Donnerstag, Februar 19, 2009
Wenn man keine Argumente hat
und keine Ahnung und man sie sich auch nicht verschaffen will, dann verlegt man sich zu Argumenten, die einem erlauben, die Hände auf die Ohren zu legen und laut zu singen "Ich hör dich nicht, weil du bist doof!". Oder auch so:Die CDU/CSU-Fraktionsvizechefin Ilse Falk hat die Gegner von Internetsperren per Access Blocking beschuldigt, Kinderpornografie zu fördern. Kritiker handelten verantwortungslos und stellten "die Interessen skrupelloser Geschäftemacher über den Schutz der Kinder", sagte Falk wörtlich. (...)Und so weiter, bla bla. Man kann sich natürlich drüber ärgern, daß da eine offensichtlich überforderte Politikerin, die einfach gerne bei ihrem kleinen, feinen Weltbild bleiben möchte, in dem was man nicht sehen kann auch nicht existiert, dieses Weltbild folgerichtig auf Kritiker überträgt, die zum Beispiel meinen, daß man statt wie geplant beim wegschauen zu helfen ja auch einfach mal was gegen Kindepornografie unternehmen könnte.
Aber eigentlich muss sie und diese komische Ministerin einem eher Leid tun. Wenn sie so verzweifelt ist, daß sie jeden, der einfach nur mal kurz logisch nachdenkt und drauf kommt, daß die Einführung von Internetsperren zwar alle möglichen Auswirkungen haben kann, aber eben keinem einzigen Kind hilft und keinen Deut zur tatsächlichen Ergreifung irgendwelcher Täter beiträgt, auf die Seite der Bösen stellt, zeigt sich die ganze Armseligkeit ihrer kleinen, sinnlosen Politikerexistenz.
Ich hab mir letztens ja schon dieses Radiointerview angehört, in dem die Vertreterin der 'AG zum Schutz der Kinder vor sexueller Ausbeutung' ihre drei auswendig gelernten Sprüchlein aufsagte und der Vertreter vom CCC ihr erklärte, warum sie einem Argumentations-Popanz folgt. Ich hoffen, diese Verbände und Vereine, denen ja wirklich was am thema liegt, kriegen bald mal mit, daß sie da ganz frech für ein Wahlkampfthema vor den Karren gespannt werden und ihr Anliegen als Hintertür für die Aufhebung der Netzneutralität missbraucht wird, weil Terrorismus und Urheberrecht einfach nicht zieht bei diesem verflucht gut informierten Volk.Labels: politik, verdummungskampagnen, zensur
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Freitag, Februar 13, 2009
BKA-Sperrliste soll geheim bleiben
berichtet der CCC. Ich gehe vertrauensvoll davon aus, daß die Liste - völlig wurscht was sie soll - nicht geheim bleiben wird.Labels: politik, verdummungskampagnen, zensur
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Donnerstag, Januar 15, 2009
Archive.org in Großbritannien gesperrt
Grad mach ichs Maul zu. Und dann les ich das hier: Das Internetarchiv Archive.org wird von vermeintlichen Kinderpornojägern gesperrt:Die britische Internet Watch Foundation (IWF) hat die Wayback Machine von Archive.org auf die Kinderporno-Sperrliste gesetzt. (...)Die IWF-Aktion habe zur Folge, dass nun zahlreiche Kunden britischer Provider, die die Sperrliste der IWF automatisch übernehmen, überhaupt nicht mehr auf Archive.org zugreifen können. Nach den eigenen Richtlinien der IWF hätte eigentlich nur eine einzelne URL gesperrt werden dürfen.So siehts dann halt aus, wenn Dilettanten am Werk sind. Und man sollte sich da keine Illusionen machen. Fanatische ideologiegetriebene Kreuzzügler mit Realitätsscheuklappen gibts in Deutschland nämlich auch zur Genüge (einen lustigen Close Encounter mit Pseudojugendshützern hatten wir im Verein auch schonmal), da werden wir sicher auch noch viel Spaß haben: Mit einer ähnlichen Weltsicht könnte man sofort auch die Sperrung der Google Bildersuche und der Wikipedia begründen. Ach so, das gabs ja schon.
