Montag, April 18, 2005

Die Welt der Irren

Falls ihr euch mal so richtig gruseln wollt, solltet ihr euch am Freitag "Megiddo - das Ende der Welt" anschauen. Dieser Film ist so eine Art Propagandastreifen der amerikanischen Bibel Belt Christen. Mit enormem Aufwand und Millionen von Spendendollars ultrakonservativer weißer amerikanischer Gemeindemitglieder wurden ja einige dieser seltsamen Filme gedreht, aber "Megiddo" dürfte so ziemlich der übelste von allen sein. Nicht nur deswegen, weil da richtig gute Schauspieler (naja, zumindest halt welche, die ich eigentlich gerne sehe) mitmachen müssen, denen unsere Superchristen offenbar die Verwandtschaft entführt haben, damit die in diesem Dreck spielen.
Warum man sich das trotzdem anschauen sollte? Um mal einen Eindruck zu bekommen, in welcher Welt die Leute leben, die Herrn Bush ins Amt gewählt haben. Da wird unverhohlen die UNO zur von Satan persönlich beherrschten Schatten-Organisation erklärt, die hinter der Fassade von Friedensinitiativen und Ökotum nichts anderes im Schilde führt, als das Ende der Welt herbeizuführen. Und natürlich ist nur der Präsident der USA Jesus gleich fähig, dies alles zu durchschauen. Er entscheidet sich gegen den Eintritt in die "Welt-Union" und wird dadurch für den Rest der Welt, der das natürlich gar nicht verstehen kann, zum Bösewicht - freilich durch entsprechende Intrigen des Teufels verschärft, den die diese pazifistischen und übertoleranten Deppen natürlich nicht durchschauen.
Das ganze ist derart bizarr, daß man das kalte Grausen bekommt, wenn man sich dabei bewusst wird, daß das tatsächlich Menschen Ernst nehmen. Da wünscht man sich sofort lieber viel mehr technobabbelnde Trekkies oder naiver Jedi-Weisheiten nacheifernder Star Wars Fans um sich. Aber Leute, die daran glauben, daß das weiße christliche Amerika Gottes Willen auf Erden ausübt (und das kracht beachtlich in dem Streifen - die Pyro- und Computerttechnik verschlingt einen guten Teil des Budgets) und es mit ihrem Fanatismus auch noch schaffen, ihre "Politik" ins weiße Haus zu drücken, die halte ich für richtig gefährlich. Man muss beim Anschauen auch im Hinterkopf behalten, daß der Film vor dem Irakkrieg gedreht wurde.
Vielleicht sollte man sich grundsätzlich auch regelmäßig einem Reality Check unterziehen und sich dabei überlegen, ob die Welt, in der man sich zu befinden wähnt, sich noch einigermaßen mit der der meisten Mitmenschen in Deckung befindet oder ob man sich eventuell so langsam Richtung Geisterfahrer entwickelt.

von Jens Scholz   direct link