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Mittwoch, März 31, 2010

Von Macht und Kontrollverlust
Robin Meyer-Lucht schreibt in einem Artikel über die Hintergründe für die immer wieder auftauchenden Forderungen nach Netzsperren folgende Sätze:
In der Debatte um Netzsperren geht es letztlich maßgeblich auch um einen symbolischen Akt gegen die Kränkung staatlicher Autorität im Internet. Es geht um den Unmut eines überforderten Politikbetriebs, dessen sanktionierenden und ordnenden Mechanismen aus einer anderen Zeit stammen und die im Netz entwertet scheinen, weil sie hier nicht mehr greifen.
Daraufhin erklärt er, daß die Motivation einer Führungselite, die es gewohnt ist ihre Macht durch Geheimhaltung, Seilschaften und medialer Steuerung der Öffentlichkeit zu erhalten und zu vergrößern eine so große und für den Systemerhalt unbedingte ist, daß die Dystopie - also ein reguliertes Internet mit einer Art Schengen-Grenzgebung - nur eine Frage der Zeit ist und sich
Durch sie ein Drinnen und Draußen manifestiert. Es läst sich ein Territorium des wohl geordneten "trusted internet" im Inneren von einem dubiosen Außen-Internet abgrenzen.
Das erscheint zunächst realistisch und man ist direkt versucht, sich dieser pessimistischen Ansicht anzuschließen. Allerdings möchte ich ein paar Dinge zu bedenken geben:

1. Es ist wesentlich schwerer, bereits vorhandene und etablierte Freiheiten zu beschneiden - und im Internet ist das ungleich schwerer. Die probate Taktik, Freiheiten scheibchenweise einzuschränken, funktioniert vielleicht an Flughäfen und anderen Stellen, an denen man ziemlich undurchdringliche, weil solide Barrieren aufstellen kann, aber im Internet sehe ich - zumindest in absehbarer Zeit- keine Chance auf eine Übertragungsmöglichkeit dieses Prinzips: Jede Sperre und jeder Kontrollmechanismus wird in wenigen Stunden umgehbar sein - warum das so ist, kann jeder Nerd erklären, den man nach dem Stichwort "OSI 7-Schichtenmodell" fragt. Sieht man sich an, mit welchen immensen Aufwänden in China oder im Iran agiert wird um die Kontrolle über die Kommunikation der Bürger zu behalten (und es selbst damit nicht schafft) können wir uns sicher sein, hier auf jeden Fall immer genug Zeit und Platz zu haben, um gegen entsprechende Bestrebungen auf allen möglichen Ebenen anzugehen.

2. Die Macht der Transparenz: Intransparente Prozesse, unterschlagene Fakten, geheime Pläne und Absprachen die einmal in die Öffentlichkeit getragen wurden lassen sich nicht im Nachinein wieder einfangen. Das hat mit dem von Meyer-Lucht erwähnten "Drinnen" und Draußen" zu tun, das es im Internet bisher nicht gibt.
Es gibt dieser Tage eine interessante Koinzidenz, denn ein weiteres Thema hat mit diesem "Drinnen" und "Draußen" zu tun und damit, daß sobald einmal der Damm gebrochen ist, jahrzehntelang geheimgehaltene Informationen in die Öffentlichkeit gespült werden. Ich spreche natürlich von den Vorwürfen gegen Kirchen, Missbrauchsfälle systematisch vertuscht zu haben. Als das vor einigen Monaten losging waren die ersten offiziellen Reaktionen, das seien Einzelfälle. Die Berichte und Menschen, die sich sogar nach Jahrzehnten getraut haben haben, sich auch zu äußern, haben sich dann aber exponentiell gehäuft. Denn was Transparenz tut ist Mut machen. Die Stärke der Transparenz ist es, ab einem bestimmten Moment jeden Gegendruck dazu zu nutzen, ihre eigene Kraft zu verstärken. Das ist, wovor die "Autoritäten" Angst haben. Es geht nicht nur um eine Kränkung, wie Meyer-Lucht vermutet, sondern um sehr viel mehr. Aber es geht auch um mehr als das Internet. Das ist lediglich ein Katalysator von mehreren. Das Beispiel des von Autoritäten geschützten Missbrauchs ist ein geradezu klassisches - hier geht es beileibe nicht um ein Problem von Kirchen sondern eben generell um das "Drinnen" und "Draußen" Problem, das Aufrecht erhalten eines Systems um jeden Preis. Egal ob konfessionell, staatlich oder progressiv:

"1998 haben die älteren Kollegen eher die Institution als die Opfer geschützt" (...) Die Schule reagierte "intern", sagt sie. "Intern" und "extern" sind die meistgebrauchten Worte in dieser Sache. Bis heute teilen Lehrer und Schüler die Welt in drinnen und draußen, als seien das zwei voneinander getrennte Bereiche der Moral.
Und die Wahrheit ist genau diese: Es handelt sich um zwei absichtlich getrennt gehaltene Bereiche. Und der eine ist das geheime, intransparente "Drinnen", das die Macht erhält und die Privilegien der Mächtigen schützt - je besser das System funktioniert, desto unmoralischere Privilegien sind darin möglich, was zeigt, daß die Kirchen ein sehr, sehr gut funktionierendes System hatten. Das Mittel der Wahl, um das System zu schützen, ist/war Druck und Gewalt. Und das Mittel gegen Unterdrückung und Gewalt ist Transparenz. Warum haben Missbrauchsopfer Vereine wie Mogis gegründet, um gegen die Netzsperren zu kämpfen? Weil sie eines genau wissen: Transparenz verhindert Missbrauch. Vertrauen in Machtstrukturen nicht. Geheimhaltung nicht. Machtstrukturen und Geheimhaltung haben Missbrauch erst ermöglicht.

Worauf ich hinaus will ist eine Gegenthese zur Dystopie: Ich sage, es ist nicht möglich, das aufzuhalten, was das Internet bewirkt hat, bewirkt und noch bewirken wird. Die Chance, daß durch Initiativen wie ACTA oder Finten wie von Censilia ein "Kindernet" entstehen könnte, ist doch sehr gering. Jedenfalls solange wir informieren, vernetzt dagegen vorgehen, kreativ sind und die Möglichkeiten nutzen, die uns das Netz und die Transparenz die es ermöglicht, bietet. Selbst wenn Gesetze verabschiedet werden heißt das noch lange nicht, daß sie angewendet werden: Das haben wir bewiesen.
Welchen Weg das Internet nimmt, liegt weit mehr in unserer Hand als in der von Politikern. Das zu Begreifen fällt Menschen schwer, die in Zeiten aufgewachsen sind, in denen alle öffentliche Kommunikation dadurch, daß die Mittel zur Veröffentlichung von Informationen nur indirekt zugänglich waren, gesteuert und kontrolliert werden konnte und das Streben nach Macht immer ein Streben nach der Kontrolle der Reichweite war.
Ich mache keine Utopie auf, aber einen educated guess, der meiner Meinung nach realistischer ist, als es die optimistischen "Das Internet macht alle Menschen frei, gleich und glücklich"-Ideale sind oder die pessimistischen, sich von der Datentransparenz in eine Öffentlichkeitsdiktatur getrieben fühlenden Dauermahner:
Das Internet wird Alltag. Es wird Informationen besser, schneller, freier und unabhängiger machen. Es wird Transparenz erzeugen, die den Aufbau und die Aufrechterhaltung repressiver Machtstrukturen verhindern können. Es wir aber auch Unsicherheiten erzeugen, denn Strukturen - auch hierarchische - haben auch einen Sinn. Es wird Beliebigkeit erzeugen: Wenn es 10000 unterschiedliche Richtungen gibt, gibt es am Ende nur noch Meinungen aber keine Bewegung. Man wird Wege finden müssen, sich auf andere Weise auf ein gemeinsames Ziel zu einigen und das dann auch durchzuhalten.
Es wird verschiedene Ebenen der vernetzten Kommunikation geben. Es wird auch im Internet "offizielle" Kanäle geben, die den Mainstream abbilden werden. Dieser neue Mainstream wird aber keine Vorgabe von Politik oder Wirtschaft oder einer Bildzeitung sein, egal wie sehr sich diese Stellen anstrengen werden (und das werden sie!). Darunter wird es viele parallele, stark oder lose vernetzte, alternative Netz-Kulturen geben. Und darunter auch einige verborgene und illegale. Aber diese gesamte Medienstruktur wird nicht auf Regulierung hören. Es wird nicht gelingen, den Menschen zu sagen "Das ist gut!" und "Das ist böse!". Wir haben gelernt, daß eine der besonderen und eigenen Eigenschaften des Internets ist, daß jeder darin selbst entscheiden kann, was gut ist und was nicht.

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Mittwoch, Februar 17, 2010

...und die Flasche ist so groß!
Horst Köhler hat anscheinend bemerkt, daß ihn niemand mehr bemerkt vor lauter Westerwelle in den Medien. Also hat er heute mal gedacht "Hey, ich könnte ja mal ein Gesetz unterschreiben, das kein Mensch haben will, aber immer noch hier auf dem Schreibtisch herumliegt". Und Schwupps, schon haben wir in Deutschland ein prima Zensurgesetz verabschiedet. Was für einen Riesenbock er damit geschossen hat ist vielleicht noch nicht jedem klar, der das ja wegen den aktuellen Verlautbarungen der Justizministerin dazu nicht so schlimm findet und sich davon vielleicht etwas mehr Popularität für die Piraten erhofft.
Wenn nun gemeldet wird
Die Bundesregierung ist inzwischen von dem noch von der Großen Koalition beschlossenen Vorhaben abgerückt, kinderpornografische Webseiten im Internet zu sperren. Die - im Gesetz vorgesehenen - Sperren sollen daher nicht umgesetzt werden.
dann stimmt das freilich nicht so ganz, denn auch wenn man Webseiten nicht mehr sperren möchte heißt das ja nicht, daß die im Gesetz vorgeschriebenen technischen Möglichkeiten zur Sperrung von Inhalten nicht implementiert werden müssten. So gesehen sind jetzt die Accessprovider gesetzlich dazu verpflichtet, die vorgegebenen technischen Vorraussetzungen zu schaffen, auch wenn es vorerst keine Sperrlisten von BKA geben wird.
Insoweit gibt es nun ein Gesetz, das in Deutschland die Installation einer Zensurinfrastruktur vorschreibt und ein Justizministerium, das behauptet, diese vorerst nicht nutzen zu wollen. Zusätzlich ist still und heimlich ein "Jugendmedienschutz-Staatsvertrag" auf dem Weg, der die jetzt vorgeschriebene Zensurinfrastruktur gut gebrauchen kann. Ich wüßte jedenfalls nicht, wo man da ruhig bleiben könnte.
Ach, und Herr Köhler, Sie bekommen in einer Stunde Besuch. Rufen Sie ihnen zu: Gutes Getreide!

