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Mittwoch, November 05, 2008

Die Chance auf einen anderen politischen Stil
Ja, ich mag Obama, mag wie er mich begeistern kann und fühle mich somit, wie so viele, von seinem Charisma angezogen. Das allerdings hat so gut wie keine Bedeutung in der Liste - in der langen Liste von Gründen, aus denen ich ihn erst gegen Hillary Clinton und dann gegen McCain klar favorisierte. Ich wollte daß er gewinnt vor allem aus dem Grund, weil sich damit hoffentlich ein anderer politischer Stil durchsetzen kann, als der, den auch wir hier in Deutschland seit langem so unendlich satt haben.
Das heutige Ergebnis belohnt nämlich nicht einfach nur jemanden mit einer großen Ausstrahlung, ich glaube sogar, daß die alleine für die vielen aktivierten amerikanischen Erstwähler gar nicht der ausschlaggebende Punkt gewesen ist, Obama zu wählen. Es belohnt vor allem den Mut zu echten Visionen und damit eng verbunden sowohl den unbedingten Willen zur Integration aller Gesellschaftsschichten als auch die Abkehr von überkommenen und trennenden Ideologien zu Gunsten von neuen und zukunftsorientierten Idealen.
Es belohnt die Vorstellung, daß es in der Politik darum geht, das Leben in einer Gesellschaft zu verbessern und den Menschen zu ermöglichen, Solidarität zu erfahren und zu üben. Ja, natürlich muss er jetzt beweisen, daß er es auch wirklich so gemeint hat, aber die Wahl gewonnen hat er zu einem guten Teil auch deswegen, weil die Menschen sich das wünschen, was er als sein Politikverständnis vermittelt hat.
Das hat er nicht nur mit großen Reden getan, sondern auch damit, im Wahlkampf auf eine Schlammschlacht in Form von persönlichen Angriffen oder ideologischen Parteiendenken (fast) völlig zu verzichten, stattdessen konsequent bei seinen Themen zu bleiben und diese ideologie- und parteiunabhängig darzustellen, so daß er auch hier glaubwürdig seine Ideale in Form eines Wechsels von den eingefahrenen Wegen des Wahlkampfes vorlebte.
Ich glaube ja, daß er damit John McCain erheblich beeindrucken konnte, der ja ursprünglich auch einen fairen Wahlkampf ohne Schlammschlacht versprach, dies aber genau nicht einhielt oder einhalten konnte. Ich hatte immer wieder den Eindruck, McCain fühlte sich sehr unwohl, wenn es um den von seinen Wahlkämpfern lancierten Dreck ging. Er vermied diese Themen und ich meine auch, sein vermiedener Blickkontakt beim Fernsehduell war keine Frechheit sondern es war ihm peinlich.
Ich glaube auch, daß McCain die Attitüde Obamas gefällt. McCains Rede von heute Nacht jedenfalls ist eine große Geste, die man so in Deutschland von einem Wahlverlierer so schnell nicht hören wird und er erscheint mir dabei sogar ehrlicher, erleichterter und gelöster als in den vergangenen Wochen.
Ich mag Ideale im Gegensatz zu Ideologien. Ich mag auch Satire und auch Zynismus. Aber wenn es darum geht, ernsthafte und sachliche Pläne zu schmieden, dann bin ich davon überzeugt, daß das mit Menschen mit Visionen und Idealen besser funktioniert als mit Zynikern. Wenn es um Politik geht, gibt es daher für mich keinen Zweifel, welcher Stil mir gewinnbringender erscheint.
Was ich mir nun wünsche ist eine Strahlkraft dieses Stils. Wir brauchen jetzt als allerletztes Leute, die anfangen, auf Obama zu machen. Personen sind mir egal. Auch Obama ist mir an dieser Stelle als Mensch nicht wirklich wichtig, er ist ein Beispiel, ein Vorreiter. Wenn dem Beispiel niemand folgt wird er auch nichts ausrichten können und die Zyniker können wieder selbstzufrieden behaupten, alles vorher gewusst zu haben.
Seine Gewinnerrede jedenfalls ist auch anders als man die gewohnt ist. Sehr ruhig, wenig triumphal und selbstgerecht wie sie wahrscheinlich bei jedem anderen ausgefallen wäre und noch immer geradeheraus auf die Ideale ausgerichtet, von denen er inzwischen mit Recht behaupten kann (und McCain bestätigt hat), daß sie von der Mehrheit des Landes geteilt werden. Das gefällt mir, denn während die USA in den letzten Jahren Rückständig und in veralteten Ideologien versteinert rüberkamen, erscheint von jetzt auf nachher plötzlich die Politik bei uns kleingeistig, egoistisch und gestrig. Und das ist, will ich mal sagen, ganz ganz großartig, denn jetzt sind wir und unsere Politiker wieder dran, sich zu bewegen.

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von Jens Scholz   direct link     
 

Kommentare:

ich denke auch, die ideen sind eigentlich zweitrangig. hier geht es um spirit. eigentlich ein total ausgelutschter begriff, aber ganz offensichtlich hat er viele menschen in und außerhalb der usa ergriffen. nicht umsonst war bereits im vorfeld viel von jfk zu hören. auch wenn diese vergleiche sicherlich von interessierter seite unterstützt wurden, sind die parallelen offenkundig. da kommt jemand, dem man zutraut, etwas zum besseren zu bewegen, wie immer er das auch anfangen wird. was ich besonders ergreifend an seinen auftritten fand - ja, auch hier muss man ein gerüttelt maß kalkulierten pathos rausrechnen, aber gut - war, dass er von menschen gesprochen hat, wenn es um die inhalte seiner politik ging. die bush-administration hat immer nur von der größe und bedeutung der nation schwadroniert und entsprechende außenpolitik betrieben, als ob sie nur clausewitz gelesen und obendrein falsch verstanden haben.

ja, endlich redet jemand wieder von menschen und mit den menschen. es wird nötig sein, dass viele sich nun packen lassen und mitmachen, denn alleine wird er nichts bewegen können. ich hoffe, dass auch dieser teil seiner botschaft verstanden wurde und sich die leute nicht gemütlich zurücklehnen und denken, nun wird schon von alleine alles besser.

eine sorge habe ich allerdings - so erleichert wie viele heute auf der ganzen welt sind, so wütend werden viele ultrarechte sein. obama wird der am meisten gefährdete präsident seit jfk sein. und ich hoffe, dass es hier keine parallelen gibt. ein attentat auf obama - selbst wenn er nicht ums leben käme - könnte bürgerkriegsähnliche zustände mit unabsehbaren folgen nach sich ziehen.

aber für heute gilt - yes we did !
 
Mir hat im Wahlkampf sein Mut zur Ehrlichkeit gefallen, seit dem "Yes, I inhaled ? that was the point" war ich Fan.
Sowas würde den dt. Politikern auch mal guttun.
 
mccain's rede war wirklich stark. respekt dem verlierer. dass er diese rede sogar vor seinen versammelten fans, zur stunde der niederlage, kundtat, zeugt von viel grösse und erzeugt bei mir, obwohl satire-blogger, obwohl gegen mccain - noch mehr respekt.
 
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