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Samstag, Juni 21, 2008

Ich würde gerne mal gegen die Ansprüche protestieren, Perfekt zu sein
Lothar Binding von der SPD findet, daß Herr Löw nicht rauchen darf, wenn er mal so richtig Grund hat, nervös zu sein und sich daher - sich weit weg hinter einer Glaswand nicht im Blick von Kameras wähnt - eine Zigarette ansteckt:
"Vernünftigerweise schließen sich Sport und Rauchen aus, aber ein Raucher als Vorbild vieler junger Menschen ist ein Widerspruch in sich", sagte Binding. So stelle sich nun die die Frage, "ob Jogi Löw Trainer, Sportler oder Raucher ist".
Zum ersten Satz: Vernünftigerweise ist das sicherlich richtig. Wie so vieles vernünftig wäre, wie zum Beispiel kein Bier zum Fußball schauen zu trinken oder immer früh ins Bett zu gehen. Menschen sind aber nicht immer vernünftig. Die Anforderung, immer Perfekt zu sein ist m.E. eine der schlimmsten Nebeneffekte der Politcal Corectness, wie sie sich in den letzten fünfzehn Jahren entwickelt hat.
Grundsätzlich: Ich find große Teile dieser Entwicklung okund notwendig, denn sie half durchaus, z.B. lange salonfähige Rassismen und Benachteiligungen von Minderheiten öffentlich zu ächten. Aber hier geht es um die menschliche Eigenschaft, auch mal 'unvernünftig' handeln zu können. Was für ein Vorbild soll denn ein immer perfekt handelnder Mensch sein? Für Herrn Binding scheint ja ein Mensch keinen Wert zu haben, sobald er mal raucht. Natürlich können Menschen Vorbilder sein, auch wenn sie Laster haben, denn jeder Mensch hat welche, sicher auch Herr Binding.
Und so wie er anscheinend generelle Vorbehalte gegen Raucher hat hat er offenbar auch weche gegen "junge Menschen", denn zumindest als ich jung war habe ich mir meine Vorbilder nach dem ausgesucht, was sie getan oder gesagt haben. Ob sie das mit oder ohne Kippe im Mund getan haben war mir doch egal. Ich denke nicht, daß die "jungen Menschen" von heute das anders machen.
Eine Eigenschaft, die ich an Menschen dagegen überhaupt nicht leiden kann, ja die mir Angst macht, ist dagegen Fanatismus. Und Leute, die eine für sein Wirken und seine Erfolge völlig unerhebliche Eigenart eines Menschen so wichtig nehmen, daß sie sich "die Frage stellen" ob Herr Löw nun Trainer oder Raucher ist, sind Fanatiker. Die Frage selbst ist ja leicht zu beantworten: Er ist Trainer und raucht auch mal, wenn er meint, daß keiner hinschaut. Was ihn mir symphatischer macht als vorher.
Vielleicht wundert sich mancher ja, warum ich mich hier über einen kleinen unwichtigen Hinterbänkler aufrege, der dummes Zeug redet. Es geht mir nicht um ihn und auch nicht um Herrn Löw, der mit diesem Unsinn hoffentlich souverän umgeht, sondern um die Anspruchshaltung, der wir alle gegenüberstehen und die mir schon lange viel zu hoch gegriffen ist. Fehler werden immer unverzeihlicher und menschliche Erfolge immer unwichtiger. Herr Binding ist nur ein krasses Beispiel dafür, wie weit das gehen kann: Nur weil sich Löw ne Zigarette anzündet spricht er ihm sofort alles ab, was er in Jahren geleistet hat und was sein Können und seine Persönlichkeit ausmacht: Eine Eigenschaft, die nicht in den Katalog passt wiegt sofort und absolut schwerer als vier Jahre Arbeit und deren Erfolge. Das ist doch krank und unmenschlich.
Ich ecke an dieser fatalen Einstellung gegen das Recht, ein nicht perfekter Mensch zu sein, seit Jahren immer wieder an, denn natürlich will man alles richtig machen, das beste Vorbild sein. Und man ärgert sich ja auch selbst, wenn man wieder an seinen eigenen Unzulänglichkeiten hängenbleibt. Aber daraus kann man doch auch was anderes lernen. Zum Beispiel, daß es anderen ja eigentlich nicht anders gehen kann und das sollte doch eigentlich was beruhigendes sein.

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von Jens Scholz   direct link     
 

Kommentare:

Als ich das mit der Kippe gesehen hab, hab ich mich am meisten über den Regisseur aufgeregt. "Schnell! Auf die 3! Das wird eine Sensation!!!" So wird's wohl im Regieraum gelaufen sein. Und danach hat man sich erstmal entspannt zurückgelehnt, 'ne Kippe angezündet und vom Pulitzer geträumt.
 
Leonard Bernstein war wahrscheinlich auch nur ein dämlicher Raucher...
Man betrachte sich nur was der alles gemacht hat. Wohl nichts von Bestand nur kalten Rauch.
Oder ist dort wo Rauch ist vielleicht doch manchmal auch Feuer? Hm.
Sonja
 
Ich finde, heutzutage dürfte ein Politiker nicht mehr heissen wie eine Brauerei.
 
@karsten: so hab ich das nicht gesehen. die kamera hat einen zoom gemacht und als zu sehen war, dass der herr trainer raucht, wurde direkt umgeschnitten. da hatte keiner interesse daran, den "ertappten" in die pfanne zu hauen. es wurde ja auch von keinem moderator angesprochen.
und es war klar, dass sich damit irgendjemand, oh wunder ein politiker, damit profilieren musste.
 
Solange Herr Löw mir nicht seinen Rauch ins Gesicht bläst, kann er in seiner VIP-Lounge doch rauchen bis er schwarz wird (fängt soweit ich weiss an den Beinen an...). Ich glaube, am Spielfeldrand, in der Coaching Zone fänd ich es auch albern, aber dafür hat er ja seine Nikotinkaugummis.
 
eben: man sieht ja daran eigentlich, daß er rücksicht nimmt (sofern er nicht nur deswegen nicht raucht, weils verboten ist - aber die unmöglichkeit, aus freien stücken rücksichtsvoll, kooperativ oder solidarisch zu sein, wenn alles per bestimmung, verbote oder anweisung geregelt wird ist noch ein ganz eigenes thema)
 
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