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Donnerstag, Dezember 17, 2009

Internethauptstadt, IT-Gipfel, und andere Lernresistenzindikatoren
Letzte Woche hörte, sah und las man jede Menge über tolle neue Initiativen und Ideen, die es seitens Politik und Wirtschaft im Zusammenhang mit diesem Internet so gibt. Im ersten Moment klingt das jeweils wie ein Aufbruch oder ein - ich möchte diesen Begriff gar nicht so laut nennen - Umdenken. Allerdings bleibt uns doch dieses Jahr wohl vor allem dadurch in Erinnerung, daß es (hoffentlich) den definitiven Endpunkt einer Entwicklung markiert, in der wir Internetnutzer relativ machtlos einem Staat gegenüberstanden, der uns lediglich als Gefährder politischer und wirtschaftlicher Interessen, potentielle Terroristen und Amokläufer, kaufunwillige Raubkopierer und zuletzt gar Beschützer von Kinderpornoverbreitern betrachtete.
Liest man die offoziellen Stellungnahmen und Berichte über die jüngsten Veranstaltungen scheint man nun also überraschenderweise bemerkt zu haben daß das Internet ein Wirtschaftsfaktor ist. Etwas über 15 Jahre nachdem es tatsächlich zu einem Wirtschaftsfaktor geworden ist nicht wirklich früh, aber immerhin - man ist bescheiden geworden und muss ja durchaus schon froh darüber sein, als Internetnutzer und -arbeiter nicht mehr pauschal als Teil der Pornoindustrie und -verwertungskette angesehen zu werden. Nichtsdestotrotz sind wir selbstverständlich wahlweise noch immer z.B. für den Niedergang der Zeitungen, der Krise der Unterhaltungsindustrie und das Sterben des Einzelhandels verantwortlich. Und nicht etwa die fehlende Anpassungsfähigkeit seitens Teilen der Wirtschaft und der Politik an veränderte gesellschaftliche und marktwirtschaftliche Bedingungen nach der Etablierung einer Informations-Infrastruktur namens Internet.
Wie schwer sich da aber immer noch alle tun erkennt man, wenn man die Ergebnisse und die Herangehensweise dieser Events etwas genauer betrachtet. Der IT-Gipfel war am Ende lediglich eine Showveranstaltung zur Förderung von wenig sinnvollen aber dafür um so mächtiger aufgeblasenen Großprojekten, die nur mit wohlwollender Mühe von Subventionen unterscheidbar sind. Die Stuttgarter Erklärung erklärt vor allem, daß man weder zugehört hat noch erkannt hat, was eigentlich an diesem Internet das wichtige Element ist: Die Beteiligung.
Eventuell etwas schneller lernt die Kölner SPD, die letzten Donnerstag zur Auftaktveranstaltung zur "Internethauptstadt Köln" eingeladen hat. Viele Zuhörer dürften das Problem haben, den offiziellen Bericht nicht so Recht der Veranstaltung zuordnen zu können, auf der sie gewesen sind, denn auch hier wurden wir vor allem Zeuge davon, wie wenig von dem, was das Internet ausmacht, bei denen verstanden wird, die jetzt irgendwie damit was unternehmen wollen. Allein den Willen zu äußern ist natürlich generell schon mal gut, aber ganz offensichtlich hat man auch hier etwas wichtiges vergessen: In einen Dialog zu treten und das Thema Internet auch im "Internetstyle" anzugehen. Dann hätte man sich Peinlichkeiten ersparen können, wie sie Frau Slapio gleich reihenweise passierten. Oder den Veranstaltern.
Gemeinsam ist all diesen Bemühungen eines: Das Verkennen dessen, was das Internet wirklich bewirkt, was es an Altem obsolet macht und was es an Neuem fördert. Die Vorträge auf der Internethauptstadt-Veranstaltung waren symptomatisch dafür. Es gab in fast jedem der drei langen Key-Vorträge einen Slide, der erklärte, daß das Internet eine Revolution darstellt. In der Erklärung, was das Revolutionäre am Internet ist, scheiterten sie dann aber. Und das nicht nur ein bisschen, sondern jeweils direkt mal episch. Weshalb wir uns dann auch nicht mehr wundern müssen, warum in diesen Kreisen so derart blind in die Gegend gestochert wird.

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von Jens Scholz   direct link     
 

Kommentare:

Ach, ist mir doch schnurz, ob Politiker mit dem Partzipationsgedanken des Internets was anfangen können. Es geht hier zunächst mal um Infrastruktur, Infrastruktur und Infrastruktur and abschließend Infrastruktur. Und die Infrastruktur bitte nicht vergessen.

Wenn sie DAS endlich mal (langsam) kapiert haben, kommt das Business schon von selbst. Politiker sollen ja auch keinen Speditionen betreiben, sondern für ordentliche Strassen sorgen. Und bei uns im ländlichen Raum steht (wie im Großteil des Landes) nun mal diese Infrastruktur im Vordergrund. Landesweit schnelle Netze, flächenddeckendes LAN, die tollen Ideen kommen dann schon von selbst.

Unsere Dorfpolitiker haben das nun auch endlich mal erkannt, aber wie kann ein Odenwälder Landrat oder Bürgermeister einen Netzanbieter schon zwingen, endlich HDSL im ländlichen Raum anzubieten? Das geht dann nur mit staatlicher Investition. HDSL ist das Schienennetz von heute. Da ist der Souverän gefragt!
 
Naja, natürlich wäre das das Beste, wenn Politiker einfach nur dafür sorgen würden, daß die Infrastruktur stimmt. Das geht aber nur, wenn verstanden wird, worum es beim Internet eigentlich geht, was die gesellschaftliche und kulturelle Relevanz ist und warum es kontraproduktiv ist, diese Entwicklung (teuer aber wirkungslos) aufhalten zu wollen.
 
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.. jens scholz ..

personal news in undefinierter dringlichkeit, wichtigkeit oder thematik .. ein subjektives log als experiment, wie lange dinge, die wichtig erscheinen, es in wirklichkeit bleiben ..


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