Sonntag, Oktober 15, 2006
Nichts neues unter der Sonne, auch nicht bei Beratern
Ich platze einfach mal mit der Pointe meiner kurzen Überlegungen über diese Edelman-Technorati Geschichte raus: Das Debakel war zu erwarten, braucht niemanden, schon gar nicht Edelman, zu verwundern und mich hätte überrascht, wäre das Ganze anders gelaufen. Der einzige Unterschied zu den vielen anderen Fällen, die genau so laufen, ist: Normalerweise bekommt man das nicht so direkt mit, weil die meisten Beratungsaufträge nicht in der Öffentlichkeit stattfinden, sondern in Firmen und Institutionen.
So, und jetzt hol ich erstmal die vielen, vielen Leser ab, die sich Fragen "Hä? Worum gehts?": Es geht um eine Standardsituation, die aus einem Standardprozess hervorgegangen ist. Beides ist typisch für Consulting. Der Fehler, den Edelman im Fall Technorati gemacht hat ist daher nicht im mindesten überraschend und typisch für Consulting: Man entwirft ein Ziel (oder bekommt vom Auftraggeber eines vorgegeben) und macht sich den Weg dorthin so passend und einfach wie möglich, sprich: Man ignoriert Fragen wie "Und was, wenn alles eigentlich ganz anders ist?" oder "Ist die ganze Sache eventuell etwas komplizierter?".
Anders ist in diesem Fall zum Beispiel, daß Blogger kein Markt sind, was man wüßte, wenn man z.B. Jens vorher mal gefragt hätte. Dumm nun, daß schon alleine diese Feststellung die gesamte Zielsetzung völlig verändern würde, also ignoriert man das. Komplizierter ist, daß, um das mit den Blogs verstehen zu können, etwas mehr nötig gewesen wäre als unter einer vermeintlichen Top100-Blogliste eine Umfrage mit vielleicht mal fünf Fragen zu starten, von denen über die Hälfte nichts mit Bloggen zu tun hatten (ja, ich hab die Fragen gesehen, weil ich die auch ausgefüllt habe).
Wie gesagt, das ist nichts neues sondern die Regel, insoweit ist es völlig unnötig, sich darüber aufzuregen, "Dilletantismus" zu schreien oder eine Verschwörung zu vermuten. Das grundsätzliche Problem von Beratern ist nämlich, daß sie vorher niemanden Fragen, der sich wirklich mit der Materie auskennt. Natürlich hätte daraus etwas wesentlich spannenderes werden können, als eine unnötige Topliste mehr in der Welt und ein stumpfes, ineffektives Werkzeug namens "Blogmonitoring", mit dem weitere ineffektive Beratungsleistung an Firmen verkauft werden kann. Aber mal ehrlich: Ich will zum Beispiel gar nicht, daß letzteres effektiv ist. Deswegen halt ich zu diesem Thema auch hübsch meine Klappe. Selbst wenn jemand fragen sollte. von Jens Scholz direct link
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