Dienstag, Mai 03, 2005
Return of the NazivergleichMan muß angesichts dieser platten Beliebigkeit gar nicht mal weiter argumentieren, daß z.B. mächtige Wirtschaftsbosse mit jüdischen Mitbürgern gar nicht vergleichbar sind. Oder daß ein kerniges Schimpfwort nicht mit antisemitischen Klischees gleichsetzbar sind. Oder daß die Kriterien, die benötigt werden, bis ein Boykottaufruf mit einer Nazimethode zur antisemitischen Diskriminierung gleichsetzbar ist, nicht mal ansatzweise erfüllt sind. Soll ich weitermachen?
Der Historiker Michael Wolffsohn hat die Kapitalismuskritik von SPD-Chef Franz Müntefering mit der antijüdischen Hetze der Nazis verglichen.Und ich dachte, das wäre endlich aus der Mode. Zumindest hat der Trend zu Nazivergleichen irgendwann nach 2002 doch mal begonnen, langsam abzunehmen, nachdem sich so ziemlich jede Partei einmal damit blamieren durfte. Wolffsohn aber scheint sich in seinem Fachgebiet so wenig auszukennen, daß er nicht mal mehr einen Meter rückwärts denken kann und bringt einen derartigen Kurzschluss zustande, daß man sich verwundert die Ohren putzt, weil mans gar nicht glauben mag. Karsten erklärt kurz und gut, wieso das ganze so derart an den Haaren herbeigezogen ist:
(...)Müntefering benutze "Worte aus dem Wörterbuch des Unmenschen". 60 Jahre nach Kriegsende würden "wieder Menschen mit Tieren gleichgesetzt, die - das schwingt unausgesprochen mit - als 'Plage' vernichtet, 'ausgerottet' werden müssen."OK, Müntefering bezeichnet Kapitalisten als "Heuschrecken". Das ist ohne Zweifel eine Tierbezeichnung, zugegeben. Und Hitler nannte Juden "Schweine" und "Ratten", auch Tierbezeichnungen. Und ich nenne meine Frau hin und wieder "Mäuschen", auch eine Tierbezeichnung, hui! (...)
Am seltsamsten finde ich dabei, daß das von einem Historiker kommt - ich dachte ja, daß Experten ja eigentlich schon den Anspruch an sich haben sollten, daß sie sich nicht ausgerechnet in ihrem Fachgebiet völlig zum Hirschen machen.
Noch dazu ohne Not. Wenn diese Regierung wirklich so sehr ankäst, daß Firmen Arbeitsplätze abbauen um ins Ausland abzuhauen und dafür auch noch Steuervorteile kassieren dann wäre die Frage viel naheliegender, dann soll sie halt die entsprechenden Gesetze anpassen und nciht so tun, als stünde sie machtlos vor dem bösen Wolf. von Jens Scholz direct link
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