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Mittwoch, Januar 27, 2010

Probleme trennen: Unsere Jugend wird nicht im Internet bedroht
Wie schon bei unserer Zensursula-Debatte letztes Jahr müssen wir uns für die Beschäftigung mit den aktuellen Versuchen, die Netz- und Meinungsfreiheit mit Hilfe eines Stellvertreterproblems einzuschränken, auch bemühen, eine klare Thementrennung hinzubekommen.
Wir können Frau von der Leyen im Nachhinein tatsächlich sogar dankbar sein, denn ich glaube, so umfassend, kompetent und transparent wurde das Problem der Verbreitung von Kinderpornografie nie angegangen, öffentlich untersucht und thematisiert. Wir haben viel darüber gelernt und herausgefunden, wie Politiker und Pseudokinderschützer die Opfer instrumentalisieren und wozu Umfragen genutzt werden; wir haben gelernt, daß es Opfer gibt, die auch dazu klare Worte finden und wir sehen auch jetzt noch was passiert, wenn man beginnt, die richtigen Forderungen zu stellen, um dem Problem ernsthaft zu begegnen und nicht nur als Wahlkampfvehikel zu benutzen.
Ein wichtiges Kriterium für den Erfolg unserer Bemühungen war, nicht nur gegen die plumpen Zensurversuche und für die Netzfreiheit als solche zu kämpfen, sondern auch, durch die ernsthafte und kompetente Aufklärung über das zuvor nur vorgeschobene Problemfeld die Themen sauber voneinander zu trennen.
Eben dies ist nun auch beim Jugendmedienschutz-Staatsvertrag notwendig. Wir müssen uns anschauen, was der Popanz ist, der hier als Begründung für die Notwendigkeit der Maßnahmen ins Feld geführt wird. Das ist noch leicht: Es geht um Jugendschutz. Und wir müssen uns nun auch diesmal wieder dieses Thema vorknöpfen und ernster nehmen als diejenigen, die es missbrauchen. Das ist nicht mehr so leicht, denn es ist ein wesentlich weiteres Feld als letztes Mal.
Malte hat dennoch damit schon mal angefangen, hat die Problematik um den Jugendschutz von der Problematik freies Internet isoliert betrachtet und wirft den Ball weit ins gegnerische Feld:
(...) Wenn man sich Sorgen machen möchte um unsere Kinder, dann muss man sich mit Phänomenen wie den folgenden auseinander setzen:
Alleinerziehende haben ein ungeheures Armutsrisiko. Sie haben die Wahl, ihre Kinder entweder in Armut aufwachsen zu lassen oder zu vernachlässigen.
9to5-Jobs sind zu 24/7-Jobs geworden.
Kinder erleben viel zu früh einen wahnsinnigen Karrieredruck und wachsen in der Angst auf, den Ansprüchen nicht zu genügen.
Kinder werden mit Geschenken und materiellen Zuwendungen dafür entschädigt, dass die Eltern zu wenig Zeit für sie haben.
Eltern sorgen sich, dass sie nicht mehr der beste Freund ihrer Kinder sein können, wenn sie ihnen Grenzen aufzeigen.

Wenn es ein Problem gibt mit der Jugend von heute, dann hat dieses Problem nichts mit Pornographie zu tun. Jugendliche brauchen nicht mehr Schutz, Jugendliche brauchen mehr Aufmerksamkeit. Wenn aber die gesamte Mittelschicht gegen den Absturz in die Unterschicht kämpft, dann haben die Erwachsenen gar nicht mehr die Zeit, sich um die Kleinen zu kümmern.
Diese Probleme sind allerdings nur durch eine gesellschaftliche Neuausrichtung hinzubekommen. Als Politiker ist es da natürlich der etwas einfacherere Weg, die Verantwortung an Internet-Provider abzugeben.

Hier ergibt sich eine Chance für die Netzgemeinde und ihrer hohen dynamischen Qualität: Wir sollten genügend Kompetenz in unseren Reihen finden, um das Thema "Wie gehen wir eigentlich als Gesellschaft mit der Jugend um?" wesentlich intensiver, breiter und tiefgehender aufarbeiten zu können und so erneut einerseits die Oberflächlichkeit hinter den Forderungen nach Regulierungen im Internet entlarven und den Parteien parallel eine echte Diskussion aufzwingen, die dem an sich nämlich wirklich wichtigen Thema auch wirklich gerecht wird.

Update: Falk hat übrigens Recht: Es ist gerade tatsächlich eine gewisse Bereitschaft da, auf die Stimmen aus der Netzgemeinde zu hören. Das muss genutzt werden.

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Dienstag, Januar 26, 2010

Jugendschutz als Klowandreiniger und was nun wirklich zu tun ist
Man kann die Gefahr gar nicht groß genug sehen, die momentan von diesem Jugendmedienschutz-Staatsvertrag ausgeht. Die ersten Analysen des Inhaltes sind nicht nur alarmierend, sondern lassen gar schon Wirtschaftsteilnehmer, die normalerweise eher weniger im Ruf stehen, politisch besonders progressiv zu sein, vor dem Ende der freien Kommunikation im Internet warnen.
Wie Ernst die Lage ist, macht Isotopp heute klar, indem er die Detailanalysen mal weglässt und das "Werk" in den Konztext bringt, in dem wir es eigentlich betrachten müssen, um eine echte Gegenstrategie zu entwerfen:
Die Analysen (...) zeigen die wichtigen Punkte auf. Sie zeigen aber nicht, daß sich hier gerade eine unheilige Allianz von Politik und Großmedien aufbaut, denen eine solche Entwicklung genau die gewünschten Veränderungen erzeugt:

1. Die Publikation von kostenlosen, kooperativ erzeugten freien Inhalten wird aufwendiger.
2. Es wird die Überwachungs- und Zensurinfrastruktur legitimiert, die schon im Rahmen der Zensursula-Diskussion gewünscht wurde.
3. Das ganze wird am Ende ein Muster-Anwendungsfall für den elektronischen Personalausweis, der notwendig wird, um sich beim Provider und beim Site-Betreiber für den Internet-Zugang und den Inhaltszugriff zu legitimieren und die Bedarfsträger können endlich mit Identitäten statt IP-Nummern operieren, wenn sie ermitteln wollen.
4. Mit diesen Identitäten lassen sich auch Meldungen und ihre Weitergabe ausgezeichnet tracken, sodaß wir auch eine technische Basis für den Verteilschlüssel der Einnahmen aus dem neuen Leistungsschutzrecht haben.

Es geht also darum, ob das Internet überhaupt frei bleibt. Es geht um einen völlig entgegengesetzen Weg als den, den die Obama-Regierung momentan propagiert und auch gegen Widerstände von Gatekeeperinteressen verfolgt.
Letzteres kann eine Chance sein: Sicherlich ist es wichtig, eine exakte Analyse des Vertrages nach Schwachstellen und Angriffspunkten zu durchsuchen, um es zu stoppen. Das hat letztes Jahr bei Zensursula geklappt und ich glaube auch, daß das dieses Mal hilfreich sein kann.
Aber: wollen wir das jedes Jahr wieder tun?
Oder wollen wir nicht lieber dafür sorgen, dass es eine ordentliche Regelung für das Internet gibt, die dem Medium gerecht wird? Dazu allerdings müsste man wesentlich weiter oben ansetzen als bei irgendwelchen Verträgen, die Länder in stillen Kämmerchen aushandeln. Und wesentlich politischer. Dazu würde ich mir wünschen, dass die Piratenpartei schneller erwachsen wird als momentan. Und dass die an echten Bürgerrechten interessierten etablierten Parteien - wo hört man denn da was von den Grünen und der SPD, die hier immer noch schlafen - mal mehr auf die Beine stellen als sich an die Demos der Überwachungsgegner dranzuhängen.
Es wäre toll, wenn wir jetzt einen Gang höher schalten könnten um einen Weg zu finden, eine wesentlich internationalere Initiative zu befeuern, um das Internet vor denen zu retten, die es als Gefahr für ihre Machtstrukturen stutzen, zensieren und zu einem Überwachungsinstrument umbauen wollen.

Update: Themen trennen - Unsere Jugend wird nicht im Internet bedroht

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Samstag, November 14, 2009

Ergänzung
zur Ausstellung "Fremde" im Deutschen Historischen Museum Berlin. Der Absatz
Neue Gesetze über Staatsangehörigkeit und Zuwanderung schufen erst seit der Jahrtausendwende die neuen Rechtsgrundlagen. Während innerhalb Europas die Grenzen verschwinden, schottet sich die Gemeinschaft der EU zunehmend nach außen ab. Die "Festung Europa" soll Flüchtlingen verschlossen bleiben.
wurde - so berichtet die Zeit - vom Staatsminister für Kultur, Bernd Neumann zensiert und durch eine politische Neusprechaussage ersetzt:
Wie der Sprecher des Deutschen Historischen Museums gegenüber der ZEIT bestätigte, war eine große Texttafel, die sich mit der Situation von Migranten in Deutschland von 1989 bis heute beschäftigt, auf ausdrücklichen Wunsch des im Kanzleramt angesiedelten Kulturstaatsministers ausgetauscht worden. Das Ministerium hatte auch gleich die neue, genehme Formulierung geliefert. (...)
Was mich nicht so sehr wundert ist der Versuch, Ergebnisse wissenschaftlicher Arbeit zu unterdrücken wenn sie einem Politiker nicht in den Kram passen. Was mich wundert ist, daß das tatsächlich geht.

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Sonntag, September 06, 2009

Von China lernen
Der CSU-Politiker Uhl regt
... vor dem Hintergrund kinderpornografischer Angebote im Internet an, Provider per Gesetz zu zwingen, bestimmte Seiten aus dem Netz zu nehmen. Spätestens seit den Olympischen Spielen in Peking wisse man, was möglich sei: "Was die Chinesen können, sollten wir auch können. Da bin ich gern obrigkeitsstaatlich."

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Donnerstag, Juni 25, 2009

Toll, oder?
Heine: (...) Die Unterzeichner der Petition haben gesehen, wie Entscheidungen in der Politik getroffen werden - und das wird sie nachhaltig prägen.

von der Leyen: Das ist doch etwas Tolles

Heine: Für uns war das nicht so toll.

aus dem Interview mit Franziska Heine und Ursula von der Leyen. Eigentlich kann man beim ersten Satz aufhören zu lesen: "Das Gesetz macht deutlich:". Es geht wie von Anfang an vermutet wurde um eine reine Symbolpolitik. Die Zensur ist der Kollateralschaden, der Frau von der Leyen da einfach gar nicht weiter interessiert.
Eine persönliche Beobachtung beim Lesen: Frau von der Leyen spricht mit Franziska Heine so, wie man mit kleinen Kindern spricht, wenn man rüberbringen möchte, daß man sie - so als allwissender Erwachsener - schon wirklich Ernst nehmen will, auch wenn sie einfach noch viel zu klein sind, um all diese komplizierten Dinge, mit denen sich die Großen so beschäftigen, zu verstehen.

