Freitag, Oktober 23, 2009
Regividerm, Klaus Staeck, Qualitätsjournalismus und wie er völlig versagt
Stefan Niggemeier hat so eine Art inoffizielle Kolumne, die da heißt "Geht sterben". Unter dieser rabiaten Überschrift finden sich die krassesten Beispiele für das Versagen der sich selbst so nennenden "Qualitätspresse". Mit Anlauf.
Ich denke, Stefan hat gerade ziemlich viel zu tun, aber zum Glück hat sich Hockeystick um den aktuellsten Fall gekümmert, der Stefans Überschrift mit Leichtigkeit verdienen könnte: Den PR-Stunt um das Sälbchen "Regividerm" und einem dazugehörigen Buch, dem zwischenzeitlich zwei bis drei Fernsehsender und zig Zeitungen und Onlinenachrichtenmagazine auf den Leim gegangen sind.
Stefan hat aber auch selbst schon berichtet, allerdings in seinem Blog bei der FAZ und speziell über die Plasberg-Sendung Hart aber Fair.
Passend dazu erscheint just heute morgen Klaus Staecks Rede als Präsident der Akademie der Künste zur Preisverleihung von "Der lange Atem" unter der Überschrift Klaus Staeck über die Gefahr der "Blogorrhoe" in der er zuerst klarstellt, daß er keine Blogs liest oder schreibt - sprich keine Ahnung darüber hat, worum es hier eigentlich geht - nur um eine selten dämliche Tirade von Vorurteilen gegenüber diesem schrecklichen Internet im Gegensatz zum hehren demokratiestiftenden Journalismus loszulassen, die vor 5 Jahren vielleicht einen gewissen Witz gehabt hätte aber heute nicht der Rede Wert ist:
Denn selbstverständlich gibt es nun auch die lange versprochenen großartigen Studien, die die Wirksamkeit des Wundermittels Regividerm beweisen sollen und wieder übernimmt die Aufgabe, diese Studien kritisch zu hinterfragen zunächst ein weiteres Mal ein Blogger. Die meisten Journalisten werden die Ergenisse dieser Untersuchung veröffentlichen. Ein paar richtig gute werden auch kein Problem damit haben, zuerwähnen, wo sie die her haben.
Update: Ein Interview mit Professor Stadler, den man in "Hart aber Fair" zu überrumpeln versuchte, indem man in der Sendung über Grippeschutzimpfungen plötzlich die Wundersalbe zum Thema machte. Er verrät weitere interessante Details:Nach der Sendung wurde es besonders lustig. Wie es heißt, sollen dem Erfinder von der Pharmaindustrie 15 Millionen Euro für das Patent geboten worden seien. Das Angebot sei dankend abgelehnt worden. Das Patent sei dann aber in seinem Nachlass von dem geschäftstüchtigen Menschen, der wahrscheinlich hinter der genialen Werbekampagne steht, für 250 Tausend Euro gekauft worden.
(...) Im Übrigen tun mir die vielen lebendigen Hühner, die man noch ein Jahr lang zu Impfzwecken [sein eigentliches Anliegen war die Kritik zur Grippeimpfung, j.s.] verwenden wird, mehr Leid als ein gekränkter Journalist, der nicht bereit war, seine Beweggründe darzulegen.Labels: journalismus, medien, regividerm
von Jens Scholz direct link
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