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Montag, April 19, 2010

Das Internet ist Scheiße, weil die Welt scheiße ist
...war, glaube ich, das beste inoffizielle Schlusswort für die diesjährige re:publica, die man sich vorstellen kann. Einmal natürlich, weil es schlichtweg wahr ist: Das Internet ist (inzwischen) ein Teil der Welt, es bildet die Gesellschaft mit allem ab, was es gibt - also auch Scheiße, Kommerz, Verbrechen und selbstverständlich auch Sexismus (und wenn die Piraten das nicht langsam kapieren, dürften sie bald einen guten Anteil ihrer Wählerinnen und Wähler verlieren).
Das alles wird man nun nicht dadurch los, indem man einfach das Internet abschafft, sondern indem man die Welt besser macht. Einfach ausgedrückt, aber so isses und wenn Felix' Vortrag online ist werde ich den verlinken auf Teufel komm raus, weil er einfach so unglaublich einfach eine unglaublich komplizierte Sache erklärt. Wie wars denn sonst so?
Die re:publica war eine schöne Veranstaltung mit ganz vielen interessanten Themen und Diskursen. Was die letzten Male irgendwie noch nicht so rüberkam war dieses Jahr offensichtlicher (nur nicht für die Presse, aber dazu vielleicht später mehr): Das Netz und seine Bewohner sind in keinster Weise homogen und gleichgesteuert und die re:publica ist nicht die Veranstaltung auf der sich alles um sich selbst dreht - das ist ja, kurz mal paraphrasiert - in den letzten Jahren immer so ein wenig die Hauptkritik gewesen, vor allem von Leuten, die gar nicht da waren (und in der Presse, aber dazu wirklich vielleicht später).
Wie wenig diese Vorstellung mit der diesjährigen Veranstaltung zusammenpassten, erkannte man mehr oder weniger sofort, wenn man die erlebte Realität vor Ort und das Programm der re:publica für den Reality-Check heranzog.
Ich empfand die Themen-Vielfalt als sehr angenehm und als noch angenehmer, daß man sich mit viel echtem Fachwissen über die z.B. ja seit einiger Zeit leider oft hysterisch diskutierten Widersprüche zwischen den Positionen der Verfechter von mehr Datenschutz durch Regulierung sowie den "Post-Privacy"-Apologeten, die völlig auf den Markt vertrauen und wiederum den Befürwortern der radikalen Entkommerzialisierung der Daten und Informationen, die ihrer Meinung nach allen gehören sollten, informieren konnte.
Bei einigen Themen - zum Beispiel bei der Betrachtung von Gefahren durch Datensammlungen seitens Staat oder Firmen, durch die Auswertbarkeit von einzeln harmlos erscheinenden persönlichen Informationen und so weiter - gab es ja bisher keinen wirklich kompetenten Vertreter, der zum Einen nicht sofort das Internet als solches verteufelte oder gar einfach nur auf billige Weise seine Bewohner disste und sich von denen gerne dadurch absetzte, indem man seine eigene Ahnungslosigkeit im Umgang mit dem Netz als erstrebenswerte Tugend verkaufte.
Wie angenehm war es daher, mit Miriam Meckel endlich mal jemandem zuhören zu können, die der Komplexität des Themas wirklich mit enormem Fachwissen und fast körperlich spürbarer Erfahrung gerecht wurde: Sie erklärte die heute gängigen Wirkweisen der Social Media Nutzung in all ihrer Ambivalenz und erläuterte die Auswirkungen die von auswertbaren Daten ausgehen in gesamter Breite: Also sowohl die positiven Seiten, als auch die Limitierungen und dann auch die noch übrig gebliebenen tatsächlichen Gefahren. Angenehmerweise tat sie das mal ohne die hysterische Schwarzseherei derer, die ihr Halbwissen darüber wozu Algoritmen so fähig sind anscheinend vor allem aus CSI-Fernsehserien beziehen. Und hoppla, plötzlich waren die tatsächlichen Problemfelder endlich mal ganz scharf umrissen und Miriam Meckel hat einen Fan mehr, auch wenn ich überhaupt nicht alle ihre Positionen teile.
Überhaupt ist erfreulich, daß es inzwischen genügend gute Fachleute gibt, die nicht einfach irgendwas rumbehaupten und denen sofort die Luft ausgeht wenn mal mal unter die Oberfläche ihrer Theorien schaut. Das macht viele Kritiker aus der Journalismusecke zwar noch unrelevanter als sie eh schon sind, aber das stört ja nicht. Also, mich.
Natürlich war das Schönste dieser drei Tage, all die Freunde und Bekannten wiederzutreffen die ich viel zu lange nicht gesehen habe. Und neue, interessante und angenehme Bekanntschaften zu machen. Und eben diese ganzen Echtes-Leben-Dinge zu tun die wirklich den Namen "sozial" verdienen (ich bin ja einer der Menschen die behaupten, es gäbe noch überhaupt keine echten "Social Networking Plattformen" im Internet, sondern das sind alles bisher nur werbefinanzierte Entfernungsüberbrückungsmittel).
Ich bin außerdem überglücklich über die kleine Internet-Hasserei-Session die Caro, Anne, Bov und ich in einem der kleinen Workshopräume abhalten konnten. Nicht nur weil sie ein Erfolg war sondern in erster Linie, weil es (und wohl auch den meisten Zuschauern) einfach einen riesen Spaß machte. Für mich ganz persönlich war das auch deswegen ein Highlight, weil es mir den Vorwand dafür hergab, Anne persönlich kennenzulernen, die ich nun noch viel mehr bewundere als vorher schon.

Foto von bosch_hh
(Foto von bosch_hh)

Bovs Solo war übrigens so gut, daß Felix ihn gleich nochmal damit in sein Programm einlud und wodurch völlig verdient zumindest sein Part der Nachwelt erhalten bleibt, unsere Session wurde ja nicht mitgefilmt. was natürlich auch besser so ist, ich bin durchaus ein Freund von Verknappung, der Exklusivität der Einmaligkeit und der daraus folgenden Legendenbildung (bis jetzt gibts nicht mal Fotos).
Was mir auch gefallen hat war, daß ich viel mehr Zeit als letztes Jahr hatte, mich mit Roland und Valeska zu unterhalten, die mich auch dieses Jahr wieder beherbergt hatten und daß die Normalisierung des Internets auch bei mir eine gewisse Beruhigung und Entspannung zu verursachen scheint: Ich hab sehr genossen, auch ein paar ganz andere Dinge zu machen, wie zum Beispiel statt auf die Abschlussparty ins Mehringhof-Theater zu gehen und mir ein großartiges Kabarettprogramm zum 25 Jährigen Jubiläum anzuschauen.
Außerdem hab ich schon ein prima Thema und eine richtig gute Idee für nächstes Jahr...

Update: Das Foto da oben ist von bosch_hh.

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von Jens Scholz   direct link     
 

Kommentare:

Im nächsten Jahr gibt's dann auf der re:publica wieder was mit "Creative Commons". Damit wir nicht vergessen, dass wir auch bei unter CC-Lizenz stehenden Bildern den Urheber nennen sollen.
 
so genehmer?
 
Ja, so ist es toll, oder?
 
na dann simmer alle wieder froh :)
 
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