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Samstag, Juni 20, 2009

Der Freiheitskämpfer im Ausland ist der Terrorist im Inland
Ich habe mich zum Thema Iran zurückgehalten. Mit Absicht, denn so einfach, wie es sich manche machen, ist es nicht: Moussavi ist beileibe kein heldenhafter Reformpolitiker, der im Handstreich ein repressives Regime in eine leuchtende westlich Demokratie verwandeln will. In diesem Fall wäre er vom den Iran in Wirklichkeit führenden - und von Moussavi keineswegs in Zweifel gezogene - Wächterrat gar nicht erst zur Kandidatur zugelassen worden.
Dennoch: Die Wahl scheint recht offensichtlich gefälscht zu sein, dazu braucht man kein Sherlock zu sein. Und daß dort unten ein an der Macht hängender Präsident mit seinem Staatsapparat gerade jede Menge Unrecht am iranischen Volk begeht ist inzwischen auch offensichtlich.
Ein Schlüsselkanal, um Informationen aus dem Land und in die Welt zu bekommen ist natürlich auch wieder einmal aufs Neue das Internet, das sich inzwischen als ein zuverlässiges Medium etabliert hat, um Ausgangssperren für Journalisten, Zensur und scharfe Grenzkontrollen zu umgehen, mit denen ein Regime noch in für mich erinnerbarer Zeit relativ gut verhindern konnte, daß die Welt erfährt, was eigentlich in genau diesem Moment passiert.
Politiker und Journalisten sind sich gleichermaßen einig, daß es mutige Menschen sind, die es seit Tagen schaffen, Bilder und Filmmaterial übers Internet aus dem Land zu schaffen. Sie sind sich einig, daß es großartig ist, wie die Netzgemeinde auf der ganzen Welt durch ununterbrochenes Bereitstellen von z.B. ständig wechselnden Proxy- und TOR-Servern die Kanäle offenhalten, die die für Iranischen Menschen lebensnotwendig sind, um der Welt zu zeigen, was im Land gerade passiert. Auch ich bin momentan daran beteiligt, die Finanzierung für zwei neue TOR-Server zu sichern, die ein befreundeter Provider und Netzaktivist kostenlos betreuen wird, so lange es nötig ist. Unter anderem auch deswegen bin ich heute etwas zu spät in Düsseldorf bei der Demo gegen Netzsperren aufgetaucht.
Und hier kommen wir doch endlich auch mal zum Thema Es geht gar nicht um ein paar DNS-Sperren. Es geht auch nicht um Kinderpornografie und um angeblich rechtsfreie Räume für ein paar Musikdownloads oder einen Filmstream, den ich mir im Kino ohnehin nie angesehen hätte. Es geht um die Angst eines Staates vor Kontrollverlust. So sehr unsere Politiker über die Findigkeit und Kreativität jubeln, mit der im Moment iranischen Menschen geholfen wird, auf ihre Situation aufmerksam zu machen so sehr werden sie auch daran erinnert, daß die selbe Transparenz ihnen hier ihr schönes System aus sorgfältig und teuer aufgebauten Lobbysatelliten (wie z.B. die Deutsche Kinderhilfe) ans Licht zerrt. Daß ihnen ihre manipulativen Umfragen, mit denen Sie Jahrzehnte lang mit ihrem repräsentativen und unabhängigen Anstrich den Schein erweckten, die Wähler seien mit ihrer Arbeit einverstanden, nun die Ohren fliegen, weil sie schon am selben Tag im Netz komplett durchanalysiert und entlarvt werden.
Und sie wehren sich dagegen mit den Mitteln die alle ängstliche Menschen einsetzen: Mit Verboten, mit Repressionen, mit wüsten Verunglimpfungen.
Deswegen wundert mich nicht, was Fiete Stegers als "Schizophren" betitelt:
Leicht schizophren ist aber wieder das Echo dieser medialen Proteste in Deutschland. Wenn im Iran oder anderen autoritären Staaten Netz-Schreiber gegängelt werden, werden sie regelmäßig in Medien, von Journalisten-Organisationen und Politikern als Internet-Dissidenten oder Online-Journalisten bezeichnet. Und werden gefeiert.
Deutsche Blogger werden dagegen immer noch häufig belächelt, für belanglos erklärt oder als gestörte Internet-Freaks behandelt. Bürgerjournalisten werden als Gefahr für die Medienqualität abgestempelt.
Dabei geht es gar nicht nur um Blogger. Die Medien und Politiker sehen in den Menschen hiter der Pirate Bay nur Raubkopierer und Urheberrechtsbrecher. Wie passt in dieses Bild, daß genau diese leute diejenigen sind, die mit Anonymous Iran eine der wichtigsten Koordinationspunkte für den freien Informationsfluss aus dem Iran stellen? Während Regierungen über Resolutionen brüten und in Protestnoten Pressefreiheit verlangen (natürlich vergeblich, wozu wurde denn die Pressefreiheit im Iran wohl abgeschafft)?
Die Leute, die da gerade für ihr Engagement bejubelt werden weil es für sie eine völlige Selbstverständlichkeit ist, die Informationsfreiheit dort zu ermöglichen, wo sie staatlich beschnitten und unterdrückt wird, die Leute werden hier von unserem Wirtschaftsminister als Pädokriminelle bezeichnet, das sind "diese... Internetcommunitybenutzer", das sind diese amokgefährdeten Killerspieler, das sind diese Schäubleschen "Störer" (deren TOR-Server Anlass für Hausdurchsuchungen sind) und die Leute, die meinen, auch Bombenbauanleitungen sind relevante Informationen weil die Welt nunmal nicht nur aus schönen Blümelein besteht. Das sind diese Star Trek zitierenden pickeligen Nerds, die komisch riechen und trotzdem plötzlich eine Partei mit einem lächerlichen Namen gründen und unsere Verfassung beim Wort nehmen. Das sind diese Hacker, die auch mal die Seite eines Hinterzimmervereines defacen, weil das immer noch ehrlicher ist, als auch nur ein einziges Wort ihres populistischen Chefideologen.
Und nun ist da plötzlich normales Volk, sind es z. B. 40-jährige Familienväter wie ich, die sich mit dem, was diese Menschen da machen, solidarisieren. Davor kann man schon mal Angst bekommen als "Volks"partei.

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Mittwoch, Mai 27, 2009

Die Arbeit fürs BKA machen?
Im Streit um geeignete Maßnahmen gegen im Internet dokumentierten Kindesmissbrauch ("Kinderpornographie") wird von Befürwortern bloßer Sperren angeführt, dass es oftmals nicht oder nur mit erheblichem Aufwand möglich sei, die Inhalte zu entfernen oder der Urheber habhaft zu werden.
Jetzt machte Alvar Freude vom Arbeitskreis gegen Internet-Sperren und Zensur (AK Zensur) die Probe aufs Exempel, analysierte mit automatischen Verfahren die diversen europäischen Sperrlisten und schrieb die Provider an, auf deren Servern sich laut der Listen kinderpornographisches Material befinden soll. Mit beeindruckender Resonanz: Innerhalb der ersten 12 Stunden nach Aussenden der Mails wurden bereits 60 Webauftritte gelöscht. (...)
Hier weiterlesen.

Es beweist genau das, was schon lange jeder, der auch nur einen Funken Ahnung vom Internet hat, sagt: Es ist ganz einfach, illegale Inhalte gleich ganz aus dem Netz zu entfernen und der Aufwand, täglich aktualisierte Sperrlisten an zig Provider zu übertragen und die auch noch geheim zu halten, nur damit jene damit eine was das Ziel der Bekämpfung der Kinderpornografie im Internet angeht völlig wirkungslose Sperre einrichten, steht in keinem Verhältnis zum Ergebnis.
Und wie Alvar Freude nun gezeigt hat, auch in keinem Verhältnis zum nahezu gleichen Aufwand, der zur Überprüfung und ggf. tatsächlichen Entfernung der Inhalte nötig ist:

Die Abschaltung von Webauftritten mit kinderpornographischen Inhalten dauert nicht länger als die Übermittlung einer Sperrliste. Dies führt die Argumentation der Befürworter des bloßen Sperrens ad absurdum - es gibt keinen sachlichen Grund, strafbare Inhalte im Netz zu belassen und sie für alle einschlägig Interessierten mit minimalem Aufwand weiterhin zugänglich zu halten.
Wen man sich zudem die Auswertung genauer ansieht, die zeigt, daß bei der überwiegenden Mehrheit der Webseiten, darunter einigen aus Deutschland, bei der Überprüfung durch den Provider zeigte, dass die Webseiten gar kein kinderpornographisches, teils überhaupt kein irgendwie beanstandbares Material enthielten und der größte Teil der Webauftritte folglich zu Unrecht gesperrt werden, kehrt sich das Verhältnis von Gefahr und Nutzen sogar direkt um:
Die Bedrohung für einen Webseitenbetreiber, irgendwann mal zu Unrecht auf so einer Sperrliste zu landen und somit öffentlich von einer Polizeibehörde bezichtigt zu werden, Kinderpornografie zu verbreiten ist eine sehr wahrscheinlichere, als die Möglichkeit, daß das tatsächlich wahr ist!
Frau von der Layen und argumentiert bei der Frage, warum denn den Betreibern nicht einfach Bescheid gesagt wird, daß ihre Seite illegales Material enthält, daß man das ja durch die Stoppseite sofort sehen würde und hält das auch noch für einen netten Zug: "Eigentlich müsste den Seitenbetreibern die Stopp-Seite dann doch willkommen sein."
Das Problem, das hier offenbar wird ist jedoch ein völlig anderes: Das BKA macht schlicht seine Arbeit nicht, die Politik hat keine Ahnung von der Lebensrealität von Internetnutzern und wegen dieser geballten Ladung an - ja was: Faulheit? - und Inkompetenz wird ein geährliches Zensursystem installiert. So siehts jedenfalls nach diesem Testlauf gerade aus: Der zeigt nämlich, wie es wäre, wenn die Polizei einfach mal ihre Arbeit ordentlich machen würde.

