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Samstag, August 12, 2006

Herrn Gaarders Ghostrwriter war wohl auf Urlaub
als er diesen hanebüchenen Unsinn aufschrieb. Anders kann ich mir das nicht erklären: Da schreibt einer ein Buch über alle möglichen Religionen und Philosophien der Welt und dann veröffentlicht er einen Text mit abstrusen Implikationen und Argumenten aus der Klamottenkiste des christlichen Antisemitismus. Das Ding ist so falsch, daß man das gar nicht an Details anfassen kann:
Schon die Grundidee, den Grund für den Krieg zwischen dem Staat Israel und der Hisbollah an einer vermeintlichen religiösen Selbstüberschätzung der Juden festzumachen ist völlig daneben. Es geht hier - zumindest Israel ausschließlich - um einen politischen Konflikt, nicht um einen religiösen. Das lauteste und eindeutigste Signal hierfür ist die Aufgabe der jüdischen Siedlungen gewesen. Was also soll diese verschwurbelte Anklage, der Staat Israel unterdrücke irgendwen, und noch dazu täte er dies aus der Hybris heraus, daß das Judentum sich als etwas besseres betrachte als den Rest der Welt?
Was gegangen wäre: Eine Diskussion darüber, wie weit Selbstverteidigung gehen darf. Selbst eine Diskussion - solange diese politisch geführt wird - über die Legitimation welcher Grenzen wäre in Ordnung, auch wenn ich hier wohl ebenso nicht seiner Meinung sein würde. Aber Gaarder kommt uns hier mit völlig überholten und extrem ärgerlichen antisemitischen Klischees:
We do not recognize the rhetoric of the state of Israel. We do not recognize the spiral of retribution of the blood vengeance with "an eye for an eye and a tooth for a tooth." We do not recognize the principle of one or a thousand Arab eyes for one Israeli eye.(...)
Es ist zum aus der Haut fahren, daß da ein einigermaßen als gebildet geltender Mensch immer noch diesen "Auge um Auge" Scheißdreck daherbetet. Das Talionsgesetz hat - das weiß jeder Theologiestudent seit dem ersten Semester - genau die gegenteilige Bedeutung von Rache. Es erklärt, daß der Geschädigte entschädigt werden soll und nicht gerächt! Man hat sich ja dran gewöhnt, daß diese freche Umkehrung eines der wichtigsten und ältesten Zeugnisse für ein regulatives Rechtsprinzip einfach nicht totzukriegen ist, aber ein Jostein Gaarder muss das doch wissen. So jemand kann doch nicht die ältesten Klischees des christlichen Antisemitismus nachplappern, für die sich der Papst vor einigen Jahren sogar vor einiger Zeit endlich entschuldigt hat.
Ebenso muss ihm doch klar sein, daß auch die Deutung von "God's chosen people", die er da propagiert, eine christliche ist und eben keine jüdische:
We do not believe in the notion of God's chosen people. We laugh at this people's fancies and weep over its misdeeds. To act as God's chosen people is not only stupid and arrogant, but a crime against humanity. We call it racism.
Daß ein Volk, besser ein Stamm, von einem Gott auserwählt wurde, impliziert also, daß es sich im rassistischen Sinne für überlegen fühlt? Nur: Wo steht das denn? Wo hat er denn das her, der Herr Gaarder? Wo zum Geier ist denn auch nur eine einzige jüdische Quelle für eine solche Eigensicht, wo stehen die Torapassagen oder Talmudverse, die für die Allgemeingültigkeit und Selbstverständlichkeit diese ja offenbar wichtigen Eckpfeilers des jüdischen Glaubens, notwendig wären? Ich verrats einfach mal: Nirgends. Noch nicht einmal Extremisten wie Herzl kann man hier zitieren.
Da hat ihm seine christliche Erziehung wohl einen Streich gespielt, denn die halten sich für besser und überlegen. Ein wenig historisches Wissen, das wegen mir nicht jeder, aber verflucht noch mal ein Jostein Gaarder zu haben hat, sollte da helfen: Einem Stamm von Nomaden, der seine eigene Religion entwickelt hat, eine nationale Weltsicht zuzuschreiben, wie sie Vorraussetzung für eine solche Anklage sein müsste, ist religionshistorischer Schwachsinn. Diese normativen Vorraussetzungen gibt es erst seit absolutistischen Zeiten und sie sind klar christlich-europäisch. Gaarder stolpert hier über die eigene interanlisierte Hybris der mitteleuropäischen Aufklärung. Er baut einen Popanz auf, dem er das Etikett "Judentum" anhängt und den er dann wütent beschimpft. Das machen Antisemiten schon seit hunderten von Jahren so. Fehlt nur noch, daß er behauptet, die Juden töten aus religiösen Gründen kleine Kinder.
Oh. Tut er ja.
von Jens Scholz   direct link     
 
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