch war das ein wohl typischer Pflegerjob, ich war auf der Station 1053, das war eine chirurgische Abteilung, auf der vor allem Wirbelsäulenpatienten lagen. Darunter Bechterew-Patienten, die über Monate aufgerichtet wurden (was beeindruckend war, wenn man vergleichen konnte, wie sie zusammengequetscht im Rollstuhl reinkamen und auf eigenen Beinen einen Meter größer wieder herausliefen), Unfallopfer mit Wirbelbrüchen (z.B. den Tornadopiloten, der damals Schlagzeilen machte oder auch Wolfgang Schäuble, dessen OP ja bekanntermaßen keinen Erfolg hatte), aber auch Krebspatienten, von denen leider die wenigsten überlebten.
Der Alltag war ein wenig wie bei "Scrubs", ich versuche daher mal, mich an ein paar Anekdoten zu erinnern und aufzuschreiben. Vielleicht kann mir Karsten ja ein paar Stichworte zuwerfen, oder wir machen Anekdotenpingpong...
Die eine Geschichte jedenfalls, die ich wohl nie vergessen werde ist die von dem Mädchen, ich glaube, so um die Zwanzig, mit Morbus Gaucher. Da ist so ziemlich alles schiefgelaufen, was ging, nach der OP hatte sie innere Blutungen, die nicht gestoppt werden konnten, weil die Blutgefäße durchlässig wurden. Nachdem zwei Tage lang eine Konserve nach der anderen - insgesamt 14 Liter! - reingelaufen sind, man sparte sich zuletzt selbst das Kreuzen, so schnell mußte das gehen, hörten die Blutungen dann doch auf. Zu diesem Zeitpunkt glaubte schon niemand mehr wirklich dran, daß sie durchkommt und wir waren daher ziemlich erleichtert, als es doch plötzlich gut aussah. Aber nur für einen Moment, denn nun lief die Lunge voll Wasser. Auch hier konnte man nur hoffen, daß es aufhörte, bevor zu viel kaputt ging (das Problem bei Lunge ist, was weg ist ist weg - daher, liebe Raucher, überlegts euch). Und auch das passierte, insgesamt war sie zwei Wochen in der Intensiv und sah wirklich schrecklich aus (allerdings lag dasauch daran, daß für die OP auch noch der Kiefer auseinandergebrochen wurde).
Erstaunlich war nun aber, daß sie nur nochmal zwei Wochen später schon wieder den Umständen entsprechend gut aussah, wir haben sie aber auch derart gepäppelt, um auch wirklich sicher zu gehen, daß jetzt nichts mehr schief gehen würde. Das wirklich ärgerliche Ereignis, und der Grund dafür, daß ich dem Krankenhausbetrieb inzwischen extrem kritisch gegenüber stehe, begann zwei Tage vor ihrer Entlassung. Da ich wußte, daß ich nicht da sein würde, wenn sie geht sondern erst einen Tag später wieder arbeitete, verabschiedete ich mich vorher. Bei dieser Gelegenheit beklagte sie sich über einen etwas stechenden Schmerz im Oberschenkel und ob sie etwas dagegen bekommen könne. Da sie ja nunmal Glasknochenpatientin war, meldete ich das sofort und fragte auch gleich, ob ich einen Röntgentermin klar machen solle. Das aber sollte der Stationsarzt entscheiden, dem ich dies daher - obwohl es ja schon im Krankenblatt stand - in der Übergabe nochmal meldete, sogar mit dem Hinweis, daß ich denke, die Frau hat genug Probleme gehabt, da solten wir nicht auch noch einen Spontanbruch riskieren.
Als ich dann drei Tage später wiederkam, war sie noch da und hatte das Bein in Gips. Ich meinte "Na? Haben wir Dich ja doch gleich da behalten.". Die Antwort war ein etwas gequältes Mundverziehen. Und die Story, daß außer ein paar Enelbin-Umschlägen gar nichts gemacht wurde, sondern das Bein dann tatsächlich am Entlassungstag beim letzten Duschen brach, wo zum Glück eine Kollegin danebenstand und sie grade noch auffing.
Das war so ziemlich das einzige mal, daß man mich in diesem Krankenhaus völlig untypisch erlebt hat. Man hört mich nämlich höchst selten brüllen, und noch seltener sieht man mich richtig ausrasten. Da wars dann aber mal soweit.
von Jens Scholz   direct link     
 
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