Montag, November 14, 2005
Moloch noch
Das Thema hat mich noch nicht los - sieht vielleicht anders aus, sobald meine Steuererklärung im Briefkasten ist - und mich beschäftigt die Frage, warum das Gefühl von Angst und Beklemmung gegenüber Behörden und Amtsvorgängen zunimmt, obwohl man doch mit jedem Jahr mehr darüber weiß. Die Antwort, die ich fand ist die:
Sie nimmt zu, weil man immer mehr damit zu tun hat und weil man immer mehr Einblicke bekommt ("Ignorance is bliss!"). Den ersten Schub in diese Richtung bekommst Du, wenn Du zu Hause ausziehst, den nächsten zum Beispiel, wenn Du ein eigenes Auto hast. Dann gehts aber erst richtig los - und zwar sehr extrem - sobald Du Kinder hast. Wer da plötzlich alles mitzureden hat, wem Du da plötzlich ständig Informationen und Rechenschaften schuldest ist ungeheuerlich. Danach kommt die Frage nach der Altersversorgung - ein Dschungel, in dem man mit allen Tricks arbeitet, die Dich dazu bringen sollen, Anträge oder Bescheinigungen zu vergessen, ohne die Du dann zwar ordentlich gezahlt, aber nie etwas zurückbekommen wirst. Und eventuell will man auch noch selbständig arbeiten oder eine Firma gründen.
Ich fand Brazil immer schon einen genialen Film, aber erst jetzt begreife ich wirklich, was Terry Gilliams da visualisiert hat. Die Beklemmung gegenüber einer regelwütigen sterilen Maschinerie, die alles durchdringt und sich in alles einmischt. Und die dabei in ihrer beamtisch unpersönlichen Vorgehensweise lebensgefährlich werden kann. Es gibt nur wenig, was wirklich nachhaltig Existenzen vernichten kann. Die Bürokratie gehört ganz klar dazu. von Jens Scholz direct link
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