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Montag, Januar 23, 2006

Sie haben Post von Jean-Remy
Diesmal per Mail direkt an mich (bzw. auch an Thomas, Endl und bestimmt noch an die anderen üblichen Verdächtigen), an die Blogger gerichtet:
Liebe Blogger,

meine Mutter hat mir noch mehr beigebracht.
Zum Beispiel: Wer einen Fehler macht, sollte sich entschuldigen. Oder auch: Wer austeilt muss auch einstecken können.
Aber zunächst zu mir und meiner Entschuldigung:
Es ist mir sowohl klar, dass es das Grundrecht auf freie Meinungsäußerung gibt, als auch, wie wichtig dieses Recht ist. Es ist mir insbesondere klar, wie viel die Weblogs für die Verwirklichung dieses Rechts tun - vor allem in Ländern, wo Meinungsfreiheit nicht selbstverständlich ist.
Insofern tut es mir leid, dass ich dieses Recht unbedacht in Frage gestellt habe. Ich hatte mich halt aufgeregt! Und eine Mail an meine Mitarbeiter geschrieben, die durch die berechtigte oder unberechtigte Kritik an einer Kampagne, an der sie monatelang hart gearbeitet haben, verunsichert waren und Zuspruch verdient hatten. Vielleicht klang auch etwas Neid auf Euch durch, da die Form von Meinungsäußerung, die ich als Werbetexter seit über 30 Jahren betreibe, alles andere als frei ist: Jedes Wort wird vor der Veröffentlichung lange abgewogen, mit Auftraggebern verhandelt und dann noch repräsentativ auf seine Wirkung getestet.
Aber! Auch wenn die meiste Kritik an meinem Text konstruktiv und ernsthaft war, empfinde ich es als kommunikativen Hausfriedensbruch, dass eine interne Mail wie eine Sau durchs Dorf "Kleinbloggersheim" getrieben wird.
Sollte es neben der Freiheit, eine Meinung zu verbreiten, nicht auch die Freiheit geben, eine Meinung nicht verbreitet zu wissen? Gilt beim Artikel fünf des Grundgesetzes nur Absatz eins, der das Recht auf Meinungsfreiheit definiert, und nicht Absatz zwei, der dieses Recht einschränkt, wenn die persönliche Ehre verletzt wird?
Kennt die Blogosphäre etwa keine Privatsphäre?
Viele von Euch schreiben, ich hätte mit meiner Mail ein Eigentor geschossen. Okay, eins vielleicht. Aber wie viele Eigentore schießt ihr gerade, indem Ihr mein Schlagwort "Klowände des Internets" teils empört, teils genüsslich aufgreift im Sinne eines Agenda Setting verbreitet? Bei Technorati.com war der Suchbegriff zeitweise auf Platz 3!
Die Klowand-Debatte erinnert mich übrigens an Münteferings Heuschrecken-Debatte: In beiden Fällen gab es Kritik, dass ein Sachverhalt mit einem plakativen Bild unzulässig verallgemeinert wurde.
Die Heuschrecken waren ein Symbol für das Abgrasen und Weiterziehen. Die Klowände sind ein Symbol für das Anpinkeln und Verpissen - für Meinungsäußerung im Schutz der Anonymität.
Natürlich haben viele Investoren ethisch einwandfreie Ziele. Und natürlich haben viele Weblogs einen ernsthaften Ansatz. So haben mich die meisten Eurer Beiträge sehr inspiriert und mir die virale Kraft dieser Medienform bewusst gemacht. Vergesst aber nicht, dass auch die Kommentare den Content eines Weblogs bestimmen. Und vor allem dort habe ich einiges gefunden, was meinem Vorurteil neuen Schub gab: Leute, das war teilweise unterste Klowand!
Aber wie sagte noch mal meine Mutter: Wer austeilt, muss auch einstecken können. Euer Jean-Remy von Matt

