Donnerstag, April 02, 2009
re:publica Tag 1
Die Panels waren erstaunlich langweilig, was meiner Meinung nach vor allem daran lag, daß man um etwas Diskussion auf die Bühne zu bringen zwar Leute gefunden hatte, die die Vergangenheit verklärten und andere, die damit dagegen hielten, die Gegenwart gut finden konnten, aber die vergessen hat, die die Ideen für die Zukunft oder mögliche Lösungen präsentieren konnten. Egal bei welchem Panel: Die Frage wohin die Reise geht wurde immer mit "ach, das weiß ich auch nicht, aber ich hoffe es wird irgendwie so un so werden.". Dabei gibt es die Leute, die sich mit genau diesen Fragen beschäftigen und darüber forschen und das vorbereiten, was in zwei Jahren passieren wird. So hörten wir am Ende doch nur das, was wir schon wissen.
Dagegen war der Vortrag von John Kelly über die verschiedenen Blogosphären der Welt hochinteressant, wenngleich er vor der Präsentation der Deutschen Themenwolke nochmal jemanden nach der korrekten Bezeichnung der Unterthemen hätte fragen sollen. Ich denke nicht, daß linke, regierungs- und gesellschaftkritische Blogs mit "Anti-Deutsch" richtig gelabelt sind. Es machte nicht viel aus, weil hier soweit alle den Transfer selbst schaffen, aber ich kann mir auch vorstellen, was eine konservative Presse daraus machen kann.
Auch sehr prima war der Vortrag von moot über 4chan, vor allem wegen des erfrischenden, demonstrativen, absoluten nicht Vorhandenseins von Wertung. Anonymität gibt es bei 4chan deshalb, damit jeder Scheiße bauen kann wie er will. Wenn die Community dann sagt "Was für ein Scheiß!" trifft das nur den Content, nicht den Ersteller. Überhaupt fand ich den Pragmatismus und die Attitüde, die hinter seiner Motivation "Ich dachte, ich hätte gerne ne Website, wo ich anonym Bilder hochladen kann" steht, bezeichnend. Sie erklärt eigentlich vollständig, wann Internetservices funktionieren und wann nicht: Sie funktionieren, wenn sie ein Bedürfnis befriedigen. Deswegen ist Twitter ausreichend, denn das Bedürfnis danach, schnell Bescheid zu geben, was einem grade durch den Kopf geht ist erfüllt. Alle Kopien wie identi.ca und das upcoming Facebook, egal wie viele Sidefeatures und Bequemlichkeiten da noch drangeflanscht werden, werden nie diesen Erfolg haben, denn, das generelle Bedürfnis ist ja durch Twitter schon gestillt. Ebenso geht es bei Flickr vs. egal welche Fotocommunity oder Youtube gegen egal welcher Video-Community. Und so weiter.
(Oh,mein Gott! Muss schnell machen, grade hab ich mal Netz!!!)
Die Party am Abend gefiel mir sehr, weil überhaupt sich dort die Stärke der Veranstaltung gezeigt hat: Man lernt interessante Menschen kennen und trifft Menschen wieder, die man lange nicht gesehen hat. Die Mischung aus Familiengefühl und spannend Neuem stimmt hier geradezu perfekt. Für mich jedenfalls. Ich bin jedenfalls nun sehr gespannt darauf, wen ich heute kennenlernen werde und hoffe, daß die Konferenz auch inhaltlich etwas ergiebiger wird, zwei Tage Zeit dafür hat sie ja noch.
Was sie auch noch hat ist die Chance, eine funktionierende Internetverbindung hinzubekommen. Ich hab nix gegen langsam, aber daß das so ein Komplettfail ist und schlicht absolut gar nicht hinhaut ist wirklich schrecklich nervig.Labels: rp09, unterwegs
von Jens Scholz direct link
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.. jens scholz ..personal news in undefinierter dringlichkeit, wichtigkeit oder thematik .. ein subjektives log als experiment, wie lange dinge, die wichtig erscheinen, es in wirklichkeit bleiben ..
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