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Sonntag, Dezember 05, 2004

Battlestar Galactica: Alt gegen Neu
Endlich komme ich auch dazu, die alte und die neue Version von Kampfstern Galactica mal genauer zu vergleichen. Immerhin steht das schon ne ganze Weile an, allein die Zeit fehlte und nur mal mit drei, vier Sätzen drüber weghuschen wollte ich nicht.
 
Um mal von vorne zu beginnen: Ich habe den Film Kampfstern Galactica 1979 mit 10 Jahren ein knappes Jahr nach Krieg der Sterne im Kino gesehen und es war für mich sofort der bessere Film von beiden. Er hat die komplexere Handlung, die besseren Raumschlachten mit viel mehr und viel "realistischeren" Raumschiffen und er kam mir insgesamt wesentlich größer vor, es war praktisch jede Einstellung überladen mit Details oder Bewegung. Und klar, damals als Kind fand ich das viele alberne Zeug darin, wie den blöden Roboterhund, auch toll.
 
Wenn ich den Film heute ansehe, dann schalte ich dabei zurück und bin voreingenommen. Insoweit hat natürlich eine Neuaflage einerseits einen großen Reiz, andererseits aber bestand deswegen - und auch angesichts so vieler schlechter Science Fiction im Moment - die Befürchtung, daß man genau die falschen Dinge modernisierte. Die erste positive Überraschung war denn auch die offensichtliche Treue zur "Technik" der Vorlage. Die Galactica sieht zwar optisch schon arg anders aus, schlechter gar, aber nicht in Bezug auf die grundsätzlichen Eigenschaften: Die beiden Hangare in den Seitenauslegern sind ebenso noch da wie auch die riesige Brücke.
Geradezu genial finde ich die Low-Tech-Optik mit den riesigen Telefonen mit geringelten Kabeln, den Türen mit Scharnieren, die per Hand zu öffnen sind und die Idee, daß auf der Galactica wegen der Angreifbarkeit von Computern zwar auch vieles elektonisch gesteuert wird, aber nicht mit Computern und daß es dort auch kaum Computer gibt, die freilich auch nicht vernetzt sind.
Man sieht also genau die großen Schalter, leuchtenden Knöpfe, Schieberegler und Nadeldrucker(!), die auch in den alten Filmen verbaut wurden, der Flair, der daraus entsteht ist grandios.
 
Die Idee, daß die tollen neuen Jagdraumschiffe unbrauchbar sind, weil die Cylonen sie hacken, ausschalten und dann die manövrierunfähigen Piloten einfach abschießen, ist die Ausrede dafür, daß man die alten "Mark 2"-Vipers aus dem Museum holt - die natürlich sind genau die Kampfflieger der alten Filme. Daß überhaupt die alte Galactica ständig irgendwie präsent ist - die alte Musik von Stu Phillips z.B. ist die Nationalhymne und auch die alten Cylonenroboter tauchen immer wieder auf - versöhnte mich schnell mit den gröberen, m.E. unnötigen Veränderungen wie daß die Namen nur noch Rufzeichen sind oder die damalige Idee, extra die Uniformen und Kleider völlig "unerdisch" zu gestalten, zu verwerfen und stattdessen die gängigen Standards zu bedienen.
 
Überhaupt nicht gefallen mir die neuen Cylonen-Jagdschiffe. Das ist aber nur eine optische Sache, ich finde das neue Design einfach zu sehr computergeneriert. Die alte Flunder war gruseliger, vor allem, wenn sie in Massen aus den Basisschiffen flogen oder mit Faßrollen zum Sturzflug übergingen.
So wie man die Vipers behalten und nur ein wenig aufgehübscht hat, hätte man das ruhig auch mit den Cylonen machen können. Immerhin ist die Flüchtlingsflotte ja auch noch voller Raumschiffe aus der alten Version - in einem Bild weiter oben rechts sieht man das Teil mit den Tellern und den Frachter mit der Containerwand, die an sich völlig unverändert sind - und sogar das Agrarraumschiff aus Silent Running, das in der Galactica Ferseh-Serie damals "recycled" wurde, kommt wieder vor.
 
Womit ich dann aber sehr große Schwierigkeiten hatte war die massive Änderung der Charaktere. Okay, die alten Hauptpersonen sind nach heutigen Gesichtspunkten ziemlich eindimensional gewesen und wenn man die heute einfach genau so dargestellt hätte, wäre das Gelächter zu Recht groß und die Kritiken vernichtend. Aber ich mag sie nunmal genau so und daher mußte ich die neue Version drei Mal anschauen, bis ich mit dem neuen Apollo, dem/der neuen Starbuck dem/der neuen Boomer und den anderen warm wurde.
Ich frage mich, ob es notwendig war, die Hauptpersonen wirklich derart zu verändern, daß wirklich fast nichts mehr von den alten Charakteren übrig blieb. Man wechselte bei nahezu jedem von ihnen das Geschlecht, die Hautfarbe oder beides. Man änderte die Beziehungen der Personen zueinander, was mir manchmal mit der Brechstange gemacht zu sein scheint, denn es sind ja durchaus dieselben Eigenschaften wie früher notwendig, die man aber unnötig wild unter dem Personal neu verteilt hat.
 