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Donnerstag, Mai 21, 2009

Verachtung
Felix resumiert einen Eindruck, den wohl gerade viele teilen:
während der letzten wochen bin ich zu der überzeugung gekommen, dass politiker die wähler nicht nur für doof halten, sondern sie wahrhaftig verachten. (...)
Womit die gemeinten Politiker einigen Teilen der Medien und der Unterhaltungsidustrie folgen, die diese Verachtung gegen ihre Kundschaft schon um einiges länger zelebrieren. Nun ist es natürlich leicht, da einfach zurückzuverachten und man sieht durchaus auch, daß das nicht ohne Wirkung bleibt: Die Medien senden zunehmend nur noch für sich selbst und müssen die Quotenberechnung immer wieder neu umerfinden und rechtzeitig pimpen, um den massiven Schwund von Zuschauern und Hörern zu vertuschen. Der Tod der Musikidustrie ist uns ja dank ihrem ununterbrochenen selbstgerechtem Gezeter ein ständiger Begleiter.
Das Problem hierbei ist nur: Bei den Medien und Unterhaltungsindustrien, die ihre Kunden nicht Ernst nehmen, bis sie endlich an ihrer eigenen Hybris und Selbstgerechtigkeit erstickt sind, ist das ja in Ordnung. In der Politik ist es das nicht.
Es ist leicht, das wüste herumschraten von Politikern wie Herrn Wiefelspütz oder die momentan stattfindende Ignoranzstrategie gegenüber der sachlichen und detaillierten Kritik gegen die populistische Symbolpolitik von Frau von der Layen und Herrn dings und dongs Guttenberg zum Anlass zu nehmen, Politiker zu verachten. Aber vielleicht muss man das ein wenig differenzierter tun.
Ich will durchaus nicht diese Sorte Politiker in Schutz nehmen, die auf ihrem eigenen Planeten eine Art Politfeudalismus pflegen und über Günstlingsbeziehungen und Lobbynetzwerke von der eigentlichen Idee eines demokratischen Regierungssystems so weit entfernt sind wie meine Migräne von meinem Wohlbefinden. Man sollte sie tatsächlich verachten. Und zwar laut und deutlich. Nicht etwa weil das etwas nützen könnte um diesen Leuten zu Selbsterkenntnis zu verhelfen, das Beispiel Musikindustrie zeigt ja, daß selbst beim Sturz in den Abgrund noch alle anderen Schuld sind. Nein, es geht darum, dem Politikern, die ordentliche Arbeit abliefern, die sich um ihre Themen kümmern, die Lernfähigkeit zeigen, die jede Anfrage fachlich beantworten, den Rücken zu stärken. Dazu is es wichtig, nicht nur die einen berechtigterweise zu dissen, sondern die anderen zu ermutigen. Wir müssen nicht darauf warten, daß die Ideologen, Symbolpolititker und Politadelsseilschaften erst einmal allen zeigen, wie unfähig sie sind, so wie es in England in den Achzigern oder in den USA in den vergangenen 8 Jahren passierte, bevor eine echte Zäsur und Korrektur erfolgen konnte.
Daß es diese Seilschaften überhaupt für nötig halten, ihre Beziehungen zu Medien zu nutzen, daß sie glauben, voller Panik (und dadurch auch völlig dilettantisch) mit ihrem parteilich und personell verflochtenem Schattenverein "Deutsche Kinderhilfe" eine manipulative Umfrage lancieren zu müssen, daß sie alle Strippen ziehen und alle Lobbytricks nutzen, mit denen sie am Ende immer mehr Glaubwürdigkeit verlieren, das ist ein gutes Zeichen. Irgendeine Zeitung hat meinen Tweet zitiert ("Ich freu mich ja so über diese Ignoranz: Das feuert die Petition jetzt nochmal so richtig an."), den ich nach Guttenbergs Statement in der Tagesschau abgesetzt hatte. Ich meinte das Ernst: Diese Verachtung gegenüber uns Wählern, die da offenbar wird, ist ein guter Motivator. Sie verhindert die übliche Resignation, indem sie so wütend macht, daß man einfach was tun muss. Der nächste mögliche Termin, den man dazu wahrnehmen kann wäre zum Beispiel das öffentliche Grundgesetzlesen am Samstag in vielen Städten Deutschlands.
Da ich öfter mal mitbekomme, daß eine gewisse Angst wegen der fehlenden medialen Präsenz der Kritik und vor allem der aktuellsten Relativierung der Kinderhilfe-Umfrage umgeht: Die ist durchaus schon vorhanden. Sicher, nicht in der Bildzeitung oder den Acht-Uhr Nachrichten und auch nicht als Headline, aber zum Beispiel dort, wo z.B. unsere Kids und künftigen Wähler herumstreunen. Und bei den Selbstreflektionen der Medien selbst, deren Zielgruppe z.B. Journalisten sind, die das über solche Kanäle durchaus mitbekommen. Es ist viel besser, mittelfristig eine stabile, umfassende Argumentation zu platzieren, als einmal eine laute Luftblase rauszuhauen. Wenn die Informationslage immer eindeutiger wird, werden die Ignoranten sich irgendwann nur noch wundern, warum ihre schönen Agitationen nach hinten losgehen. Begreifen freilich werden sie es - wie die Musikindustrie - nicht. Dazu sind es ja Ignoranten.

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Freitag, Mai 15, 2009

Wie ein normaler Internetbenutzer Kinderpornografie aus dem Netz entfernt
Ich lese ja seit einigen Tagen immer mal wieder den Vorwurf, die Gegner des Zensurgesetzes machen keine Vorschläge, wie mans besser machen kann. Abgesehen davon, daß es die angemahnten Vorschläge für konkretes und wirksames Vorgehen durchaus schon von Anfang an gibt, wird hier auch mal bildlich in nur einer Minute erklärt, wie man das macht:

Hilft zwar auch nicht beim Fangen von Tätern, aber erreicht exakt das Ziel, das die geplanten Serversperren zwar wollen, aber eben nicht erreichen: Der Zugang zum "Angebot" wird vollständig abgeschnitten.

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Dienstag, Mai 12, 2009

Dubiose Kinderschützer und seltsame Verflechtungen
Ich hatte vor vielen, vielen Jahren mal einen längeren Streit mit dem "Deutschen Tierhilfswerk", das eine Weile partout versuchte, mich als Abonnenten seiner Zeitschrift zu führen. Damals gab es noch kein Internet, es war aber damals der Moment, in dem ich lernte, daß man viele seltsame Briefe, völlig unseriös verfasste (sowas wie "sie wollen doch nicht, daß Tiere verhungern, weil Sie nicht bezahlen") Mahnungen und Drohungen bekommen kann, auch wenn man nie irgendwas unterschrieben hat. Und daß man keinen dieser Briefe, so offiziell und bedrohlich sie auch daherkommen, beantworten muss. Was mich inzwischen relativ immun gegen jegliche Anwalts- und Inkassobriefe von irgendwelchen Internetabzockern sein lässt.
Die andere Erkenntnis aus dieser Geschichte war, daß ich seitdem weiß, daß das mit den edlen Spendensammlern in Wahrheit meistens auch ein Riesengeschäft ist. Klar landet da vielleicht auch mal Geld an Stellen, wo es hin sollte, aber wenn ich z.B. einem Tierheim 100? schenke kommt wahrscheinlich ein wesentlich höherer Betrag dort an, als wenn ich 500? an irgendwelche Spendensammler abdrücke.
Nun zur "Deutschen Kinderhilfe", die mich eklatant an meine damaligen Tierschützerfreunde erinert. Darüber schreibt die Welt folgendes:
(...) "Es hat die Anmutung, dass die Konstruktion von Anfang an als Geschäftsmodell angelegt war. Die Gemeinnützigkeit der Deutschen Kinderhilfe insgesamt wird in Frage gestellt", sagte der Spendenexperte des Deutschen Fundraising Verbandes, Christoph Müllerleile, auf Anfrage.
Es handele sich um "ein selbst versorgendes System, das den Anspruch erhebt, Lobby für schutzbedürftige Kinder zu sein". In einem Schreiben an die Deutsche Kinderhilfe - vom Verein auf der eigenen Homepage publiziert - beklagt Müllerleile obendrein eine "Verschleierung der tatsächlichen Kostenstruktur innerhalb des Verein-Unternehmensverbundes".
Ähnlich kommentierte der erfahrene Vereinsrechtler Roland P. Weber aus München die Vorgänge: Er könne sagen, "dass nach meinem Eindruck die äußeren Umstände (...) darauf schließen lassen, dass das Gewinnstreben bei den Beteiligten (Verein, GmbHs) im Vordergrund steht. Hier liegt die Vermutung nahe, dass der Verein Deutsche Kinderhilfe e. V. unter anderem deshalb gegründet wurde, um einer nicht gemeinnützigen Körperschaft (...) Profite zu verschaffen".
Diese Deutsche Kinderhilfe, die ihre Gemeinnützigkeit inzwischen verloren hat und auch vom Deutschen Spendenrat ausgeschlossen wurde wird momentan vorgeschickt, um eine Schmutzkampagne gegen die Kritiker von Onlinesperren zu fahren.
Ich würde mich nicht wundern, daß wenn ein guter Journalist da mal nachgraben würde, er eine ähnliche Verbindung finden würde wie die zwischen der Ehefrau unseres Wirtschaftsministers Guttenberg, einer seltsamen Expertin und eines Kinderschutzvereines, über die Stefan Niggemeier letztens berichtet hat.

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Sonntag, Mai 10, 2009

Peng, du bist tot!
Bitte unbedingt lesen, das ist einer der in seiner Klarheit und Kürze besten, was sag ich: der beste Presseartikel zum gesamten Themenkomplex der derzeitig stattfindenden unerträglichen und in seinen Auswirkungen hochgefährlichen Symbolpolitik, die man uns momentan zumutet:
Es ist bemerkenswert, dass auch die Opfer von Pädophilie und Schützenwahn gegen die Politik protestieren. Internetsperren und Verbote von Ballerspielen sind nutzlos in ihrem behaupteten Sinn. Aber sie können einen Schaden anrichten, der kaum zu reparieren ist: Die große Koalition ebnet heimlicher Zensur und staatlicher Bevormundung des Privatlebens den Weg, und sie missbraucht dazu die Abscheu gegenüber schockierenden Verbrechen. (...)
Lesen, verlinken, in die Sozialen Netze werfen, per Mail verschicken, auswendig lernen, ausdrucken und in den Hausflur hängen, seine lokalen Politiker damit konfrontieren.
Und natürlich die Petition gegen Internetsperren unterschreiben.

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Samstag, Mai 09, 2009

Nochmal zu einem wichtigen Detail
Die Darstellung, "das Gesetz sperrt Kinderpornoseiten", macht aus jeder Meldung, die dies so oder so ähnlich wie oben zitiert, eine Falschmeldung! (...)
Die Angst vor Zensur basiert NICHT darauf, dass Kinderpornoseiten nicht mehr erreichbar sein könnten. Sie basiert darauf, dass
[das Gesetz erlaubt, daß] eben nicht nur Kinderpornoseiten gesperrt werden und nicht nur der Zugriff auf Kinderpornoseiten den drauf zugreifenden einer Straftat verdächtig macht!
Weiterlesen: Zensur - Die Medien so

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Samstag, Mai 02, 2009

Trackback
Kurze durchsage. Heute abend bin ich telefonisch mit der Sendung Trackback verabredet, die im Berliner Radiosender Fritz heute abend ab 18h läuft. Thema ist Zensur. Man kann auch außerhalb von Berlin Live hören per Stream oder später hören per Podcast.