Lieber Jean-Remy,
was ich gerne akzeptiere ist der persönliche Teil der Mail, allerdings geht es zumindest mir nicht um Persönliches, sondern um eine allgemein in Wirtschaft und Politik auffallende Attitüde, für die Ihre Äußerungen einfach ein gutes Beispiel sind. Ich akzeptiere, daß man sich über Kritik ärgern und in der Antwort darauf auch heftig übers Ziel hinaus schießen kann. Das habe ich irgendwo in den Kommentaren auch schonmal erwähnt und es gibt einige Blogger, die Ihnen hier auch Feuerschutz gegeben haben.
Zum Thema Privatsphäre, Ihren Ausführungen zum Grundgesetz und den Umständen der Veröffentlichung kann ich Ihnen aber nicht wirklich folgen: Natürlich hätte ich den Text nicht ins Internet gestellt, wenn es hier um eine private Mail gegangen wäre. Ging es aber nicht, denn das war nun einmal Teil der ganz offiziellen Firmenkommunikation. Wenn ich Sie richtig verstehe, als Affirmation für die Mitarbeiter angesichts der damaligen Kritikwelle gegenüber der DbD-Kampagne. Insoweit ist das schlicht PR-Arbeit. Interne, zugegeben, insoweit ist die Veröffentlichung zumindest moralisch wackelig, aber da siegte bei mir der eine moralische Anspruch über den anderen. Es gibt in dem Text - der hierfür sicher auch über Ihre interne PR-Agentur lief - weder Firmeninterna noch Zahlen noch Geheimnisse. Ich ziehe mir den Schuh an, daß das nicht die feine englische Art gewesen ist, halte es angesichts des Großteils der nun geführten und noch weiter entstehenden Diskussion aber nach wie vor für richtig. Und auch Ihre Antwort nun ist in erster Linie PR-Arbeit und keinesfalls eine Entschuldigung (ich finde jedenfalls lediglich die Feststellung, genau einen Fehler gemacht zu haben). Darüber sind wir uns im Klaren und so muß ich diese Mail auch bewerten.
Gar nichts anfangen kann ich mit dem Hinweis auf Artikel 2 "der dieses Recht einschränkt, wenn die persönliche Ehre verletzt wird", denn ich sehe in der Veröffentlichung interner Firmen-PR keine Ehrverletzung. Wenn es hier um einige der verbal kräftiger zulangenden Repliken geht, von denen es ja auch ein paar gibt, kann ich nur das Sprichwort zitieren "wie man in den Wald hineinruft, schallt es heraus", das diesmal ich von meiner Mutter gelernt habe. Der einzelne Bürger hat keine PR-Abteilung, das erst schaut, ob eine Formulierung politisch korrekt ist. Er hat inzwischen die Möglichkeit, sich an allen von den Kontrollstellen regulierbaren Kanälen vorbei zu äußern. Diese Möglichkeit dürfen Sie gerne weiter Klowände schimpfen - dieses Recht will Ihnen ganz bestimmt niemand nehmen.
Ich möchte mich jedoch auch ehrlich bedanken für Ihre Antwort. Ich hätte noch viele Anmerkungen dazu (Es gäbe so viele Stichworte, wie "Schadensbegrenzung", "kontrolliertes Zurückrudern", "nur soviel wie nötig beigeben" usw.), aber ich möchte durchaus anerkennen, daß Sie uns Klowandschmierern persönlich geantwortet haben und somit doch bestätigten, daß Sie mitbekommen, wenn die Welt unter Ihnen in Bewegung gerät. Ihnen mußte klar gewesen sein, daß das die Diskussion, die m.E. andernfalls in zwei, drei Tagen in den Tiefen des Internets versickert wäre, um einige Tage verlängert und die Aufmerksamkeit inklusive vieler Antworten, die die oben genannten Stichpunkte ausführlicher aufgreifen werden, nochmal neu entzünden wird. Sie haben es dennoch getan und dafür respektiere ich Sie als Person. Ich erwarte nicht, daß Sie irgendwelche wesentlicheren persönlichen Konsequenzen ziehen, denn es ist offensichtlich, daß wir beide weiterhin unsere unterschiedlichen Wertvorstellungen behalten - Danke übrigens auch dafür, daß Sie nicht den aussichtslosen Versuch unternommen haben, uns von der Ihren zu überzeugen.
Diese Weltsicht, die die "Du bist Deutschland"-Kampagne vorder- und hintergründig vermittelt und die Ihre Worte in den letzten Tagen (und auch jetzt, wenngleich besser verpackt) für mich repräsentierten, kann ich weiterhin nur ablehnen.

Ein kleiner Nachtrag zu "Vergesst aber nicht, dass auch die Kommentare den Content eines Weblogs bestimmen. Und vor allem dort habe ich einiges gefunden, was meinem Vorurteil neuen Schub gab: Leute, das war teilweise unterste Klowand!":
Der erste anonyme Beitrag kam aus Ihrem Hause (und war mit meinem Namen unterschrieben, daher wurde er gelöscht). Ebenso der zweite und der dritte. Nur um mal zu erwähnen wo Sie da sitzen, wenn Sie solche Sprüche kloppen: Die größte Pissnelke sitzt in Ihrem eigenen Glashaus.

von Jens Scholz   direct link     
 
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