Dienstag, Juni 16, 2009
Fertig mit der SPD
Das Problem ist nicht neu: Wenn man sich mit Themen der Parteipolitik beschäftigt (und ich mache diese Differenzierung ganz bewusst) dann hat man nach nur kurzer Zeit das Gefühl, man muss sich dringend die Hände waschen. Ach was sag ich, man hat das Gefühl, dringend duschen zu müssen. Oder in heißem Essig baden. Irgendwie diese Fäulnis von der Haut bekommen, die Scheiße unter den Füßen, durch die man scheinbar gewatet ist.
Richtig schlimm wird es dann, wenn man noch irgendwie versucht, wenigstens einen ganz kleinen Fitzel Sympathie aufrecht zu erhalten, zum Beispiel für die SPD - nur aus dem einzigen Grund, weil man die CDU für eine arrogante Riesenarschlochpartei hält und meint, die einzige nennenswerte Macht dagegen könnte vielleicht die SPD sein. Natürlich ist das nicht der Fall. Die Führungsriege der SPD der letzten 11 Jahre ist ein chauvinistischer Haufen Karrieristen mit chronischer Wirbelsäulenabstinenz, die einen Kosovokrieg im Ausland, den weitestgehenden Sozialabbau der deutschen Geschichte und ein verfassungswidriges Überwachungsgesetz nach dem anderen im Inland auf ihrer Bilanz stehen haben. Jeder einzelne Punkt allein ist ein besserer und klarerer Grund, diese Partei nicht zu wählen als jede am Ende ohnehin sinnlose Hoffnung, damit ein Gegengewicht zur CDU zu etablieren.
Die CDU bedient ein klares Klientel: Alte Menschen und diese seltsamen Frühvergreisten. Die Demoskopie gibt ihr da noch eine Weile mit einer stabilen Zahl Wählerstimmen recht. Die SPD hat ihr ideologisch klassisches Klientel verloren, die haben sich einfach die Linkspartei gegründet. Das macht locker 15% der früeren Stammwähler aus. Das Problem ist aber, daß sie daraus nichts lernen, denn jetzt hat offenbar auch die Netz-Generation in der gesamten Breite der SPD Adieu gesagt.
Das Schönste ist ja, daß man offenbar wirklich glaubte, damit durchzukommen...ich würde mal sagen, das hat eher nicht geklappt:
Auf Nimmerwiedersehen, SPD!
Empfohlene Vorgehensweise
Warum wir die SPD einfach vergessen sollten
das internet darf kein bürgerrechtsfreier raum werden
Community sagt alle weiteren Gespräche mit SPD-Verhandlungsführer ab
Nicht mit meiner Stimme ? Ich und die SPD
Hurra wir haben es Dir gezeigt
Liebe Sozialdemokratie
Die Verräterpartei kündigt eine eigene iPhone-Applikation an
Netzsperren ? Brief an meinen Abgeordneten
Diskussion medial unerwünscht
Unwählbar
Wer hat uns verraten? - Sozialdemokraten
Die Internetzensur kommt
The good ol' SPD
Die SPD und der letzte Schnitt SPD Online-Beirat stellt bei Zustimmung zum Gesetz die Arbeit ein ("weil mit der Entscheidung für die Netzsperren jeder Internet-Wahlkampf ad absurdum geführt wird")
Update: Der letzte Tag
Das, SPD, ist nur der AnfangMit anderen Worten: Kritiker der Netzsperre wenden sich von Politik ab
Oder gerne auch auf englisch: Germany to build the Internet Berlin Wall
und französisch: L' aube de la censure Internet en AllemagneLabels: spd, zensursula
von Jens Scholz direct link
Kommentare:
Also diese Vehemenz auf der SPD herumzuhacken, kam mir schon immer seltsam vor (vor allem, weil ich ohenhin nie sehr SPD-affin war). Das muss entäuschte Liebe sein. :D
Ist mir echt ein Rätsel, warum du (und andere) gerade auf denen so rumreitet.
...und ich darf doch mal eine Lanze für die CDU brechen. Dieses billige Schwarz-Weiß-Gemale (CDU, alles nur alte Nazis wuuuuhuuu - Gääähääään!) stimmt auch vorne und hinten nicht. Da kenne ich persönlich auch andere.
Klar, im Führungspersonal finde sich viele Unsympathen. Die sind, wie du ja selbst bemerkst, auch in anderen Parteien zu finden. Trotzdem sind sie, da muss man schon mal genau hinschauen, durchaus zu vernünftiger Politik fähig. Jaja, doch doch. Selbst CDU-Bürgermeister können bswp. eine progressive Drogenpolitik verfolgen, ganz einfach weil die ja auch nicht doof sind (Sachzwänge und so).
Im aktuellen "Spiegel" ist ein sehr schönes Interview mit einem britischen Historiker zur Lage der Sozialdemokratie in Europa. Seine These und der schließe ich mich an, ist, das es ja in den meisten Länder zwei sozialdemokratische Parteien gibt. z.B SPD und CDU, Labour und Tories, etc. - und schaut man mal abseits solcher Reiztthemen wie bürgerliche Freiheiten, stimmen ja nahezu alle Parteien sehr miteinander überein (Wirtschaft, Soziales, Außen). Ganz einfach, will man Sachzwänge pragmatisch angehen, man zu gleichartigen Lösungen kommt.
Ich bin bspw. klassischer Wähler sozialliberaler Prägung. Dummerweise gibt es diese Partei seit Beginn der 80er nicht mehr. Die Piraten stoßen zwar in diese Lücke, was Bürgerrechte angeht, reicht mir aber nicht aus. Gibt ja noch die Grünen. Sind zwar auch keine Helden, aber hei, Junge, perfekt ist nix auf dieser Welt!
Und zuletzt: ei dann wähl doch einfach die SPD nicht mehr and "be done with it". Mehr als ein Schulterzucken entlockt mir das Ganze nicht. Ist doch nicht der Iran hier... :-P
# von: 17 Juni, 2009 10:30
guter standpunkt. ich habs mal kommentiert...Kommentar veröffentlichen
http://meinungsproklamation.wordpress.com/2009/06/17/spd-bashing-is-so-2008/