Am wenigsten gefällt mir zum Beispiel, daß das Waisenkind (ja, man hat Boxey wieder eingebaut - unter Fans etwas, worauf man gut verzichten hätte können) nun von Boomer aufgenommen wurde. Boomer, ehemals der schwarze Wingman und mit Apollo und Starbuck ein Teil des Piloten-Ratpacks, ist nun eine Frau und Asiatin, außerdem fliegt sie das Scoutship und gehört nicht mehr zu den Fightern (und den Schluß verrate ich nicht). Im Original fand und finde ich noch immer sehr klasse, daß Apollo, der ja immerhin Geschwadercaptain und Führungsperson ist, sich nicht zu schade dafür ist, die Aufgabe zu übernehmen, sich um ein Kind zu kümmern. Etwas, was offenbar heutzutage wieder Frauensache ist. Der neue Apollo ist dadurch ein etwas arroganter, wenig herzlicher und im Allgemeinen ziemlich farbloser Soldat.
 
Am meisten gespannt war ich natürlich auf Starbuck. Den kann man nicht besser machen und so hat man sich wohl gedacht, muß man ihn gleich richtig verändern und zur Frau machen. Witzigerweise nun ist der Character von Starbuck auch in der neuen Version der interessanteste. Toll, daß sie auch Zigarren raucht und Karten spielt.
Was mir allerdings fehlt, ist das Halbseidene, die kaum vorhandene Moralität, das Dirk Benedict damals ständig im Gesicht ausdrücken konnte. Auch die Eigenschaft, daß er ein unglaublicher Aufreißer war, ist nicht mehr da. Stattdessen spielt die neue Starbuck ihre Rolle mit einer nicht minder interessanten Note: Sie ist von einer inneren Wut erfüllt und scheint ständig am Rande des Beserkertums zu stehen. Sprich ein falsches Wort, dann ist die Lippe dick. Was beiden gemeinsam ist: In dem Moment, wenn sie im Fliegercockpit sitzen, ist Starbuck absolut ernsthaft bei der Sache.
 
Was mir sehr gut gefällt ist dagegen die Figur von Baltar: Der alte Baltar war einfach nur ein Irrer, dessen Motive, die Menschen zu verraten, überhaupt nicht klar waren. Er war zwar so richtig schön böse und hatte diesen Wahnsinn (muhahaharrr) klasse drauf, aber heutzutage kann man so eine Figur wirklich nicht mehr bringen. Der neue Baltar ist natürlich nicht minder ein ekelhafter, egoistischer und überheblicher Unsympath, der zwar auch für die Zerstörung der Zivilisation verantwortlich ist, aber dies nicht direkt beabsichtigt hat.
Ich bin gespannt, wie dieser Baltar weiter macht, immerhin wird er von seiner (übrigens sehr leckeren) Cylonenfreundin in Halluzinationen heimgesucht, schafft es aber auch, zu Helfen, wenngleich natürlich auch das eher unfreiwillig und per Lüge und Betrug.
 
Eine weitere komplett neue Figur ist Colonel Tigh, der erste Offizier neben Adama. Der ist jetzt ein unzuverlässiger Weißer, der von seinem Job überfordert ist und aus Angst vor Verantwortung und Entscheidungen zum alten Säufer geworden ist. Starbuck und er hassen sich offensichtlich. Der frühere Tigh war dagegen extrem loyal und verlässlich. Allerdings war der Charakter ansonsten wenig ausgereift, insoweit ist die Veränderung okay.
 
Ich bin außerdem sehr begeistert von Edward James Olmos, der einen ganz anderen Adama gibt als es Lorne Greene tat, der es aber genauso mit Leichtigkeit schafft, zwischen allen anderen Schauspielern sofort herauszustechen und nur mit seiner Anwesenheit eine mächtige Präsenz aufzubauen.
 
Was sonst? Nun, mir gefällt die ganz andere Optik der Weltraumszenen, die wie Dokumentationsfilme aussehen, mit Handkamera, Zoom und anschließendem Scharf stellen. Andererseits hängt die Kamera auch mal rücklings auf einer Rakete. Die Schlachten sind ordentlich, man versucht sich in extremem Realismus (der freilich nicht zu weit geht - es gibt natürlich immer noch Rauchfahnen und Geräusche im Weltraum) und die Fighter vollführen Manöver, die nur in der Schwerelosigkeit funktionieren.
Auch die Philosophie kommt nicht zu kurz, es geht allerdings ganz zeitgeisttypisch schwer um die Eigenbetrachtung: Ist es die Menschheit Wert, gerettet zu werden? Egoismus und Gewalttätigkeit wird mehrfach als grundsätzliche menschliche Grundeigenschaft genannt, die Cylonen sind keine Aliens sondern die sich selbstständig gemachte künstliche Intelligenz der Menschen. Der Mensch wird als Wesen erkannt, das sich selbst vernichtet, weil er seine Intelligenz zur Verbesserung seines Zerstörungs- und Gewaltpotentials einsetzt. Ich bin jedenfalls auch deswegen sehr gespannt auf die Serie.
Nicht verheimlichen will ich aber, daß ich dennoch auch weiterhin enttäuscht bin, denn ich glaube, wenn die Handlung an die Ursprungsserie angeschlossen hätte (so wie bei Star Trek) wäre es die bessere Serie gewesen. Sobald man aber darüber hinweg ist und man sich anschaut, was man nun bekommen hat statt das zu sehen, was man nicht bekommen hat (so ähnlich hat es Richard Hatch völlig richtig ausgedrückt), ist die neue Galactica tatsächlich wieder einmal eine der besten SciFi-Serien, die es im Moment gibt.
von Jens Scholz   direct link     
 
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