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Samstag, April 25, 2009

Warum es um Zensur geht
Da reiben sich gerade so viele die Hände, daß man eigentlich ein beständiges Rauschen hören müsste. Die Idee, das Thema Kinderpornografie als Popanz vorzuschicken, um das nun geplante Internet-Zensursystem einzuführen war aber auch wirklich eine richtig gute. Hat das ja zuvor mit den Themen Terrorismus und Internet-Kriminalität nicht wirklich hingehauen, kann man hier spitzenmäßig mit dem Holzhammer wedeln und Kritiker einfachst diffamieren, indem man die eigentliche Kritik ignoriert und ihnen vorwirft, sie wollten die Verbreitung von Kinderpornografie schützen. Wie schnell schon der Vorwurf zum beruflichen und gesellschaftlichen Tod führen kann, zeigte man nur wenige Wochen zuvor ja schonmal anschaulich am Exempel Tauss (der übrigens natürlich nicht im Netz "erwischt" wurde, sondern über Handykontakte und DVDs per Post).
Aber ich schweife schon wieder - wie es durch die Wahl dieses Themas ja auch gewünscht ist - ab.
Denn das Problem, das die Kritiker haben, ist ja natürlich nicht, daß man den Zugang zu Kinderpornografie sperren will, sondern das Sperrinstrumentarium, das man dazu baut. Schaut man sich das an, merkt man schnell: Es geht nicht um Kinderpornos und wie man dagegen vorgeht. Ging es nie.
Es geht um die Installation eines generellen technischen Systems und die generelle Art und Weise, wie es betrieben wird: Es geht darum, daß eine waschechte, diesen Namen zu Recht tragende, Zensur ermöglicht wird. Auch wenn die zunächst gesperrten Websites tatsächlich nur Kinderpornografie beinhalten (was die Liste eigentlich extrem kurz halten müsste) wäre sowohl die Technik, die Verwaltung und sogar die Psychologie installiert, um sofort eine effektive Zensur betreiben zu können.

Technik
Die Provider sollen ihre Nameserver so umbauen, daß Webseiten, die das BKA aussucht und ihnen nennt, nicht erreichbar sind und dem Nutzer bei Aufruf stattdessen eine Sperrseite angezeigt wird. Gleichzeitig soll das BKA jederzeit abrufen könne, welche Nutzer auf Webseiten aus dieser Liste zugreifen wollten und stattdessen auf die Sperrseite geleitet wurden.
Ein normaler Internetnutzer, der seinen Nameserver nicht auf einen freien DNS-Server umstellt, sieht bestimmte Seiten nicht und erhält die Mitteilung, er wolle sich gerade Kinderpornografie ansehen. Ob das stimmt, weiß er nicht und nachprüfen darf er das auch nicht, da ja schon die Suche nach Kinderpornografie strafbar ist. Der Nutzer muss sich in diesem Moment weiterhin im Klaren sein, daß er gerade etwas getan hat, was das BKA als illegal ansieht und als Grund ansehen kann, gegen ihn vorzugehen.
Die allein schon technisch verursachten Risiken für jeden Internetnutzer sind immens, noch dazu, weil man damit auch noch eine perfide Beweisumkehr eingebaut hat: Sie müssen künftig ihre Unschuld beweisen, z.B. daß sie "versehentlich" die gesperrte Seite angesteuert haben. Viel Spaß beim Versuch, Richtern TinyUrls, iFrames, Rootkitangriffe, Hidden Scripting und so weiter zu erklären, wenn Sie überhaupt wissen, was das ist.
Die Lösung zunächst: Den Nameserver umstellen, um sich dieser Gefahr vollständig zu entziehen. Geht schnell und kann jeder.
Die Technik ist allerdings interessanterweise das kleinste Problem in dieser ganzen Geschichte. Es gibt Staaten, die in ihren Zensurbemühungen schon wesentlich weiter sind. Die Menschen dort können dennoch sowohl anonym als auch unzensiert das Internet benutzen. Das Internet ist von Nerds gebaut worden. Ein Staat kann da so viel fordern wie er will, er wird das Netz auf technischer Ebene never ever kontrollieren können.

Verwaltung
Hier liegen die springende Punkte, die das Ganze zum Zensurinstrument machen:
1. Die gesperrten Inhalte stehen auf einer Liste, die das BKA direkt und ohne Prüfungsinstanz erstellt und die die Provider möglichst ohne sie anzuschauen zu installieren haben. Es entscheidet kein Richter über den Inhalt, es überprüft keine unabhängige Institution über die Rechtmäßigkeit, es gibt keine Regelung, wie Adressen überhaupt wieder von der Liste gelöscht werden könnten. Die Polizei, die Verbrecher verfolgt, bestimmt, welcher Wunsch nach welcher Information ein Verbrechen ist. Vorab zu definieren, was ein Verbrechen ist und hinterher darüber zu entscheiden, ob ein Verbrechen begangen wurde ist aber nicht Aufgabe der Polizei.
2. Die Liste ist geheim. So lange diese Liste nicht in die Öffentlichkeit gerät kann alles drinstehen und nichts davon muss gerechtfertigt werden. Wer das in Frage stellt wird zum Verdächtigen. Wie Zensur in Reinform eben funktioniert.
3. Der Gesetzentwurf ist schwammig genug, daß das BKA im Prinzip alles in die Liste setzen kann. Da im Web jeder Inhalt nur einen Klick weiter vom letzten entfernt ist und das Gesetz möchte, daß auch "mittelbare" Seiten gesperrt werden können, kann somit de facto auch jede Seite gesperrt werden.
4. Das System soll die direkte Verfolgung von Zugriffen erlauben. es wird nicht nur gesperrt, sondern es kann auch nachgeschaut werden, wer sich die gesperrten Seiten ansehen will. Dies kann dann Anlass für verdeckte Überwachungen, Hausdurchsuchungen und andere existenzbedrohende Vorgänge sein.
Die Staatsanwälte dieses Landes üben ja seit einiger Zeit kräftig an der Vorverurteilungsfront, indem Sie inzwischen gerne mal Pressemitteilungen über eingeleitete Verfahren rausgeben und die Presse direkt zu möglichst spektakulär und öffentlichkeitswirksam inszenierten Verhaftungen mitnehmen (Zumwinkel, Tauss, Frau B.).

Psychologie
Womit wir schon beim gewünschten Effekt von Zensur sind: Die Einführung der Schere im Kopf. Die wirksame Selbstzensur, weil man nicht weiß, was eventuell passiert, wenn man zu laut und deutlich Kritik äußert. Die Geheimhaltung der Sperrliste und ihre völlige Unverbindlichkeit durch das Fehlen jeglicher Kontolle ist ein bewußt eingesetzes Instrument, um Verunsicherung zu erzeugen.
Ein anderes ist die Verknüpfung mit dem Thema Kinderpornografie, womit wir wieder am Beginn dieses Artikels wären. Man weiß ja inzwischen, daß auch nur der leiseste Ruch, man könnte eventuell irgendwas mit Kindesmissbrauch und Pädophilen zu tun haben, die Existenz vernichten kann, selbst wenn hinterher rauskommt, daß tatsächlich nichts an den Vorwürfen dran war. Wie nahezu generell nichts rauskommt. Das ist ein so extrem starkes und wirksames Druckmittel, was natürlich beispielsweise ein Herr Gorny sofort erkennt, weil sein Versuch, diese Schere im Kopf einzuführen (durch den Versuch, Filesharing als schreckliches Verbrechen zu diskriminieren), wirkungslos blieb und er sich nun an den besser funktionierenden Trigger dranhängt (indem er Urheberrechtsverletzung mit Kindesmissbrauch gleichsetzt).
Die Justizministerin gibt dann noch Tipps in die richtigen Richtungen, die natürlich prompt reagieren. Überhaupt, das mal ganz nebenbei, finde ich es immer wieder seltsam, daß Frau Zypries immer wieder als Warnerin vermittelt wird. Dabei war - so sagt sie zumindest - sie es, die den Gesetzentwurf gegenüber dem Vorabvertrag von Frau von der Leyen verschärfen ließ und dieser nun schon den Zugriff auf Stopp-Seiten verfolgen lassen will.

Um die Frage zu beantworten, warum und wann es in einer Gesellschaft überhaupt dazu kommen kann, daß ein Teil davon meint, einen solchen Eingriff vornehmen zu müssen und der andere Teil (zu dem ich u.a. mich zähle) darin ein so massives Unrecht sieht, das es zu bekämpfen gilt, kann man sich bitte den Artikel "Kampf der Kulturen" drüben bei netzpolitik.org durchlesen.

Den Artikel komplett copy/pasten, ganz egal wo wiederveröffentlichen, per Mail verschicken oder in Foren posten ist ausdrücklich erlaubt (Bitte mich aber als Autor nennen. Ein Link hierher wär zwar lieb, muss aber nicht.)

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Freitag, April 24, 2009

Hallo Volker Kauder, Dr. Peter Ramsauer und Fraktion Dr. Peter Struck und Fraktion
Wenn Sie so tolle Aufrufe gegen die Zensur des Internets im rückständigen Ausland veröffentlichen, müssen Sie schon besser aufpassen, daß sie niemand ein Jahr später mal dran erinnert, wenn die Vorwürfe gegen filternde Schurkenstaaten plötzlich auf das eigene Land zutreffen...

