Samstag, April 15, 2006
Es sickert aus dem Boden
und es tropft durch die Planken. Irgendwann ist es nicht mehr möglich, alle Lecks nur mit justizialer Droh-Gewalt dicht zu halten. Spätestens jetzt, nachdem endlich ein öffentliches Interesse an der demokratischen Diskursfähigkeit jener Firma Euroweb im Speziellen und die mediale Aufmerksamkeit dem grundsätzlich falschen Weg gegenüber, öffentlich gewordene Kritik mit schwurbeligen Einschüchterungsversuchen zu begegnen, entstand, ist der schwierige Teil vom Käse im Prinzip schon gegessen:
Inzwischen weiß man, daß man über seine Erfahrungen berichten kann und es erreichen die Recherchen von Bloggern durch deren enge Vernetzung und dadurch mögliche Korrektur und Ergänzung eine Genauigkeit und Bandbreite, die zumindest für mich überraschend ist. Das kann ich schön und examplarisch bei Transparency und eben bei Euroweb beobachten.
Mitte März, also vor gerade mal einem Monat, fanden unzufriedene und von Eurowebs Anwaltsmaschinerie eingeschüchterte Kunden keinerlei handfeste Information im Netz und hatten keine Möglichkeit, sich ein Bild dessen zu machen, womit sie es hier zu tun hatten. Inzwischen sieht das völlig anders aus. Statt 13 gibt es über 1000 Blogeinträge, in denen man Berichte und Meinungen über Ethik, Meinungsfreiheit, Geschäftspraktiken, oder das Preis-Leistungsverhältnis findet. Man schaut sich mit großem Interesse Handelsregistereinträge an, um mal einzukreisen, wie diese Firma eigentlich tickt und findet - endlich - auch Erfahrungsberichte. Den aktuellsten bei Julio, in dem man auch einen Eindruck davon bekommt, was denn eine Firma davon haben könnte, mit allen Mitteln eine öffentliche Diskussion ihrer Leistungen zu verhindern und wie wichtig Öffentlichkeit sein kann:(..)Ich begann, im Internet über diese Firma zu recherchieren, oft fieberhaft und bis spät in die Nacht hinein. Schnell stellte ich fest, daß negative Erwähnungen der Euroweb Internet GmbH systematisch gelöscht worden waren, auch wenn es nur harmlose Zweizeiler z.B. im Verbraucherschutzforum waren.weiterlesen... von Jens Scholz direct link
Zwar waren die ursprünglichen Einträge dann manchmal noch im Google-Cache oder als Fragment in der Liste der Suchergebnisse zu finden - aber die Erkenntnis, daß die Meinungsäußerungen über die Euroweb Internet GmbH offensichtlich überwacht wurden, traf mich, ehrlich gesagt, wie ein Schlag. Man verwehrte den Kunden und also auch mir unmißverständlich, sich frei zu äußern und Kontakt zu anderen Menschen aufzunehmen, denen es ähnlich ergangen war. Ich sah mich auf einmal einer bedrohlich wirkenden Macht gegenüber, so lächerlich das für Außenstehende vielleicht klingen mag. Ich fühlte mich herabgewürdigt und bevormundet.
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