Die von dem US-amerikanischen Internet-Pionier Brewster Kahle gegründete Site Archive.org ist eine der wichtigsten Online-Ressourcen für Historiker. Auf der dort verfügbaren Wayback Machine werden alte Versionen von Websites gespeichert und zur kostenlosen Durchsicht bereitgehalten.
Die IWF hat die Sperre gegenüber The Register bestätigt. Auf Archive.org seien Bilder zu sehen, die nach dem Kinderschutzgesetz von 1978 verboten seien, so ein Sprecher der Organisation zu The Register. Auf ihrer Website hat die IWF keinerlei Stellungnahme zu ihrer Sperrmaßnahme veröffentlicht. (...)Labels: politik, provider, verdummungskampagnen, zensur, überwachung
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Man könnte natürlich auch Kinderpornographie bekämpfen
Was stattdessen passiert ist die Einführung von Internet-Zensurfiltern:Deutsche Serviceprovider werden 'noch in dieser Legislaturperiode' damit beginnen, Internet-Adressen mit kinderpornografischen Inhalten zu blockieren.Natürlich nutzt das gar nichts, zumindest nichts in Bezug auf die Bekämpfung von Kinderpornographie. Und die Frage, ob auf der Zensurliste nicht über kurz oder lang andere Adressen auftauchen werden (Ich höre schon die Tastaturen der "Killerspiel"-Gegner, der Musikindustrie und sonstiger Interessensgruppen aller Art klappern, um ihre Ansprüche an Sperrungen zu stellen) wird schon jetzt entsprechend vage von Frau von der Dings beantwortet:Kinderpornografie sei als Thema und Problem "klar abgrenzbar". Sie könne jedoch nicht ausschließen, was "künftige Bundesregierungen" für "Wünsche und Pläne entwickeln".Ich meine, was soll sie denn sagen? Sie ist ja von Schäuble und Glos vorgeschickt worden, um mit dem noch nicht so verbrannten Thema Kinderpornos (Schäubles Terroristen und Glos Wirtschaftslobbyisten ziehen ja inzwischen nicht mehr) die Tür aufzumachen.
Was am Ende geblockt wird kann man prima am immer wieder als Vorbild genannten Beispiel sehen, denn die Filterliste, die Frau von der Bla zu werwenden gedenkt ist zum Glück nicht ganz so geheim. Schaut man sich die an, sieht man schnell wie sinnlos die Sperre tatsächlich als Instrument zur Bekämpfung von Kinderpornographie ist. Stattdessen darf sich z.B. ein Holländischer Spediteur wundern, warum sein Webserver aus Skandinavischen Providernetzen nicht erreichbar ist.
Was mich allerdings nicht einmal so sehr dabei stört ist die unbelehrbare Ahnungslosigkeit und Kurzsichtigkeit der beteiligten Politiker - was soll man anderes erwaten von welt- und technikfremden Entscheidern, die sich ihre Meinung von Gatekeeperlobbyisten und Überwachungsfanatikern vorgeben lassen - sondern daß die "Provider" das offenbar freiwillig mitmachen. Das wäre früher nicht so gegangen, als Provider ihre Aufgabe noch darin sahen, Informationsnetze zu schaffen und den ungehinderten Zugang zu diesen bereitzustellen.
Was mich ebenfalls stört: Daß nichts getan wird, um Kinderpornographie wirklich zu bekämpfen sondern sie - schlimmer noch - perverserweise als Vorwand für die Einführung eines staatlichen Internetzensursystems ausgenutzt wird. Denn, Frau von der langen Leitung: Nur weil Sie etwas nicht mehr sehen können heißt das nicht, daß es das nicht mehr gibt.Und umgehen ist ganz einfach. Entweder per OpenDNS oder nem free proxy.
Labels: politik, provider, verdummungskampagnen, zensur, überwachung
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Montag, November 19, 2007
Ey SPD
Hau doch ab!Labels: bigotterie, parteien, verdummungskampagnen
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Donnerstag, September 13, 2007
Mobbing
Zum Ansturm auf den Media Markt gestern gibts jetzt auch Video:
(via René)Ich würde angesichts dieses Berichtes bei tobiwei dann mal sagen, die Darstellung von Indymedia, in der die vorzeitige Schließung des Ladens der Störaktion einer konsumkritischen Gruppierung zugeschrieben wird, scheint mir doch eher eine linksromantische Wunschvorstellung zu sein.