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Mittwoch, April 22, 2009

Der 22.4.2009 ist der Tag, an dem der Graubereich verlassen wurde
und in Deutschland der erste entscheidende Schritt unternommen wurde, um ein funktionierendes Zensursystem einzuführen.
Ich bin kein Freund von markigen Worten. Die werden mir zu schnell zu Phrasen und wirken zu gerne mal hysterisch. Aber heute ist tatsächlich ein merkenswerter Tag, denn wenn wir tatsächlich einmal vor der Situation stehen werden, daß uns jemand fragt "Habt ihr das wirklich nicht bemerkt?" müßten wir antworten "Doch, der erste Schritt war die Einführung von Zensur und die Aufhebung der Gewaltenteilung durch ein Gesetz, das Ende April 2009 vorgestellt wurde." Die Antwort auf die unweigerliche Folgefrage "Und was habt ihr dagegen getan?" würde ich gerne beantworten können ohne mich dabei schämen zu müssen. Am liebsten wäre mir, wenn ich antworten könnte "Verhindert, daß das Gesetz umgesetzt wurde."
Das Problem ist wie so oft nicht, daß Politiker böses im Sinn haben. Dieses Mal ist es eine Melange aus einer einerseits desinformierten Karrieristen-Seilschaft und der für rollende Politikerzüge typischen wirklichkeitsfernen Starrsinnigkeit, die jegliche Warnungen, Hinweise und Proteste ignoriert. Das zu wissen nutzt leider jedoch gar nichts, denn die Frage ist natürlich was passiert, wenn mal eine politische Kraft tatsächlich böses im Sinn hat und einen Staat in die Hände bekommt, der mit einem Zensursystem den Zugang zu Informationen "regulieren" kann, wie das ja jetzt schon z.B. Dieter Gorny gerne mal in feinstem Neusprech fordert.
Was also tun? Zuerst einmal natürlich dokumentieren. Etwas, was ja Dank des Internets sehr gut funktioniert und achon jetzt ist der Unterschied der Qualität der Argumentation so offensichtlich und (durchaus mit dem Bewusstsein, daß diese Wahrnehmung in der Breite der Bevölkerung sicher nicht so klar ist wie in unserer eigenen) wie sie es zu Zeiten von Flublättern und kritschen Zeitungen mit Mindestauflagen nie möglich gewesen wäre. Medien enehmen diese Dokumentation und Analysen auf, wenngleich man sich schon wundern muss, wie wenig Druck sie macht und ihren Selbstanspruch als "vierte Macht" mit unreflektierter Propagandaweitergabe (hier eine Antwort darauf) verspielt.
Dann muss man sicherlich in der persönlichen Nutzung des Internets reagieren: Schon allein weil man ja gar nicht weiß, was alles auf der Zensurliste landen wird und weil es durch die Meldung der Stopseiten-Aufrufe viel zu einfach ist, versehentlich verdächtig zu werden stellt man besser seinen Nameservereitrag auf einen freien DNS-Dienst um. Und auch unversierte Internetnutzer sollten versuchen, ihr technisches Verständnis ein wenig hochzurüsten und zu lernen, wie Proxys, Anonymisierungsdienste und Verschlüsselungen funktionieren und eingesetzt werden kann. Das Internet ist dazu gemacht, um selbst bei einem Atomkrieg Informationen von A nach B zu schaffen. In Ländern, die schon eine wesentlich üblere Zensurstruktur haben, weiß man auch, wie man diese umgehen kann. Es ist letzlich nicht möglich, hier wirklich mit Zensur Erfolg zu haben, da die technisch versierteren Menschen nicht an der Zensur arbeiten sondern gegen sie.
Drittens: Langfristig tätig werden. Vielleicht auch politisch tätig werden. Die Themen in den Meatspace tragen. Wer sich gestern fragte ob Internetproteste überhaupt etwas bringen (was im Grunde dieselbe Frage ist wie ob Demos etwas bringen) oder Diskussionen auf irgendwelchen Chatdiensten dem kann man antworten "Ja natürlich, wenn das nicht alles bleibt.". Die Piratenpartei hat gestern wahrscheinlich den größten Zulauf ihrer Geschichte bekommen (Auch ich werde mich jetzt übrigens um den Eintritt dort kümmern). Die Verdrossenheit weicht sichtbar einer qualitativen Politisierung schon alleine in meiner direkten Umgebung. Ich denke nicht, daß das eine Ausnahme ist.

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Samstag, April 18, 2009

Ist es kriminell, Internetsperren zu umgehen?
Zumindest wird der Eindruck schon mal erweckt:
Das im Fachjargon "DNS-Sperre" genannte Verfahren kann den Zugang zu den verbotenen Webseiten allerdings nur erschweren; vollkommen verhindern kann es ihn nicht.
"(...) Wer etwas kriminelle Energie mitbringt, kann die Sperren leicht überwinden", sagt Christopher Wolf vom Horst-Görtz-Institut für ITSicherheit an der Ruhr-Universität in Bochum. Es gibt zahlreiche Möglichkeiten, um die Blockade zu umgehen: Kriminelle können etwa einfach zu einem der Anbieter wechseln, die bei der Sperrung nicht mitmachen. (...)
Jetzt bin ich schon bei einem Anbieter, der zumindest momentan nicht mitmacht (hier kann man sich informieren, welche Provider sperren und welche nicht). Ob er es tun wird bzw. wie er sich generell zu dem Thema verhält hab ich ihn gefragt mit dem Hintergrund, daß ich das wissen muss, um entscheiden zu können, ob ich bei ihm Kunde bleibe.
Heißt das, ich bin schon kriminell? Oder hab ich noch mal Glück gehabt, weil ich ja nicht gewechselt bin? Ist das Eintragen eines an und für sich ja völlig legalen freien Nameservers, weil man von vorneherein vermeiden will, bei eventuellen Fehleinträgen in dieser BKA-Sperrliste versehentlich in Schwierigkeiten zu geraten, eine Straftat? Oder wird es das irgendwann mal werden?
Das präventiv schon mal zu behaupten ist anscheinend ein bewährtes Mittel, um wirkungslose Maßnahmen zumindest bei Einzelnen durch reine Verunsicherung greifen zu lassen.

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Donnerstag, April 16, 2009

Weil sie Kinderpornografie nicht bekämpft!
Christian Bahls ist missbraucht worden. Er sagt: "Ursula von der Leyens Kampagne gegen Kinderpornografie nutzt nichts und macht mich erneut zum Opfer." - ein Interview im Tagesspiegel mit sehr klaren und einleuchtenden Erläuterungen, warum von der Leyens Internetsperren Missbrauchsopfer sauer machen:
Das ist Wut. Ich bin durch die aktuelle Diskussion aus meinem Trott gerissen und wieder damit konfrontiert worden. Das ist Ärger und der treibt mich an. Die Diskussion, wie sie gerade läuft, ist nicht hilfreich. Die ist schlimm für die Opfer, ihnen wird damit noch ein zweites Mal wehgetan. Ich fühle mich wieder zum Opfer gemacht. Ich fühle mich in der Debatte für ein politisches Ziel missbraucht.

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Sonntag, März 29, 2009

Internetsperre umgehen in 26 Sekunden

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Samstag, März 28, 2009

Meinen Sie das eigentlich Ernst?
Ist glaube ich momentan die Frage, die ich so ziemlich jedem stellen könnte, der momentan in der Öffentlichkeit irgendetwas behauptet.
Herr Mehdorn zum Beispiel sagt "Durch die DB AG wurde niemand bespitzelt", wenn doch grade genau das Gegenteil rausgekommen ist.
Diese komische Familienministerin un ihre Sekundanten, die Kritikern der erstens völlig wirkungslosen und zweitens den direkten Weg in eine unkontrollierte, automatisierte Internet-Zensur freigebende sogenannte Sperre von Kinderpornografie mehr oder weniger direkt sagt, sie wollen die Verbreitung nicht verhindern. Obwohl ein großer Teil der Kritik ja darin besteht, daß man nicht nachvollziehen kann, warum diese Familienministerin nicht lieber die Verbreitung verhindert, so wie es Carechild einfach mal ausprobiert hat und 16 von 20 Servern - die dem BKA aus der berüchtigten Dänischen Sperrliste ja bekannt sind - schließen ließ, indem sie einfach mal bei den Providern Bescheid sagten. Oder darin, daß man darauf aufmerksam macht, daß man mit diesem seltsamen "Eckpunktepapier" anscheinend lieber einen Popanz von einem "Millionengeschäft im Internet" aufbaut, obwohl man eigentlich weiß, wie dieses Zeug entsteht und verbreitet wird. Anders nämlich. Was soll man als einigermaßen informierter Mensch denn über Politikerinnen denken, die so unglaublich abgebrüht scheinen, daß sie ein so ernstes und wichtiges Thema für reine Showeffekte missbrauchen, um kurz vor den Wahlen nochmal Aktivität vorzutäuschen und dabei auch noch die Leute verunglimpft, die auf die Sinnlosigkeit der Maßnahmen hinweisen und die richtigen Maßnahmen fordern?
Drittens sind da die Journalisten und Medien, die geradezu anbiedernd die Mär vom rechtsfreien Internet verbreiten, in dem sich Päderasten und Terroristen tummeln und sich Kinder die Anleitung zum Amoklauf abholen. Dieselben Medien, die sich vor grade Mal 2 Wochen im Fall Winnenden geradezu ekelerregend in Sensationsgeilheit überschlagen haben. All diese Leute kann ich nur noch fragen "Meint ihr das eigentlich Ernst?"

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Mittwoch, Februar 25, 2009

So ungefähr kann man sich das vorstellen mit der Sperrung
Die Internetseite http://www.jensscholz.com, die Sie soeben besuchen wollten, ist vom Bundesministerium des Innern gesperrt worden und für das gemeine Volk nicht mehr erreichbar. Dies kann verschiedene Gründe haben (...)
(via kalibans vollsperrung)

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Donnerstag, Februar 19, 2009

Wenn man keine Argumente hat
und keine Ahnung und man sie sich auch nicht verschaffen will, dann verlegt man sich zu Argumenten, die einem erlauben, die Hände auf die Ohren zu legen und laut zu singen "Ich hör dich nicht, weil du bist doof!". Oder auch so:
Die CDU/CSU-Fraktionsvizechefin Ilse Falk hat die Gegner von Internetsperren per Access Blocking beschuldigt, Kinderpornografie zu fördern. Kritiker handelten verantwortungslos und stellten "die Interessen skrupelloser Geschäftemacher über den Schutz der Kinder", sagte Falk wörtlich. (...)
Und so weiter, bla bla. Man kann sich natürlich drüber ärgern, daß da eine offensichtlich überforderte Politikerin, die einfach gerne bei ihrem kleinen, feinen Weltbild bleiben möchte, in dem was man nicht sehen kann auch nicht existiert, dieses Weltbild folgerichtig auf Kritiker überträgt, die zum Beispiel meinen, daß man statt wie geplant beim wegschauen zu helfen ja auch einfach mal was gegen Kindepornografie unternehmen könnte.
Aber eigentlich muss sie und diese komische Ministerin einem eher Leid tun. Wenn sie so verzweifelt ist, daß sie jeden, der einfach nur mal kurz logisch nachdenkt und drauf kommt, daß die Einführung von Internetsperren zwar alle möglichen Auswirkungen haben kann, aber eben keinem einzigen Kind hilft und keinen Deut zur tatsächlichen Ergreifung irgendwelcher Täter beiträgt, auf die Seite der Bösen stellt, zeigt sich die ganze Armseligkeit ihrer kleinen, sinnlosen Politikerexistenz.
Ich hab mir letztens ja schon dieses Radiointerview angehört, in dem die Vertreterin der 'AG zum Schutz der Kinder vor sexueller Ausbeutung' ihre drei auswendig gelernten Sprüchlein aufsagte und der Vertreter vom CCC ihr erklärte, warum sie einem Argumentations-Popanz folgt. Ich hoffen, diese Verbände und Vereine, denen ja wirklich was am thema liegt, kriegen bald mal mit, daß sie da ganz frech für ein Wahlkampfthema vor den Karren gespannt werden und ihr Anliegen als Hintertür für die Aufhebung der Netzneutralität missbraucht wird, weil Terrorismus und Urheberrecht einfach nicht zieht bei diesem verflucht gut informierten Volk.

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Freitag, Februar 13, 2009

BKA-Sperrliste soll geheim bleiben
berichtet der CCC. Ich gehe vertrauensvoll davon aus, daß die Liste - völlig wurscht was sie soll - nicht geheim bleiben wird.

