Samstag, Januar 23, 2010
Piratendiskussionen
sind immer so ein wenig vorhersehbar. Schritt eins ist immer: Ein paar Piraten, offensichtlich momentan einige in Dresden die meinen, Nazis sollten da ungestört ihre Demo machen und die Gegenaktion brauche keine piratige Unterstützung, schauen aus ihrer binären Wolke in die nicht allzu zweipolige Welt hinaus und die schön logischen Ideale treffen auf das reale "Die Wirklichkeit ist dann doch nicht ganz so einfach".
Denn: Nicht alles was ausgesprochen wird - zum Beispiel von Nazis - ist einfach nur eine Meinung und nicht alles, wofür die demokratischen Mittel genutzt werden ist auch wirklich demokratisch - im Falle von Naziaufmärschen ist es eine Machtdemonstration.
Nicht allen Piraten muss man Politik erklären, aber einigen wohl schon. Das kann ich in diesem Fall Sven überlassen, dessen Vielzeiler hoffentlich auch für normalerweise kürzer denkende Menschen noch lesbar ist. Ansonsten hier die Kernaussage:Toleranz heißt nicht, die eigene Abschaffung tolerieren zu müssen. Im Gegenteil: es heißt, sich gegen jeden, der sie abschaffen will, zur Wehr zu setzen. Wenn möglich friedlich. Wenn nötig auch mit anderen Mitteln. Soweit sind wir zum Glück noch nicht. Wenn allerdings selbst fridliche nicht mehr genutzt werden dürfen, so dass sich Intoleranz ungehindert verbreiten darf, wird es irgendwann zu spät sein. Vielleicht sogar zu spät selbst für nicht friedliche.Hier weiterlesen. Und die lustigen Kommentare beachten, da gibt es nämlich Schritt 2 zu bewundern: Die Simpeltheoretiker (natürlich anonym) versuchen sich in Küchenphilosphie, großartigerweise immer mit den typischen Fremdschämphrasen ("Setzen, sechs," oder der unsägliche, niemals fehlen dürfende Nuhr, der sicher noch kommt). Ein bisschen tun sie mir schon Leid, denn sie argumentieren sich Sven natürlich ins Messer.
Schritt drei allerdings ist dann der, der mich die Piraten nicht aufgeben lässt: Bisher konnten die Naiven immer davon überzeugt werden, daß das mit der nicht politischen Ausrichtung als politische Partei einfach nicht funktioniert und ich bin auch hier sicher, daß die Piraten am Ende die "richtige" Position einnehmen und nicht die "Rechte" gewähren lassen. Diese butterweiche Verlautbarung jedenfalls ist keine Position und führen natürlich zu entsprechenden Kommentaren aus der rechten Ecke, die die Schwächen bemerken und weidlich ausnutzen.
Aber ein bisschen ärgerlich ist es ja schon, daß sie in dieser Lernphase wirklich keinen Fettnapf auslassen.Labels: dresden, nazis, piraten
von Jens Scholz direct link 2 Kommentare