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Mittwoch, April 16, 2008

Jean Michel Jarre, Oxygene in Frankfurt
Okay, okay, ich habe mich offensichtlich überhaupt nicht vorher informiert, worum es bei dem Konzert gestern eigentlich ging, ansonsten hätte ich von vorneherein keinerlei Bedenken gehabt.

Das Konzert gestern war nämlich eine Live-Performance von Oxygene zur Feier des dreißigsten Geburtstages von Jarres grandiosem Debutalbum. Und mit Live ist wirklich Live gemeint: Es gab keine Computer und keine Sequenzer. Jarre erklärte zu Beginn des Konzerts, daß er ja normalerweise immer "outdoor" spielt, aber wenn man eine Bühne mit fast vierzig Jahre alten Geräten vollstellen und den Klang von Röhren und Induktionsspulen erlebbar machen will, dann eignet sich eine Oper dazu einfach wesentlich besser. Er erwies sich bei dieser Gelegenheit als Geschichtssicher, da er sich besonders darüber freute, in Frankfurt zu sein, denn Oxygene habe er damals ja nicht nur aus Klanggründen aufgenommen sondern auch aus dem Bedürfnis, die Hörer für Ökologie zu interessieren und sich über die Zukunft des Planeten Gedanken zu machen - ihm sei daher sehr bewußt, daß Frankfurt damals eine der wichtigsten Keimzellen der grünen Bewegung in Europa gewesen sei.
Dann erzählte er, daß er Oxygene damals mit einem Achtspur-Bandgerät aufgenommen habe und daß er daher folgerichtig acht Hände benötige, um es live zu performen, weshalb er drei weitere Musiker mitgebracht habe, die mit ihm nun das komplette Album per Hand spielen würden.

Oxygene 2008 in Frankfurt

Das haben sie dann auch gemacht und es war ein wirklich beeindruckendes Erlebnis. Gerade weil es keine Megaperformance war sondern die vier sehr konzentriert spielenden Musiker nur von einer wunderschön schlichten, sehr abstrakten und durch die sauber und sparsam eingesetzten Effekte (z.B. durch einen riesen Spiegel) extrem stimmungsvollen Lichtinstallation begleitet wurden.
Und natürlich vor allem wegen des Klanges: So wie Oxygene damals ein unglaubliches Hörerlebnis war, weil man solche Instrumente einfach vorher noch nie gehört hat so unglaublich war das Erlebnis auch gestern, denn inzwischen hört man solche Instumente ja auch schon lange nicht mehr. Es ist einfach etwas völlig eigenes, wenn man analoge Wellen durch direkte Induktion zum modulieren bringt oder, wie man es inzwischen halt gewohnt ist, digital eine zweidimensionale Klangdatenmenge etwas umrechnet. Alles vibriert, pfeift und brummt in Frequenzen, die digital schon längst nur noch böse klirren würden oder einfach nicht mehr zu hören wären.
Wer die Gelegenheit hat, sich dieses Konzert noch irgendwo ansehen zu können sollte zuschlagen. Es ist jede Minute Wert. Jarre beweist nicht nur, daß er es durchaus immer noch musikalisch drauf hat sondern auch, daß er seine Visionskraft, die er in seinen Megakonzerten auslebt, auch in extrem minimalistischen Settings umsetzen kann: Oxygene war eine ständige langsame Steigerung, immer wieder kam ein anderes Element dazu, erst ein Lichtfaden quer in der Luft, dann eine Lichtsäule im Hintergrund, die erst spät zur Fläche wurde, dann kam der Spiegel, der die Jungs von oben zeigte und gegen Schluß gabs plötzlich auch Videoeinspieler. Die bunten Strahler waren extrem sauber auf Geräte und Flächen platziert und was sehr angenehm war: Es gab keine Nebeleffekte sondern Jarre legte Wert auf eine sehr scharfe und klare Sicht auf die Bühne.
Was gegen den Perfektionismus des Sets besonders herausstach war der Spaß, den Jarre offensichtlich hatte. Er freute sich ständig wie ein Schneekönig, wenn etwas besonders gut geklappt hat, sprang immer wieder mal über die Bühne, klatschte das Publikum ein und winkte freudig auf einem Bein stehend in die Menge, wenn es Zwischenapplaus gab. Seine Soloimprovisationen waren zu Beginn eher ungelenk, wurden im Laufe des Konzertes aber immer mitreißender.
Ganz klar, das war dieses Jahr das absolute Konzert-Highlight für mich. Jarres Mega-Konzerte an irgendwelchen Pyramiden oder Chinesischen Mauern kann man sich prima auf DVD ansehen, aber diese Geschichte muss man wirklich Live erlebt haben.

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von Jens Scholz   direct link     
 

Kommentare:

Oh ja, Oxygene. Habe ich damals als kleiner Pimpf heimlich von Schwesterns Platte auf Kassette gezogen (ich durfte legal nicht an ihre Hifi-Anlage; kleine Brüder halt.. :)

Ich freue mich aber mal lieber auf Kettcar.

Btw, Eurovision in Serbia anyone?
 
Danke für den ausführlichen Bericht!
... und Mist das ich nicht hingegangen bin,
 
Das hätt´ich jetzt aber auch gerne gesehen/gehört.
 
So interessant diese Old-School-Variante wahr, so würde mich interessieren, wie ein rein digital interpretiertes Oxygene klingen würde; z.B. von Autchre oder Aphex Twin neu aufgenommen.

Aber ich finde ja den alten Syntheziersound der Siebziger und Achtziger schon mittlerweile als Klassik. :)
 
.... siehste, wußte ich doch, daß der Herr Andrich das auch gerne gesehen hätte! War ja aber auch toll. Nur wußt ich garnicht, was der immer wollte mit dem Mitgeklatsche. Das hat doch garnicht gepasst (höre Mitschnitt)...
 
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