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Montag, Februar 09, 2009

Das Gutachten des Wissenschaftlichen Dienstes des Deutschen Bundestags
zum Thema Zensur und Inhaltsblockierung ist ja grade das Thema bei diversen Medien von SPOn bis heise. Die jeweiligen Interpretationen und Bewertungen von Teilen davon sind zwar schon ganz interessant, aber ich glaube, ich warte einfach drauf, bis Markus das auf netzpolitik.org veröffentlicht und ich das Gutachten selber in voller Länge lesen kann.
Praktischerweise hat ers nämlich schon.
Und hepp: Da ist es schon.

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Freitag, Januar 23, 2009

Aus Indizierung und Zensur und Magersucht einen prima Eintopf rühren
und dann unter langsamen Rühren ins Klo geben. So lesen sich grade die Mehrheit der Kommentare und Analyseversuche zu dieser scheinbar mächtig aufregenden Geschichte, die offenbar bei Beck Aktuell ihren Anfang nahm:
Die Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien hat mit Entscheidung vom 04.12.2008 erstmals ein Blog im Internet indiziert, das Anorexie und Magersucht (Anorexia nervosa) in Gedichten, so genannten «Glaubensbekenntnissen», Handlungsanweisungen und «Motivationsverträgen» positiv darstellt und glorifiziert. (...)
Im Prinzip sind in diesem Satz eigentlich alle Themen genannt, zu denen man sich informieren kann. Das sind
1. der Vorgang, nämlich die Folgen einer Indizierung
2. die eigentliche News, nämlich daß erstmals ein Blog indiziert wurde und
3. den Grund der Indizierung, nämlich die Verherrlichung von Anorexie.
Wenn man diese drei Themen nicht auseinanderhält, wird man ungefähr das Chaos erhalten, das in diesem Moment in vielen Kommentaren der Blogs und in Forenthreads so herrscht, denn dann werden Diskussionen über die generelle Indizierungspraxis kritisiert mit überwiegend inhaltlichen Überlegungen, die den Nachteil haben, daß man damit die Ebene, in der man erstmal generell die Praxis und den Nutzen von Indizierung bewerten und nach alternativen Wegen der Aufklärung und Kompetenzvermittlung suchen könnte verlässt und in die Diskussion versteigt, ob das Konkrete Beispiel eine Indizierung rechtfertigt oder nicht.
Und davor sollte man die Begrifflichkeiten trennen: Zensur und Indizierung sind völlig unterschiedliche Themen und daher ist auch das Abgleiten in eine Zensurdiskussion eine Sackgasse.
Was mich dabei ein wenig wundert ist, daß gerade in der Netzgemeinde diese notwendige Trennung von genereller Praxis und punktuellem Beispiel oft doch sehr sauber gemacht wird und auch regelmäßig eingefordert wird, z.B. wenn es um die Verknüpfung von präventiven Abhör- und Überwachungsmaßnahmen geht, die die gesamte Bevölkerung in Generalverdacht nimmt und man das mit dem Kampf gegen Kinderpornos und Terrorismus erklärt. Gerade die Trennung ergibt erst den klaren Blick, der erkennbar macht, wo die Problematik tatsächlich liegt. Und dann kann man auch zwei getrennte Themen diskutieren (z.B. "Wie kann man Kinderpornographie bekämpfen?" und "Wie verhindern wir den Überwachungsstaat?").
Wirklich sinnvolle Diskussionen, bei denen ich mich hätte beteiligen wollen, hab ich gestern jedenfalls nicht gefunden. Also getrennte Diskussionen zum gesellschaftspolitischen Thema "Sinn und Wirkung von Indizierung als Regulierungsmittel" und zum soziologisch/psychologischen Thema "Wie kann man Menschen mit schweren Problemen, die ja die eigentliche Ursache von Anorexie (und anderen selbstzerstörerischen Ventilen) sind, die es da offenbar in unserer Netzgemeinschaft gibt, sinnvoll helfen?". Ich fands stattdessen gestern zu oft Schade zu beobachten, wie einerseits Blogger sich plötzlich überkategorisch hysterisch verhalten wie der ADAC bei der Diskussion um Geschwindigkeitsbegrenzungen und andere wie Schäuble bei der Begründung des Bundestrojaners gegenargumentieren.
Es gab allerdings am Ende doch noch eine Diskussion, die konstruktiv und mit der nötigen Ruhe von @plomlompom bei Twitter geführt wurde.

P.S.: Vielleicht fällt ja noch jemandem auf, daß ich oben als eigentliches Thema "Erstmal ein Blog indiziert" genannt habe, das aber gar nicht weiter betrachte. Das liegt daran, daß dieser anscheinend so skandalöse Umstand völlig unerheblich ist. Entweder der Umgang mit Medien insgesamt wird betrachtet und das schließt ohnehin schon Blogs, Foren und alle anderen öffentlichen Kanäle mit ein oder man verteidigt nur seine Sandförmchen. Sich aufzuregen, nur weil es plötzlich um ein Medium geht, das man selbst nutzt, lässt mich jedenfalls eher zurückfragen, warum man sich über die schon Jahrzehnte übliche Indizierung von Zeitschriften, Büchern, Filmen oder Musik nicht genauso aufregt.

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Donnerstag, Januar 15, 2009

Archive.org in Großbritannien gesperrt
Grad mach ichs Maul zu. Und dann les ich das hier: Das Internetarchiv Archive.org wird von vermeintlichen Kinderpornojägern gesperrt:
Die britische Internet Watch Foundation (IWF) hat die Wayback Machine von Archive.org auf die Kinderporno-Sperrliste gesetzt. (...)Die IWF-Aktion habe zur Folge, dass nun zahlreiche Kunden britischer Provider, die die Sperrliste der IWF automatisch übernehmen, überhaupt nicht mehr auf Archive.org zugreifen können. Nach den eigenen Richtlinien der IWF hätte eigentlich nur eine einzelne URL gesperrt werden dürfen.
Die von dem US-amerikanischen Internet-Pionier Brewster Kahle gegründete Site Archive.org ist eine der wichtigsten Online-Ressourcen für Historiker. Auf der dort verfügbaren Wayback Machine werden alte Versionen von Websites gespeichert und zur kostenlosen Durchsicht bereitgehalten.
Die IWF hat die Sperre gegenüber The Register bestätigt. Auf Archive.org seien Bilder zu sehen, die nach dem Kinderschutzgesetz von 1978 verboten seien, so ein Sprecher der Organisation zu The Register. Auf ihrer Website hat die IWF keinerlei Stellungnahme zu ihrer Sperrmaßnahme veröffentlicht. (...)
So siehts dann halt aus, wenn Dilettanten am Werk sind. Und man sollte sich da keine Illusionen machen. Fanatische ideologiegetriebene Kreuzzügler mit Realitätsscheuklappen gibts in Deutschland nämlich auch zur Genüge (einen lustigen Close Encounter mit Pseudojugendshützern hatten wir im Verein auch schonmal), da werden wir sicher auch noch viel Spaß haben: Mit einer ähnlichen Weltsicht könnte man sofort auch die Sperrung der Google Bildersuche und der Wikipedia begründen. Ach so, das gabs ja schon.

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Man könnte natürlich auch Kinderpornographie bekämpfen
Was stattdessen passiert ist die Einführung von Internet-Zensurfiltern:
Deutsche Serviceprovider werden 'noch in dieser Legislaturperiode' damit beginnen, Internet-Adressen mit kinderpornografischen Inhalten zu blockieren.
Natürlich nutzt das gar nichts, zumindest nichts in Bezug auf die Bekämpfung von Kinderpornographie. Und die Frage, ob auf der Zensurliste nicht über kurz oder lang andere Adressen auftauchen werden (Ich höre schon die Tastaturen der "Killerspiel"-Gegner, der Musikindustrie und sonstiger Interessensgruppen aller Art klappern, um ihre Ansprüche an Sperrungen zu stellen) wird schon jetzt entsprechend vage von Frau von der Dings beantwortet:
Kinderpornografie sei als Thema und Problem "klar abgrenzbar". Sie könne jedoch nicht ausschließen, was "künftige Bundesregierungen" für "Wünsche und Pläne entwickeln".
Ich meine, was soll sie denn sagen? Sie ist ja von Schäuble und Glos vorgeschickt worden, um mit dem noch nicht so verbrannten Thema Kinderpornos (Schäubles Terroristen und Glos Wirtschaftslobbyisten ziehen ja inzwischen nicht mehr) die Tür aufzumachen.
Was am Ende geblockt wird kann man prima am immer wieder als Vorbild genannten Beispiel sehen, denn die Filterliste, die Frau von der Bla zu werwenden gedenkt ist zum Glück nicht ganz so geheim. Schaut man sich die an, sieht man schnell wie sinnlos die Sperre tatsächlich als Instrument zur Bekämpfung von Kinderpornographie ist. Stattdessen darf sich z.B. ein Holländischer Spediteur wundern, warum sein Webserver aus Skandinavischen Providernetzen nicht erreichbar ist.
Was mich allerdings nicht einmal so sehr dabei stört ist die unbelehrbare Ahnungslosigkeit und Kurzsichtigkeit der beteiligten Politiker - was soll man anderes erwaten von welt- und technikfremden Entscheidern, die sich ihre Meinung von Gatekeeperlobbyisten und Überwachungsfanatikern vorgeben lassen - sondern daß die "Provider" das offenbar freiwillig mitmachen. Das wäre früher nicht so gegangen, als Provider ihre Aufgabe noch darin sahen, Informationsnetze zu schaffen und den ungehinderten Zugang zu diesen bereitzustellen.
Was mich ebenfalls stört: Daß nichts getan wird, um Kinderpornographie wirklich zu bekämpfen sondern sie - schlimmer noch - perverserweise als Vorwand für die Einführung eines staatlichen Internetzensursystems ausgenutzt wird. Denn, Frau von der langen Leitung: Nur weil Sie etwas nicht mehr sehen können heißt das nicht, daß es das nicht mehr gibt.

Und umgehen ist ganz einfach. Entweder per OpenDNS oder nem free proxy.

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Montag, September 22, 2008

Die Trojanertaktik im EU-Gesetz
Zwischen viel hübschem Verbraucherschutz versteckt versucht man im "Telekom-Paket" der EU doch noch ein paar Klauseln unterzuschieben, die ganz andere Auswirkungen haben können:
(...) Kritiker haben unter den unzähligen und für Laien schwer verständlichen Unterpunkten der vier Richtlinien etwas ausfindig gemacht, das ihrer Meinung nach alles andere als verbraucherfreundlich ist, sondern ein Einfallstor zur staatlichen Kontrolle von Inhalten im Internet darstellt. In einem Entwurf für die Universaldiensterichtlinie ist von "rechtmäßigen" und "unrechtmäßigen" Inhalten der Internetkommunikation die Rede. Den Behörden soll außerdem ermöglicht werden, User mit Hilfe der Internet-Provider über mögliche Copyright-Verstöße und andere Ungesetzmäßigkeiten zu "informieren". (...)
Es dürfte mit Verbraucherschutz tatsächlich nicht viel zu tun zu haben, zu erlauben, Bürgern den Zugriff aufs Internet zu verwehren, wenn sie Filesharingsysteme benutzen. Allerdings ist das nur eines der vielen problematischen Stellen, die im Gesamtbild einen Eingriff in die Netzfreiheit darstellen, die man nicht hinnehmen sollte.
Wie man seinen EU-Abgeordneten für die im Paket verteilten Trojaner-Regelungen sensibilisieren und aktivieren kann, beschreibt Markus auf netzpolitik.org.