Labels: armut, kommerz, verdummungskampagnen
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Mittwoch, September 12, 2007
Die sind doch nicht etwa... blöd?
Geschubst, getreten, zugeschlagen: Bei der Eröffnung des weltgrößten Media Marktes in Berlin sind die Schnäppchenjäger durchgedreht. Tausende stürmten um Mitternacht die neue Filiale am Alexanderplatz. Selbst ein Großaufgebot von Polizei und Sicherheitspersonal konnte die Meute kaum bändigen.Ich weiß gar nicht, wo das Problem ist, die jahrelange Konditionierung auf pseudobillige Verknappung und hysterisierende Werbebotschaften hat doch offenbar super gegriffen und auch die jahrzentelang mantramäßig beschworene Leistungs- und Konsumgesellschaft funktioniert doch inzwischen ganz hervorragend.
Aber im Ernst: Vielleicht könnte man ja mal anfangen, über Bildungs- und Erziehungsniveau einerseits und - wenn man schon über Jahre aus Spargründen den Verlust von sozialer Kultur in Kauf nimmt - Mob- und Slummanagement nachzudenken, wenn offensichtlich einfachste Regeln des Zusammenlebens nicht funktionieren.Labels: armut, kommerz, verdummungskampagnen
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Dienstag, März 13, 2007
Ihr verdient nen Heuchlertitel
Den ganzen Tag schon dieses Geseier in den NachrichteNDie Drogenbeauftragte der Unionsfraktion, Maria Eichhorn (CSU), hat ein generelles Alkoholverbot für Minderjährige verlangt. Grundsätzlich sollte jede Möglichkeit genutzt werden, "die hilft, Jugendliche vor einer Alkoholabhängigkeit zu bewahren"Nur, daß die Möglichkeit schonmal da war und sich seitdem nie wieder was getan hat. Und wie bekloppt ist das denn angesichts des tollen und auch nicht neuen Erfolges der damals nicht erfolgten Alcopop-Verteuerung, jetzt ein Alkoholverbot für Minderjährige einzuführen? Wie kommen die darauf, daß man meint, das klappt, den Süßkram billig und verfügbar zu lassen und den Kids einfach zu verbieten, ihn zu kaufen?
Oder ist das einfach nur wieder die "Wir sind alle ganz arg bemüht"-Fahne, die da geschwenkt wird?Labels: bigotterie, verdummungskampagnen
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Samstag, März 10, 2007
Schattengefechte
Schnauze voll von all den Ablenkungsdiskussionen über zwangsweisen Wechsel zu Energiesparlampen, autofreie Wochenenden, methanausstoßende Kühe, Urlaub im Inland machen müssen und die anderen immer lächerlichere Beispiele von Grundrauschenerhöhung, mit dem man uns einerseits das "Wir sind alle ganz arg bemüht"-Gefühl vorgaukelt, andererseits aber in Wirklichkeit nur den Blick aufs Wesentliche verwischt.
Was ich mich frage ist, ob ich und die meisten, die ich kenne, jetzt da irgendwie totale Superschlauberger sind (was ich natürlich nicht glaube!), weil uns dieses offensichtliche Spielchen so auf die Nerven geht, denn irgendwo muss es ja auch die Leute geben, die sich davon auch ablenken lassen, bzw. ablenken lassen wollen. Ich mag ja nicht glauben, daß meine Mitmenschen wirklich so bescheuert sind. Vielmehr meine ich, daß dieser Unsinn ein Bedürfnis nach Ablenkung bedient.
Denn eigentlich ist es ganz einfach. Man weiß, wo die Stellen sind, an denen man schrauben muss (Wechsel zu erneuerbarer Energie. Und dann lange lange nichts.). Die stehen im Meer der stürmischen Diskussionsthemen komischerweise völlig unberührt und werden so krampfhaft ignoriert wie die Nackteit des Kaisers im Märchen.
In den letzten Wochen beobachte ich, daß Mojib Latif immer genervter wird, wenn er zu den immer neuen Nonsensthemen befragt immer wieder denselben Sermon runterbeten muss. Vielleicht will man ihn mit diesem Unfug so mürbe machen, daß ers endlich aufgibt.Labels: verdummungskampagnen
von Jens Scholz direct link 3 Kommentare