Montag, März 23, 2009
Mit Vierzig hat man noch Träume
Ich bin ja seit einem halben Jahr Vierzig, also in dem Alter, in dem einen Politiker auf Grund der Demographie beginnen, ernst zu nehmen, weil man schon fast in die Altersregion kommt, die die größte Wählermasse stellt. Wer mit Vierzig nicht wenigstens schon begonnen hat, sich um seine Altersvorsorge zu kümmern, wird sich mit Siebenundsechzig böse umgucken. Mit Vierzig haben überhaupt viele Menschen fast die Hälfte ihres Berufslebens hinter sich. Unsere Elterngeneration dürfte mit Vierzig versucht haben, alles fix zu machen: Haus gebaut, Kinder gehen aufs Gymnasium, der Job ist soweit sicher und so kann die nächsten zehn Jahre ein ordentlich geregeltes Familienleben stattfinden, für das man die letzten zehn Jahre gearbeitet hatte.
Wenn das der Plan für uns Menschen ist, ist der bei mir nicht so richtig aufgegangen. Das geregelte Familienleben haben wir für ein paar Jahre ausprobiert, sind aber heute davon wieder weit entfernt und werden auch nicht mehr dahin zurückkehren. Die Altersvorsorge, mit der ich ebenfalls tatsächlich vor ein paar Jahren angefangen habe, ist wahrscheinlich angesichts der Finanzkrise ein schlechter Witz und frisst eigentlich nur das Geld, das ich jetzt dringender bräuchte. Mein Job macht aber wengistens Spaß, allerdings scheint auch hier meine Generation diese klare Definition eines klar bestimmbaren Berufes abgelegt zu haben, die wir von unseren Eltern kennen. Meine Antwort auf die Frage damals, was ich denn bei dem Internetprovider machte, bei dem ich vor knapp 15 Jahren angefangen habe, war "Naja, irgendwie alles".
Eine andere Veränderung ist der Stellenwert der Ausbildung: Zumindest in der Branche, in der ich arbeite, gab es nie einen Zeitpunkt, an dem ich vorher hätte lernen können, was ich zu tun hatte. Als es 1999 die ersten Studienabgänger gab, die die Arbeit mit Internetthemen gelernt hatten, hatte ich stattdessen vier Jahre Berufserfahrung. Ich musste auch selbst herausfinden, wie Projektmanagement für Onlineprojekte funktioniert, als ich daran verzweifelte, wie unmöglich teuer und langsam Projekte voranschlichen, weil man sie halt "klassisch" führte. Als es dazu endlich mal Literatur gab, stand nicht mehr viel neues drin. Natürlich war das beim Thema Konzeptentwicklich nicht viel anders; als ich StudiVZ gesehen habe, musste ich doch ein wenig gähnen, denn was anderes als das (damals einfach zu früh gestartete) Studentennetzwerk "Campus2day", bei dem ich 1998 mitgewerkelt hatte, ist es auch nicht. Learning by doing ist für uns Vierzigjährige - auch wenn ich mich in meinem Bekanntenkreis so umschaue - der Normalfall, nicht etwa die ordentliche Ausbildung.
Das bedeutet also, daß die ganzen Konzepte, die für uns Vierzigjährige so existieren, eigentlich nicht mehr gelten, denn auch als Zwanzig- und Dreißigjährige haben die entprechenden Schablonen für uns schon nicht mehr gegolten.
Das wiederum bedeutet wohl, daß es spannend bleibt und vielleicht tatsächlich Vierzig ein Alter sein kann, in dem man einerseits schon jede Menge Erfahrung hat, andererseits aber auch noch völlig neue Dinge passieren können.
Mit Vierzig hat Keanu Reeves die Matrix gedreht, fällt mir grade ein.Labels: Laberflash, privat
von Jens Scholz direct link
Kommentare:
Zu meinem Vierzigsten schenkte mir mein Großer ein neues Erlebnis ,Kommentar veröffentlichen
er flog fast davon. Ich krebste in drei Metern Höhe rum.
Was letztendlich dazu beitrug, daß ich mit 45 das Drachenfliegen (Hängegleiter)
begann und vom Tegelberg aus im Forggensee neben unserem Zeltplatz landete.
Ab vierzig tut sich noch eine ganze Menge. Vor allen Dingen, wenn die Kinder
in ein Alter kommen, da sie "Ebenbürtigkeit" ausprobieren möchten.
Viel Spaß beim Jungbleiben wünsche ich.