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Samstag, Juni 16, 2007

Yahoo, Flickr and censoring germany.
My last comment, i guess. I put it under a really well written post...
I don't really put much hope into a real change of mind coming up. that never happened in similar cases in the past, when communities went to a big company. they eventually lose their spirit, some slowly, some - in case of all y! buys inevitably - fast.
my experience with this (i left several communities that went bad) is, that they don't want individuals. they want the masses. the masses dont complain, they consume and they accept what they get sold. every new customer, from the time we are gone and the traces of the protest (which is necessary nonetheless, noone should be silent when he gets mobbed out like us) have been eradicated, will know no other flickr. so they rather will annoy us so much that we will leave even faster than slower, than trying to find a solution we like and get us back. they don't want us back. they want us to leave.
And we will leave. Thats for sure. Most of the german bloggers don't discuss anymore, what happens here. they discuss, where to go.
yahoo wants flickr to be the family-snapshot massmarket site they tried to establish with yahoo photos. thus, they are closing Y!photos and tell these users to change to flickr. these customers will be glad here, because flickr is way better that Y!photos and they will replace all the formerly pro-account paying germans. for yahoo the way this works out is completely ok, see?
so: i for my part protested. what next? i stopped uploading pics. i will not renew my pro-account. i will not speak to yahoo or flickr staff. i will just leave here as soon as we know where to change to. flickr will survive this protest and will survive us leaving. it will change to a happy family site with print ordering functions, which will fit excellent to yahoos business philosophy.
cheers,
jens

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von Jens Scholz   direct link      0 Kommentare
 

Freitag, Juni 15, 2007

Yahoo Deutschland hat da wohl ein Flickr-Problem
So ein bisschen ist es ja doch gut, daß ich schon etwas Älter bin und einige Internetdienste kommen und gehen gesehen habe. Da waren gute dabei und ganz viele miese. Die Guten hielten hin und wieder einfach nicht durch, auch wenn eigentlich alles recht gut lief - es ist halt dann doch auch mal der Wurm drin, es gab unerwartetes Pech oder einfach keinen Weg in die Rentabilität.
Die miesen musste man zum Glück grundsätzlich nicht lange ertragen.
Wirklich Leid tat es mir aber immer, wenn ein guter Service mies wurde. Vor allem, wenn er Jahre lang gut war. Der Moment, der den Fall einläutet, ist normalerweise der Verkauf.
Muss aber nicht, so war ich zum Beispiel in den ersten Jahren (ich spreche von um 1997/98) von dooyoo ein aktiver Nutzer dort, denn man konnte neben den üblichen Produktbewertungen auch durchaus über andere Themen reden und man hatte für damals auch einige echt interessante Cmmunityfunktionen. Bis eben irgendwann plötzlich "Kein Produkt" erst "Off Topic" wurde, indem man alle Nicht-Produkt-Kategorien einfach löschte und man dann begann, Kommentare und Einträge massiv zu zensieren. Klar gabs da einen ordentlichen Aufstand und ein paar Wochen lang auch einige kreative Aktionen, am Ende erkannten wir aber, daß es den Aufwand nicht Wert war. Wenn die dort nur Kiddies haben wollten, die sich in AIM-Deutsch was über die neuesten Handymodelle zusammenstammeln, have it that way.
Im aktuellen Fall Flickr aber geht tatsächlich alles nach Buch: Yahoo kaufte den Laden und seitdem verblasst der Flickr-Geist und wird nach und nach ein ganz normales Geschäft.
Das sorgt dafür, daß man immer öfter und heftiger mit dem... ich sag mal klassischen, aktiven Internetnutzer in Konflikt gerät. Daß Yahoo keine Firma ist, mit der diese Spezies freiwillig zu tun haben will ist klar: Wer ohne Not ein totalitäres System unterstützt und Dissidenten verrät, wer die klare Ansage macht, daß Themen, die uns Internetnutzer nunmal besonders interessieren, kein Thema sind, sagt im Prinzip: Wir wollen euch nicht, geht woanders hin.
Was okay ist. Ich vermeide Yahoo seit Jahren, ebenso wie ich möglichst weit weg von allen AOLs und T-Onlines dieser Welt bleibe. Das sind alles Firmen, die Internet als etwas anderes verstehen als ich, wir sind nicht kompatibel.
Flickr nun war aber sehr lange auf der guten Seite der Internetwelt. Die hatten da was tolles auf die Beine gestellt und standen auch für eine Philosophie. Eine kompatible Philosophie. Leider eben nur solange, wie sie eben nicht Yahoo gehörten, denn die Philosophie ist nun eine andere.
Letzenendes bin ich nur etwas überrascht, aber auch ganz froh darüber, daß es so schnell geht. Als ich zwingend eine Yahoo-ID brauchte, um Flickr weiter nutzen zu können, dachte ich mir schon, daß es das dann wohl gewesen ist (wie gesagt, ich bin doch ganz froh, daß ich schon eine Weile im Netz unterwegs bin, man riecht das irgendwann). Im Flickr Account stand meine deutsche Adresse. Im Yahoo-Account wohne ich dagegen lieber mal in Alaska (weswegen ich von der Deutschland-Zensur auch gar nicht betroffen bin).
Das heißt also: Der Pro-Account wird ablaufen, um Flickr-Fotos sehen zu können hab ich dann ja einen US-Account. Ich werde die Community dort wohl nicht mehr nutzen und dann auch keine Fotos mehr hochladen sondern mir dafür eine andere Plattform suchen. Ich gehöre offensichtlich nicht mehr zur Zeilgruppe, was mir mittelfristig auch gar nichts ausmacht, ich zahl ja folgerichtig auch nicht mehr.
Worüber ich mich ja amüsiere ist, daß das alles überhaupt nicht nötig gewesen wäre. Die Begründung (nach 2 Tagen) für die Zensur zeigt, daß man bei Yahoo einfach nur vor lauter Angst vor den deutschen Jugenschutzbestimmungen in einem ganz schrägen vorrauseilenden Gehorsam agiert hat (was mich ja seit China nicht verwundern muss). Hätten sie sich richtig informiert, hätten sie ja eventuell kapiert, daß die jugendgefährdenden Inhalte, um die es in unseren Gesetzen geht, bei Flickr ohnehin verboten sind und außerdem - wie man ja bei der Qype-Geschichte erfahren hat - die Abwälzung der Haftung für den Inhalt auf den User in Deutschland prima funktioniert. Wir haben ja auch genügend Fotocommunities in Deutschland, die machen solchen Unsinn nicht und werden trotdem nicht ins Gefängnis gesteckt.
Auf der anderen Seite: Würde Yahoo auf Flickr Inhalt erlauben, der jugendgefährdend ist, würde man sich auch mit den Zensurschritt von Vorgestern keinen Deut mehr Rechtssicherheit verschafft haben, denn dann müßte man zwingend eine valide Altersverifizierung einführen.
Was Yahoo Deutschland aber damit geschafft hat, ist einen hübschen, klaren Rechtsverstoß zu begehen (mag den wer abmahnen?): Man hat für ein zu bezahlendes Produkt die Leistung eingeschränkt und offenbar eine Änderung in der Kundenbeziehung hergestellt, indem die Kunden nicht mehr Flickr oder Yahoo US "gehören", was in Deutschland beides alleine schon grundsätzlich bedeutet, daß die Kunden davon unterrichtet werden müssen (Änderung der AGBs). Was wiederum bedeutet, daß die Kunden ein Sonderkündigungsrecht haben mit Anspruch darauf, das Geld für die restliche Zeit zurückzubekommen.
Ich nehme an, die Diskussion und die Proteste tun Yahoo nicht wirklich weh, dafür sind sie zu weit weg von unserer Denkweise. Ganz gut in ihre Denkweise aber würden Accountkündigungen mit Geldrückforderungen passen.
Ich hab jedenfalls ein paar Worte im entsprechenden Thread dazu gesagt, ziehe die Konsequenz, mich von Flickr zu verabschieden und seitens Yahoo wird man, wenn ich mich recht an Dooyoo erinnere, irgendwann die Threads schließen, die Protestbilder ausfiltern (ah, geht ja schon los) und am Ende genau die deutschen Nutzer haben, die man eigentlich haben will. Es lohnt nicht, dem Flickr nachzuweinen, das es vor ein paar Jahren noch gab. Das Flickr von heute heißt nur noch gleich.

Ach so, und wegen der Sprüche, daß man sich nur aufregt, weil man keine Titten mehr sieht. Don schreibt hier warum man sich wirklich Sorgen machen sollte.

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von Jens Scholz   direct link      1 Kommentare
 

Mittwoch, Juni 13, 2007

Zensur bei Flickr
Ich les mich grade ein wenig durch die Blogs, um dahinterzukommen, was eigentlich wirklich los ist, bei Flickr. Offenbar filtert man dort für User "aus Singapur, Deutschland, Hongkong oder Korea" (was für eine seltsame Mischung) die Fotos insoweit, daß man miteiner entsprechenden YahooID keine Fotos mehr angezeigt bekommt, die nicht "safe" sind, also als "moderate" oder "restricted" markiert wurden.
Ich hab das mal ausprobiert und festgestellt, daß ich tatsächlich bei der Suche keine "moderate" oder "restricted" Ergebnisse bekam. Allerdings konnte ich die Bilder direkt durchaus aufrufen. Es kam zwar eine Zwischenseite mit der Frage, ob ich das wirklich sehen will oder doch lieber zu den Katzen möchte, aber ich konnte doch alle Bilder aufrufen.
Ein Check der Settings (Your Account / Search Filters) ergab, daß diese ominöse "SafeSearch"-Option eingeschaltet war. Nachdem ich diesen auf "off" gestellt habe, kommt jetzt auch keine Zwischenseite mehr und die Suche findet problemlos alle Bilder.
Nun war ich natürlich etwas verwirrt, da ja alle erzählen, sie bekommen nur noch sowas zu sehen, des Rätsels Lösung ist allerdings einfach: Laut meiner YahooID wohne ich nämlich in den USA (mehr zu diesem Thema hier).
Also scheint es zu stimmen: Deutsche User dürften bei Flickr nur noch Katzenbilder gucken. Was für ein elender Schnarchnasenverein ist das denn??? Zumindest dürfte man langsam bemerken, daß sich da grade was tut, was eventuell gar nicht gut fürs Karma ist...

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von Jens Scholz   direct link      2 Kommentare
 
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